Erotik und Präsensz
Erotik, die natürliche, sinnliche, dynamische Lebendigkeit des Körpers, des Körpers inhärente Freude und Lust, lebendig zu sein, ist oft an eine Leine gebunden- sie darf nicht frei im Wesen fließen, sie wurde in ein moralisches Korsett gepackt, aus dem sich sich nur in bestimmten Kontexten entbinden darf. Da sie im Grund unterdrückt ist, kommt ihre Deformierung dann zum Ausdruck, wenn sie sein darf, so zum Beispiel in der Sexualität.
Sie zu befreien heißt zuerst, sie als natürliche Lebenslust, Berührungs- und Vereinigungssehnsucht in mir selbst spüren zu können, ohne unmittelbar ein Gegenüber für deren Erfüllung zu bedürfen. Die Lust, die sie bereitet, einfach saftig zu sein, in mir selbst genügend pulsieren zu lassen und diesen Kräften in mir genug Raum zu geben, ohne dass es einen „Anderen“ bedarf.
Erst wenn ich in mir die Weite und Präsens halten kann, die natürliche Erotik meines Leibes pulsieren zu lassen, ohne aus mir zu fallen und den Kontakt zu einem Anderen ersehne oder als Erfüllung meiner Lust herbeiträume, wenn also mein Gewahr-Seins-Container größer ist als die Lust, die sich nach Kontakt und Erfüllung mit Jemandem sehnt, dann ist Sexualität frei und heilig.