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Am 28.10. in Berlin: #FossileSubventionenStoppen, und #AlleFürsKlima!

Liebe Leute,

es gibt sie noch, die guten Nachrichten aus der und für die Klimabewegung: die Letzte Generation, dieser medial und aktionistisch so dominante Klimaakteur, der doch gleichzeitig zu oft das Gefühl vermittelte, nicht so richtig die Führung der Klimabewegung übernehmen zu wollen und/oder zu können, hat nun genau das getan. Hat sich aus seinem “Business as Usual” - der unangekündigten, kleinen, taktisch hocheffizienten aber politisch zunehmend... fragwürdigen alltäglichen Straßenblockade – herausbewegt, und, inspiriert vom Beispiel der Genoss*innen von XR Holland (Opens in a new window), ruft zum 28.10. die gesamte Klimabewegung zu einer großangelegten, offen angekündigten Massenblockade der Straße des 17. Juni (Opens in a new window)in Berlin auf.


Alle raus zur Massenblockade: für die Bewegung!

Wir, die ganze Klimabewegung, von der moderatesten Fridays For Future Klimastreikenden hin zur radikalsten Baumbesetzerin (generisches Femininum: Männer sind mitgemeint), sollten Alles tun, um diesen Tag, den 28.10., zu einer Machtdemonstration einer ungehorsamen und trotzdem einladenden, wütenden und gleichzeitig euphorischen, diversen und gleichzeitig geeinten Klimabewegung zu machen.

Während der vergangenen Wochen und Monate, eigentlich seit relativ kurz nach Lützerath (Opens in a new window), verspüren viele Klimabewegte eine Art zentrifugaler Kraft in der Bewegung, ein zuerst langsames, dann doch merklich schneller werdendes Auseinanderdriften der großen Bewegungsakteure, zuletzt eine Art kalten (manchmal sogar offenen) Kriegszustand zwischen den zwei dominanten Akteuren, FFF und der LG.

Ich habe schon offen in Frage gestellt, ob es überhaupt noch eine Klimabewegung gibt. Aber die Antwort auf diese Frage ist nichts, was objektiv bestimmt ist: wenn wir uns wie eine Bewegung verhalten, dann sind wir eine Bewegung. Und die Einladung zum 28.10. gibt uns genau diese Option: mit all unseren verschiedenen Skills – den Blockadeerfahrungen von LG und XR, den Großeventskills von FFF, der Musik von Lebenslaute (Opens in a new window), einem riesigen Fahrradfinger der Berliner Fahrradszene, ein paar KüFas, etc... Leute: da geht was!

Die Art von Leadership, die wir brauchen

Aber: da geht nur dann etwas, wenn so viele Klimabewegungsakteure wie möglich über ihre (unsere!) organisatorischen “meh, da steht aber nicht unser Name oben drauf”-Schatten (oder auch den “die machen das irgendwie etwas anders, als wir das machen würden”-Canyon) springen, und das tun, was ich seit Monaten einfordere: dass wir uns alle mal fucking zusammenreißen, und das Interesse der Gesamt-Klimabewegung über unsere jeweiligen individuellen und organisatorischen Eitelkeiten stellen. And if you feel that I'm directly addressing you with these words, you're probably right.

Leadership ist eine Funktion in sozialen Kontexten und Bewegungen, über die wir wenig reden, u.a., weil die deutsche Übersetzung natürlich ziemlich eklig ist, wir uns gerne einreden, eine hierarchie-*freie* Bewegung zu sein (dazu die klassische Kritik von Jo Freeman: the Tyranny of Structurelessness (Opens in a new window)), und mehrheitlich zu glauben scheinen, dass eine “Bewegung” zu sein etwas naturwüchsiges ist, das einfach so passiert, wenn man ung., mehr oder minder, ähnliches denkt und fühlt. Dem ist natürlich nicht so.

