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#015

07.07.2019, 09:01

mein geliebtes kind. oma ist krank.
deine zweite ist heute 900 km weit gefahren, um uns zu helfen.
alle denken an uns, und ganz viele übernehmen kleine und große dinge,
die uns die schwere zeit erleichtern.
papa ist trotzdem so müde und mir tut zwischen kopf und bauchnabel alles weh. ich hoffe so sehr, dass wir alle lange genug kraft haben für das hier.
„es wird ein langer weg“ haben sie gesagt. und ich glaube daran, dass wir den gehen können, weil du dich so entschieden hast.
ich werde alles geben und so viele andere auch.
ich bin erschöpft und dankbar, deine mama.


So lange habe ich hier keinen meiner ersten Briefe an Fritzi mehr geteilt und dazu geschrieben. So lange habe ich es schon nicht mehr geschafft, jede Woche überhaupt einen neuen Text zu verfassen. So lange.

Ich bin krank.
Und ich hatte sofort eine riesige Angst. Es hat mit Husten nach dem Aufstehen angefangen und dann hatte Mascha im Auto auf dem Weg ins Hotel in Thüringen plötzlich 40 Fieber. Ich hatte Angst um sie und darum, wieder so krank zu werden wie im Herbst. So viel Angst.

Seit ich weiß, was aus “es wird ein langer Weg” werden kann, kann ich in diesem Leben nicht mehr mit Zeit rechnen.
Ich schreibe ins Internet, dass ich so wütend darauf bin, dass wir unsere wertvollen Urlaubstage krank verbringen müssen und habe im nächsten Moment das Gefühl, froh sein zu sollen, dass wir für viel mehr Geld zehn Tage Miete für ein Häuschen am anderen Ende von Deutschland ausgegeben haben und uns deshalb sicher noch ein paar Tage für Ausflüge bleiben.
Mir dauert alles zu lange und Vieles geht viel zu schnell.

Zeit ist ein komisches Ding, weil es sich einfach nicht einfangen lässt.
Marmeladenglasmomente sind das, was die wilden Hühner gesammelt haben, um sich zu erinnern. Aber Zeit festhalten lässt sich damit trotzdem nicht.
Wir zünden in unserem Häuschen den ganzen Tag Kerzen für das Hummelkind an und ich bin traurig, dass wir Fritzi niemals mit hier her nehmen konnten - es hätte ihr gefallen.

Das Marmeladenglas, das mir jemand für diesen Urlaub voll mit schönen Erinnerungen gewünscht hat, sammelt aktuell noch vollgerotzte Taschentücher und Kopfschmerztabletten - immerhin: die Coronatests sind negativ.
Meine Laune wird davon trotzdem nur geringfügig besser.
Wann habe ich das letzte Mal in meinem Leben nicht über das drohende Ende von etwas nachgedacht?

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Topic Briefe an Fritzi

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