DDCAST 147 - Markus Maas "GROSSE BÜHNE DER KOSTÜME"
Markus Maas ist seit 2021 Direktor des Kostümwesens bei der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main GmbH. Kleidung war für ihn schon immer eine Art Kommunikation; eine Sprache, die uns als Betrachter:in, wie auch als Träger:in viel tiefer berührt als das gesprochene Wort. Am Anfang seiner beruflichen Entwicklung entschied sich Markus Maas nicht für das Studium der Mode, sondern für die Ausbildung zum Herrenmaßschneider. Seine mit Auszeichnung abgeschlossene Ausbildung führt ihn in eine neue, fremde Welt: 1991 folgt er dem Ruf ans Theater, um dort zuerst als Herrenschneider und Garderobier in d...
Markus Maas ist seit 2021 Direktor des Kostümwesens bei der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main GmbH und zeichnet mit seinen 120 Mitarbeiter:innen verantwortlich für die Geschichten, die uns als Zuschauer:innen im Kontext der Produktionen der Sparten Oper und Schauspiel Frankfurt durch jedes einzelne Kostüm erzählt werden. Die Zuschauer:innen emotional zu erreichen, die Hülle zu einer authentischen Story wachsen zu lassen, ist für ihn die primäre Aufgabe im kreativen Findungsprozess mit Kostümbildner:innen und Darsteller:innen.
Kleidung war für ihn schon immer eine Art Kommunikation; eine Sprache, die uns als Betrachter:in, wie auch als Träger:in viel tiefer berührt als das gesprochene Wort. Um die perfekte Hülle zur mimischen Darstellung zu schaffen, bedient sich das Kostümwesen vieler Expertisen und unterschiedlicher Disziplinen. Diese Qualitäten tiefer zu verknüpfen und immer wieder auf den Prüfstand der Innovation zu stellen, hat er sich zur Aufgabe gemacht.
Am Anfang seiner beruflichen Entwicklung entscheidet sich Markus Maas nicht für das Studium der Mode, sondern für die Ausbildung zum Herrenmaßschneider. Seine mit Auszeichnung abgeschlossene Ausbildung führt ihn in eine neue, fremde Welt: 1991 folgt er dem Ruf ans Theater, um dort zuerst als Herrenschneider und Garderobier in der Kostümabteilung zu arbeiten. In den Folgejahren lernt er die Kostümabteilung in all ihren Facetten intensiv kennen. Nachdem er in Nürnberg seinen Meister mit der Auszeichnung des Meisterpreises der Bayerischen Staatsregierung absolviert hat, arbeitet er ab 1997 als stellvertretender Herrengewandmeister bei der Saarländischen Staatstheater GmbH. Nach knapp drei Jahren übernimmt er als Herrengewandmeister die Leitung der Kostümschneiderei.
Nur zwei Jahre später beginnt er, neben seiner Leitungsfunktion am Saarländischen Staatstheater, seine Tätigkeit als freischaffender Kostümbildner und neun Jahre später als freischaffender Bühnenbildner. Er kreiert Ausstattungen für Oper, Schauspiel, Musicals und Ballett. 2011 übernimmt er die Leitung des Kostümwesens am Saarländischen Staatstheater und wird dort 2014 Direktor des Kostümwesens.
Im Laufe seiner Karriere tauchen immer wieder zwei Themen auf, die ihn besonders bewegen. Im Rahmen seines mehrjährigen, aktiven Engagements in der Lenkungsgruppe des Costume Forum, dem Netzwerk für Vorstände der Kostüm- und Maskenabteilungen auf europäischer Ebene, bestätigt sich im Dialog mit den Kolleg:innen aus aller Welt seine persönliche Erfahrung: das Verständnis für das Kostüm, der Respekt und die Wertschätzung für die Leistungen der Kostümschaffenden fehlt elementar. Unabhängig von geographischer Lage oder der Größe eines Theaters zeichnet sich nicht zuletzt im Gagenvergleich zwischen Bühnen- und Kostümbildner:innen eine gravierende Dissonanz. Markus Maas beschäftigt sich intensiv mit der Frage nach der Ursache für diese Entwicklung und wie wir diesem Zustand heute entgegentreten können. Neben der Problematik des Gender-Pay-Gap steht zudem eine andere ganz grundlegende Frage: Wie arbeiten wir zusammen und wie wollen wir zusammen arbeiten? Das Verständnis von Arbeit als einem immens wichtigen Teil unseres Lebens und die damit verbundene Art der Zusammenarbeit, dem sozialen Gefüge in Unternehmen, in Theatern und Opernhäusern stellt ganz besondere Herausforderungen an Kolleg:innen, wie an Führungskräfte. Was verstehen wir heute unter einer guten Führungskraft? Für die Leitungsebene am Saarländischen Staatstheater entwickelt er ein Konzept zur kreativen Zusammenarbeit auf Augenhöhe und Kultur der Offenheit, um im kreativen „Brain Trust“ durch offenen Meinungsaustausch und Ideen die Kreativkultur des Unternehmens zu fördern und die Geschäftsführung in ihren Entscheidungen zu unterstützen.
Überdies engagiert er sich seit den späten 1990er Jahren für den Nachwuchs im Handwerk und Kostümwesen. So bildet er junge Menschen zum Herrenmaßschneider aus. 1999 wird er vom Ministerium für Wirtschaft in Saarbrücken zum Mitglied des Prüfungsausschusses für das Damen- und Herrenschneider-Handwerk ernannt. 2020 initiiert er den Beginn der Kooperation des Saarländischen Staatstheaters und der Hochschule Trier im Bereich Gestaltung und Kostümbild.
Literaturempfehlungen von Markus Maas:
SANDER, August (2022): Menschen des 20. Jahrhunderts, Schirmer/Mosel Verlag GmbH
MORELL, Margot / CAPPARELL, Stephanie; KÜNZEL, Patricia (2003): Shackletons Führungskunst. Was Manager von dem großen Polarforscher lernen können, Reinbek:Rowohlt Taschenbuch
LANSING, Alfred (2000): 635 Tage im Eis. Die Shackleton-Expedition, München: Goldmann Verlag
CATMULL, Ed (2014): Die Kreativitäts-AG, München: Carl Hanser Verlag
HAGEN, Jan (2013): Fatale Fehler. Berlin, Heidelberg, New York: Springer Gabler
Links zu den Häuser:
Oper Frankfurt am Main https://oper-frankfurt.de/ (Opens in a new window)
Schauspiel Frankfurt am Main
https://www.schauspielfrankfurt.de/ (Opens in a new window)
Bühnen Frankfurt am Main https://www.buehnen-frankfurt.de/ (Opens in a new window)