Monday Motivation #13
Wie motiviert man Menschen?
»Die Antwort auf die häufig von Managern an Verhaltensforscher gestellte Frage 'Wie motiviert man Menschen?' lautet: 'Gar nicht.'« Damit hat Douglas McGregor im Jahr 1966 alles gesagt, was man über extrinsische Motivation wissen muss.
Trotzdem glaubt man in vielen Organisationen auch über fünfzig Jahre später noch ganz fest an Zuckerbrot und Peitsche in Form von finanziellen Anreizsystemen. Schließlich hat Peter F. Drucker, der grandiose Management-Vordenker des 20. Jahrhunderts, schon 1954 das Führen mit Zielen (Management by Objectives, kurz: MbO) vorgeschlagen, das bis heute noch mehr oder weniger Standard ist. Nur leider ging von seiner eigentlich guten Idee im Laufe der Zeit ein klitzekleines Detail verloren. Das Kapitel heißt nämlich vollständig: »Management by Objectives and Self-Control« also »Führen mit Zielen und Selbststeuerung.«
Drucker hat den Begriff der Wissensarbeit geprägt und immer wieder herausgestellt, dass der Wissensarbeiter grundsätzlich anders, nämlich auf Augenhöhe, wie wir heute sagen würden, geführt werden muss. Daher war für ihn klar, dass das Problem der Ausrichtung von Unternehmen auf gemeinsame Ziele keine reine Zielvorgabe von oben, verstärkt durch entsprechende finanzielle Anreize zur Erreichung, sein kann. Ihm ging es um das Führen mit Zielen im Kontext der Selbststeuerung intrinsisch motivierter und leistungsbereiter Menschen. Er weist in dem Kapitel über MbO sogar explizit und mit einigen Beispielen untermauert darauf hin, wie kontraproduktiv finanzielle Anreize für diese Ausrichtung sein können.
Dass finanzielle Anreize der gemeinsamen Ausrichtung abträglich sein können, kennen wir alle zur Genüge aus der Praxis. Wenn diese Anreize dann wenigstens die Leistung der Wissensarbeiter auf individueller Ebene steigern würden, könnte man einfach diese Fehlkonfiguration des Zielsystems beseitigen. Tatsächlich sind diese Anreize sogar schädlich für Wissensarbeit, wie Sam Glucksberg 1962 eindrücklich nachweisen konnte. Dazu verknüpfte er das Kerzenproblem des deutschen Psychologen Karl Duncker aus dem Jahr 1945 mit einem finanziellen Anreiz und maß die Leistung der Teilnehmer bei der Lösung.
Die Probanden bekamen eine Kerze, eine Packung Reißnägel und Streichhölzer und die Aufgabe, die Kerze an der Wand zu befestigen, sodass kein Wachs auf den Tisch tropft. Bei der Lösung braucht es insofern kognitive Fähigkeiten, als man die sogenannte funktionelle Fixiertheit überwinden muss, um in dem Karton mit den Reißnägeln mehr als nur ein Behältnis zu sehen: Die Schachtel lässt sich mittels der Reißnägel leicht an der Wand befestigen und die Kerze einfach darauf stellen. Und genau diese kreative Leistung leidet unter dem Druck finanzieller Anreize erheblich: Die Probanden brauchten im Schnitt 3,5 Minuten länger für die Lösung!
In diesem Sinne wünsche ich Dir einen motivierten Start in eine kreative Woche!
Marcus
PS: Die Langfassung dieses Gedanken findest Du in diesem Artikel (Opens in a new window).
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