Ich werde jetzt keinen allzu komplexen theoretischen Exkurs machen, aber: eine Bewegung, im Sinne einer Bewegung, besteht aus einer Vielzahl in Raum und Zeit verteilter, teils sehr unterschiedlicher Praxen, und es braucht mehr, als nur die Geschichten einiger Storytellers, um aus denen eine Bewegung zu machen: es braucht Akteure, die Angebote machen, an denen sich all die verschiedenen potenziellen Bestandteile einer Bewegung beteiligen, oder auf die sie sich zumindest positiv beziehen können. Deswegen haben wir uns in Lützerath so stark, so sehr wie eine Bewegung gefühlt, und deswegen tun wir das eben genau nicht, wenn FFF mal wieder zum Klimastreik ruft, oder die LG eine ihrer kleinen und unpopulären Straßenblockaden durchführt. Das sind Praxen, die nur die eigene Basis ansprechen, andere im besten Fallen unwillig mitziehen. Was wir brauchen sind Aufrufe, die Fomo auslösen, bei denen die gesamte Bewegung denken kann: yes, das ist Klimabewegung, das brauchen wir gerade, da mach ich/machen wir mit. Ób der 28.10. das wird, hängt von vielem ab, vor allem von uns. Aber die LG hat ein Angebot gemacht, hat sich für eine Leadership-Position vorgeschlagen (im Gegensatz zu bloßer “Dominanz”), und dafür bin ich ihr dankbar.



Must haves für den 28.10.

To be sure, bei all der Dankbarkeit und dem Feiern, bei dem Aufruf zum 28.10. fehlt noch einiges, oder, netter formuliert, das Ganze ist offensichtlich ein Work in Progress, und wir sind Alle aufgerufen, Vorschläge für diese noch offenen Fragen zu machen:

  • Name/Logo: wie eine Aktion heißt, ist wichtig dafür, wie über sie gesprochen wird (wie passt z.B. der Name einer Aktion in einen gesprochenen Satz hinein? “Ich fahre nächste Woche zu Ende Gelände”...), und es kann halt nicht nur “die LG Massenblockade” sein. Da muss was Rockendes her, good brands mean easier sells ;)

  • Forderung: ein Grund für den relativen Erfolg der Holländischen Kampagne (“relativ”, weil das Versprechen eines Parlaments, das Kabinett aufzufordern, einen Plan vorzulegen, well... eben ein at best relativer Erfolg ist, since you can't believe a word they're saying) war eine klare Forderung, die im direkten Zusammenhang mit der Aktion stand, und auch für nicht-Radikale einsichtig war. Was ist die Forderung am 28.10.?

  • Aktionskonsens: die LG lädt ein, also darf sie auch zuerst mal ansagen, was sie sich als Aktionskonsens vorstellt – aber sie muss auch offen für Verhandlungen sein, in denen sie von ihrer etablierten Praxis u.U. abrückt, die z.B. für den immer noch starken linksradikalen Flügel der Klimabewegung im Wortsinne abstoßend ist (z.B. dieses diskursive Nichteskalationsgebot – wenn mich ein Autowahnsinniger anschreit, schrei ich zurück, ich lass das nicht, Buddha-style über mich ergehen).



Das sind keine Quibbles, keine “nice to haves” - sowas brauchen wir, wenn der 28.10. ein Tag werden soll, an dem wir zumindest ansatzweise mal wieder aus der Defensive herauskommen, vielleicht eine richtige Kampagne beginnen, an deren Ende mal wieder ein Erfolg für uns stehen könnte (daher z.B. die Notwendigkeit einer klaren Forderung). Aber for the time being bin ich erstmal glücklich, dass wir auf einen Punkt hinarbeiten können, wo, wenn wir unsere Karten richtig spielen, wir mal wieder zusammen, stark, und attraktiv sein können.

In dem Sinne: am 28.10. raus auf die Straße, #AlleFürsKlima.


Euer Tadzio

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