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Die Autorität der Straße

Autorität ist eine Beziehungsdimension. Menschen schreiben sie anderen – freiwillig – zu. Wenn diese die Zuschreibung annehmen, erhalten sie Macht – sie werden autorisiert, ermächtigt. Von denen, die ihnen Autorität zuschreiben. Doch Autorität hat auch eine räumliche Wirkung. Sie kann durch einen Ort selbst entstehen.

Ein Ort kann sich mit Autorität aufladen - durch die Anwesenheit von Körpern. Sie verkörpern ihn regelrecht, verdichten Energie, erzeugen eine Kraft, die einer physikalischen Schwerkraft ähnelt. Im sozialpsychologischen Sinne ist diese „physikalische“ Dimension eine Informationsdichte. Die bildet sich durch Kommunikation. Und Kommunikation meint hier neben dem gesprochenen Wort vor allem die körperliche, repräsentative Präsenz - Co-Präsenz genannt.

Deshalb ist es mitentscheidend, dass alle, die sich gegen die zunehmende Normalisierung von Rassismus und Faschismus stellen – gegen die nsafd und deren mittlerweile willfährigen Unterstützer aus csu/csu, fdp und bsw – auf die Straße gehen. Denn schon durch die bloße Anwesenheit ihrer Körper erzeugen sie eine Feldwirkung. Sie macht es schwerer, sich dieser ortsbezogenen Autoritätswirkung zu entziehen.

Wir wissen aus verschiedenen Disziplinen: Autorität ist eine Form von Macht. Ob einem das gefällt oder nicht. Autoritäre Kräfte wissen das seit langem – und sie nutzen es. Immer skrupelloser, immer effektiver. Sie marschieren. Sie besetzen Orte. Sie füllen den öffentlichen Raum mit ihrer Präsenz und erzeugen so eine Macht, die über Argumente hinausgeht.

Deshalb ist es so wichtig, dass die demokratische - gewaltablehnende - Zivilgesellschaft sich diese Autorität zurückholt. Durch Demonstrationen. Durch die Besetzung von Orten. Durch die schlichte Anwesenheit ihrer Körper.

Denn wir müssen uns wieder bewusst werden: Autorität wirkt. Sie erschafft auch Realität. Und sie entscheidet mit darüber, wer die Wahrnehmung eines Raums wesentlich mitbestimmt. Also raus auf die Straße, zu den Demonstrationen!

Denn nur, wenn wir da sind, können sie ihn nicht für sich beanspruchen.

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