Monday Motivation #17
Sein Bestes geben: Von den Stoikern Gelassenheit im Umgang mit Zielen lernen
"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
Was Reinhold Niebuhr hier in seinem Gelassenheitsgebet erbittet, insbesondere die Weisheit zur Unterscheidung der Dinge, ist eine zentrale Praktik der Stoiker. Epiktet etwa schreibt gleich zu Beginn seines Handbüchleins (s. Bild): „Einige Dinge stehen in unserer Macht, andere hingegen nicht.“ Auch ihm geht es darum, das Augenmerk auf solche Dinge zu richten, auf die wir wirklich Einfluss haben. Er gibt auch gleich Beispiele für beide Kategorien: „In unserer Gewalt sind: Meinung, Trieb, Begierde, Widerwille: kurz: Alles, was unser eigenes Werk ist. – Nicht in unserer Gewalt sind: Leib, Vermögen, Ansehen, Ämter, kurz: Alles, was nicht unser eigenes Werk ist.“
Es liegt auf der Hand, dass es der Gemütsruhe abträglich ist, sich über Dinge aufzuregen, die wir gar nicht beeinflussen können. Das Wetter ist ein zwar beliebtes, wenngleich eher harmloses Beispiel dafür. Besorgniserregender sind Dinge wie der Ausbruch einer Pandemie oder eines Kriegs. Die hohe Kunst ist es, diese unabänderlichen Umstände rückwärts gerichtet gelassen zu akzeptieren und dennoch sein Leben und die Zukunft vorwärts gerichtet aktiv zu gestalten.
Die Stoiker waren keine lethargischen Einsiedler ohne weltliche Ambitionen, sondern oftmals sehr engagiert in Gesellschaft und Politik. Mark Aurel, der bedeutendste Vertreter der jüngeren Stoa, war römischer Kaiser, Cato der Jüngere kämpfte „mutig für den Wiederaufbau der römischen Republik“ und Seneca „war nicht nur Philosoph, sondern auch erfolgreicher Bühnenautor, Berater des Kaisers und so etwas wie ein Investmentbanker des 1. Jahrhunderts.“
Wie kann man sich nun auf solche Dinge konzentrieren, über die wir Macht haben und sich trotzdem überaus erfolgreich in Bereichen zu engagieren, die sich unserer Macht entziehen? Einen entscheidenden Unterschied macht es, welche Ziele wir uns setzen. Bestmöglich für ein Tennisturnier zu trainieren und so gut wie möglich zu spielen, das liegt vollständig in unserer Macht, das Turnier zu gewinnen hingegen nicht. Training und Konzentration begünstigen einen Sieg, der aber noch von vielen anderen Faktoren außerhalb unserer Macht abhängt. Ebenso verhält es sich mit den anderen Dingen, die Epiktet auflistet: „Leib, Vermögen, Ansehen, Ämter.“ Sie liegen nicht vollständig in unserer Macht, aber wir sollten sie positiv beeinflussen.
Der erfahrene Stoiker beherrscht diese "Internalisierung der Ziele." Damit schafft er es, den Fokus auf den beeinflussbaren Anteil der Dinge zu richten, um dort sein Bestes zu geben, und den Rest gelassen zu ignorieren.
Gib Dein Bestes diese Woche!
Marcus
PS. Eine längere Fassung dieses Artikels inkl. Literatur findest Du hier (Opens in a new window).
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