Tag des Vergiftungsschutzes für Kinder im Haushalt
Der 20. März ist der Tag des Vergiftungsschutzes für Kinder im Haushalt. Ich hoffe, alle Eure Medikamente, Reinigungsmittel und was den Kindern noch gefährlich werden kann, sind kindersicher verwahrt.
In den Haushalten befanden sich im 19. Jahrhundert noch wesentlich mehr gefährliche Stoffe, als heute. Darum durfte in keinem guten Haushaltsratgeber ein Kapitel über Vergiftungen fehlen. Neben konkreten Hilfmitteln gegen eine Liste an Giftstoffen, schrieb die Schweizerin Marie Susanne Kübler (1814-1873) folgendermaßen über die Gefahrenquellen:
„Die Unglücksfälle, welche dem Kinde aus Unvorsichtigkeit zustoßen können, sind von erdenklich großer Mannigfaltigkeit. Zu den ernstesten gehören:
Vergiftungen,
da sie tödliche Folgen haben können. Es ist eine grobe Fahrlässigkeit, wenn man irgend eine giftige Substanz, Rattengift, Vitriolöl, Opium u. dgl. unverwahrt und im Bereiche von Kindern läßt. Ebenso sollte man kleinen Kindern kein Spielzeug geben, dessen Farbe bei Benutzung abgewischt werden kann und das nicht durch einen dauerhaften Lack oder Firnis, der sich durch warmes Wasser nicht abwaschen oder auflösen läßt, vor dem Abfärben geschützt ist. Ebenso soll dem Kochgeschirre gehörige Aufmerksamkeit geschenkt werden, da schlecht verzinntes Kupfer leicht Grünspanvergiftungen herbeiführen kann; das Nämliche ist der Fall, wenn säuernde Speisen in Messing gekocht werden oder wenn man überhaupt Speisen in Messinggeschirren erkalten läßt.“
Zitat des Tages aus: Das Buch der Mütter - Eine Anleitung zu naturgemäßer und geistiger Erziehung der Kinder und zur allgemeinen Krankenpflege, Marie Susanne Kübler (Frau Scherr), dritte, umgearbeitete und ergänzte Auflage, Leipzig, Verlag von Abel & Müller, 1891
Außerdem …
Das Buch von Marie Susanne Kübler ist trotz der Strenge und einiger heute überholter Inhalte sehr schön zu lesen. So ist das Kapitel über die Pflege der Sterbenden und Toten voller Fürsorge und Pietät. Ich habe es für meine Leser*innen hier veröffentlicht (Opens in a new window).
Die dritte Auflage erschien bereits nach ihrem Tod und beinhaltet eine fünf Seiten lange Biographie. Kübler war Anhängerin Pestalozzis. Ihr Mann wurde "wegen seiner demokratischen Führerschaft" politisch verfolgt. Besonders bemerkenswert finde ich, dass sie - im Gegensatz zu ihrer Zeitgenössin J. von Wedell (Opens in a new window) keine Eitelkeit und kein Standesdenken besaß. Kein Mensch solle sich für irgendetwas zu schade sein, niedere Arbeiten gäbe es nicht, meinte sie.
Dass ich Dir diese Schriftstellerinnen vorstellen kann, verdanke ich meinen Unterstützer*innen. Gerade zu den Frauen in der Ratgeberliteratur gab es zu Beginn des Blogs noch keine Informationen im Internet. Auch jetzt sind Frauen unterrepräsentiert. Über J. von Wedell steht bis heute nichts bei Wikipedia.
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