Vergleich Haarer 1938 vs 1979. Teil 10 und 11 - Entwicklung und Erziehung des Kindes

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Jetzt, da wir uns dem Ende des Buches nähern, wird uns das direkte Vergleichen erschwert durch die unterschiedlichen Strukturen und Gliederungen der beiden Ausgaben. 1938 sind körperliche und geistige Entwicklung, Kleidung, Möbel, Pflege und Erziehung noch in dem Kapitel XII Der ältere Säugling zusammengefasst. Diese Themen sind 1979 in verschiedene, nicht aufeinander folgende Kapitel aufgeteilt. Und wieder ist der Inhalt deutlich verringert worden.

Ich bespreche das Kapitel XII in zwei Teilen (10 und 11). Zum einen weil die Themen so unterschiedlich sind, zum anderen, um der Erziehung - wegen der Haarer ja berüchtigt ist - genug Raum geben zu können. Beide Teile sind jetzt online!

In Teil 10 behandeln wir die Entwicklung des Kindes und seine Wohnumgebung

1938:
S. 223-227 Körperliche Entwicklung
S. 227-245 Kleidung, Strick-, Näh, und Häkelanleitungen
S. 245-254 Geistige Entwicklung und Pflege (inklusive benötigter Möbel)

Dem entspricht 1979:
S. 226-242 Das größere Baby (körperliche und geistige Entwicklung)
S. 295-309 Was das größere Baby braucht (Kleidung und Möbel)

Die Änderungen sind enorm. So sind die 1979 erhältlichen Laufställe kleiner als die von 1938. Das gefällt Haarer nicht. Die Türgitter, die es mittlerweile zu kaufen gibt, sind ihr daher sehr willkommen.

Um das mobilere Baby im Kinderwagen vor dem Herausfallen zu schützen, gibt es 1938 Haltegurte. 1979 werden dieselben benutzt, um das Kind in Liegeposition festzuschnallen, wenn es schlafen soll.

Das Thema Schlaf wurde 1979 drastisch gekürzt. Die Frage, ob Kinder herumgetragen werden sollen, beantwortet Haarer in den beiden Ausgaben ihres Buches sehr unterschiedlich. Immerhin gibt es 1979 bereits Tragesäcke und -tücher. Die Kleidung muss 1979 nicht mehr einfach und zierlos sein und wird eher gekauft als selbst gemacht.

Einige Neuerungen in der jüngeren Ausgabe sind erschreckend, andere erfrischend. Ein Wechselbad der Gefühle. Auf jeden Fall sind die Änderungen drastisch und unsere Ausgangsfrage, ob Haarers Werk nach 1945 nur um den Nazi-Sprech bereinigt wurde, hat eine klare Antwort.

Lies Teil 10 hier. (Opens in a new window)

Die erweiterte Frage ist, ob Haarer nach 1945 zur Aufrechterhaltung der Schwarzen Pädagogik beigetragen hat. In Teil 11 werden wir es herausfinden.

In Teil 11 geht es um die Erziehung des Kindes und seine Betreuung

Beim Thema Schlafen ging es bereits um Erziehung und auch, dass das Kind außerhalb der Pflegemaßnahmen "in Ruhe gelassen" und nach Zeitplan gefüttert werden soll, kann dazu gezählt werden. Doch Haarer widmet der Kindererziehung an sich einen eigenen großen Abschnitt. Das Töpfchentraining zählt als Erziehung und erhält ebenfalls einen eigenen Abschnitt.

Zusätzlich besprechen wir in diesem Teil noch, was Haarer zu anderen betreuenden Personen außer der Mutter zu sagen hat.

1938
S. 254-258 Erziehung zur Sauberkeit S. 258-262 Erziehung

1979
S. 242-245 Erziehung zur Sauberkeit S. 246-250 Ihr Baby und Sie

Die größte Überraschung dürfte sein, dass Haarer bei der "Erziehung zur Sauberkeit" gar nicht erzieht! Sie bietet das Töpfchen lediglich an und will von Bestrafung oder "Zwangs-Topfen" nichts wissen.

Natürlich erklärt sie 1938 lang und breit, was eine gute Mutter ausmacht. Ihr Mutterideal entspricht dem NS-Bild der Mutterrolle. Kann sie das 1979 noch vertreten?

Für die Betreuung in den ersten Jahren kommt für Haarer nur eine Betreuung im Haushalt in Frage. 1938 soll sich die Mutter von anderen Personen nicht in die Erziehung reinreden lassen. Besonders nicht von der Oma des Kindes! Diese sei viel zu nachsichtig mit dem Kind. 1979 hingegen, sollen Mutter und Oma einen Mittelweg finden. Klar, denn nun gehört Haarer selber der Oma-Generation an!

Lies Teil 11 hier. (Opens in a new window)

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