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Kapitel #2

Liebe Leute,

wir erwachen aus dem nicht vorhandenen Winterschlaf und nehmen diese Woche die ordnungsmäße Podcastverzapfung wieder auf. Als nächste Folge kommt wahrscheinlich ein “Was wir sonst gelesen haben”-Sammelsurium mit einer noch zu definierenden Anzahl von Titeln. Die Bonusfolge zu Peter Beagles “Ich fürchte, Ihr habt Drachen” steht auch an, und es droht kontrovers zu werden, denn einer von uns langweilt sich und der andere nicht.

Zum Jahreswechsel gab es die üblichen Analysen zum Leseverhalten im Land. Der Online-Händler Galaxus hat eine repräsentative Studie zum Leseverhalten in Auftrag gegeben und veröffentlicht. Ergebnis: Frankreich und Deutschland hat die meisten Leseverweigerer. Und hat die wenigsten Leute (im Rahmen des Umfragegebiets), die mehr lesen wollen. Das “Börsenblatt” macht daraus die unverzagt auf positiv gedrehte Überschrift: “Jeder zweite Deutsche möchte mehr Bücher lesen” (Opens in a new window). Und das Maskulinum ist hier extra unpassend, denn aus dem Text erfahren wir auch, dass überproportional viele Männer zwischen 45 und 59 Jahren nicht lesen, und die wollen das wahrscheinlich auch nicht ändern oder lügen sich was in die Tasche. Da wir beide auch in diese Gruppe fallen: AN UNS LIEGT’S NICHT!
Die Trennung zwischen “Roman” und “Krimi und Thriller” ist seltsam, aber wahrscheinlich meint “Roman” in diesem Kontext Gegenwartsliteratur oder HOHE LITERATUR im Gegensatz zu diesem lästerlichen Zeug, das man nur aus Spaß liest (wie wir).
Dafür hat Deutschland in der Studie den höchsten Anteil an E-Book-Leser*innen (den das Börsenblatt natürlich umdreht zu “Deutschland hat den geringsten Anteil an Print”, weil Prioritäten). Ob das kausal auch mit dem niedrigen Lesevolumen zusammenhängt?

Schaut man auf die Bilanz 2024, bleibt der Trend: weniger Leute lesen mehr (Opens in a new window). Und geben damit auch immer mehr Geld aus, denn die Preise für Bücher steigen. Nun - ALLE Preise steigen, wie wir jeden Tag merken. Wer es sich leisten kann, kauft mehr, deswegen hat die Buchbranche unterm Strich vergleichsweise wenig Grund zur Panik. Aber - subjektive Prognose - wenn das so weitergeht, werden die ungeliebten Flatrate-Modelle für exakt diese Leute interessant, die besonders viel Geld ausgeben. Oder öffentliche Bibliotheken. Denn wir Landeier wissen: eine Kuh kann nicht endlos gemolken werden. Dass Social Media junge Leute zum Lesen bringt, scheint die Branche selbst zu verwundern. Jetzt muss sie sich also doch noch mit diesem Internet rumschlagen! Aber wenn diese Leute ihr Taschengeld dort lassen und auch bereit sind, teure Schmuckausgaben zu kaufen, NA GUT. Und das Buch von Angela Merkel hat vielen Leuten gute Umsätze beschert? Da sagen wir doch: #dankemerkel.

Lesetipp: auf Tor-Online hat Übersetzerkollege Oliver Plaschka einen Text dazu veröffentlicht, wie er Fantastik an der Uni doziert (Opens in a new window).

Und hier noch etwas, das ich mit Eduard-Zimmermann-Stimme kommentieren möchte: “Leider kein Einzelfall”. Pro-Tipp: Wer ein Buch von der KI schreiben lässt, sollte die Prompts und Hinweise der KI vorher rausnehmen.

https://bsky.app/profile/ryanringdahl.com/post/3lfvkb7nxg22c (Opens in a new window)

Aus aktuellem Anlass als Rausschmeißer diese Anekdote (Opens in a new window):

At a party given by a billionaire on Shelter Island, Kurt Vonnegut informs his pal, Joseph Heller, that their host, a hedge fund manager, had made more money in a single day than Heller had earned from his wildly popular novel Catch-22 over its whole history. Heller responds, "Yes, but I have something he will never have enough."

Bis bald
Falko

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