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Wochenplannewsletter #22

Meine Lieben,

ich habe mir etwas vorgenommen: Ich will die Wertungen von anderen nicht mehr wissen. Oder analysieren. Oder kommentieren. Oder mich darüber wundern, freuen, ärgern, in Bald-nicht-mehr-Skype-Chats*, in Foren, in Podcasts. Denn erstens ist es für mein Erleben und später auch mein Urteil egal, wie andere ein Spiel, einen Roman, eine Serie finden. Und zweitens bringen die Diskussionen darüber keinen weiter.

Menschen schreiben Abweichungen von der Norm ebenso einen Belang zu wie Normkonformität. Beides ist ein Denkfehler. Der Umstand beispielsweise, dass wenige (wie ich) Civilization 7 momentan entsetzlich finden und viele ziemlich gut, bedeutet … gar nichts. Mein Urteil wird dadurch nicht valider, ihrs auch nicht. Dass etwas von der Mehr- oder einer Minderheit geteilt wird, sagt nichts über seinen Wahrheitsgehalt aus, es sei denn, wir sprechen über empirisch belastbare Konsens** in der Wissenschaft.

Ich gebe zu, dass ich noch nie einen Strom gesehen habe, gegen den ich nicht wahnsinnig gerne schwimmen wollte. Nonkonformität ist meine Default-Haltung, sie passiert mir so natürlich wie das Atmen. Und sie bereitet mir Freude. Aber auch der Nonkonformist sollte sich seine Schlachten aussuchen, und auf dem Hügel der Bewertung anderer will man nicht sterben. Nicht mal leben will man dort. Da sollen sich die anderen alleine tummeln und Spaß haben. Man lümmelt ja auch nicht in Nachbars Garten rum, bloß weil er einen hat. Im Idealfall macht man sich überhaupt nie Gedanken um Nachbars Garten, denn in den allermeisten Fällen dürften solche Gedanken mit ungemütlichen Sachen zusammenhängen, die gemeinhin mit Nachbarschaftsstreit umschrieben werden.

Ich erkläre das so ausschweifend, weil ich zufällig (ehrlich! es war eine dieser räudigen Headlines, die man im Kopf nicht ungelesen machen kann) gesehen habe, dass Monster Hunter Wilds offenbar überall Traumwertungen kassiert hat. Und weil ich übers Wochenende Monster Hunter Wilds gespielt habe. Und weil das Erleben des einen sich nicht unbedingt mit der Lektüre des anderen deckte. Aber egal! Ich will darüber gar nicht mehr nachdenken, und ich nutze unsere gemeinsame Kaffeepause mit dieser anmutigen Nele (Abkürzung für Newsletter) dafür, euch zu ermutigen, das auch so zu halten.

Ich bin hier, weil mich die Meinungen von André, Sebastian, Dom, JR usw. interessieren***. Ihr mutmaßlich auch. Reden wir also weniger über andere, und wenn doch, dann vielleicht wenigstens mit ihnen zusammen. Letzte Woche habe ich zwei Sonntagspodcasts aufgenommen, die genau das tun. Und ich fand sie toll. Einen davon hört ihr schon diesen Sonntag.

Zu Monster Hunter Wilds sei an dieser Stelle gesagt: Wer Monster Hunter World liebte, wird wahrscheinlich auch Wilds lieben. Und wer Monster Hunter World schon für ein überbewertetes, repetitives Grindfestival hielt, der wird von Worlds wahrscheinlich nicht bekehrt. Da die Monster bislang tatsächlich wie Monster aussehen und nicht wie niedliche, bloß viel zu groß geratene Tiere, befinde ich mich irgendwo in der Mitte und habe auch keine Probleme, sie mit überhaupt nicht niedlichen, weil viel zu groß geratenen Dolchen abzustechen.

Dieser Tage darf man nicht wählerisch sein.

*Skype wird Anfang Mai abgeschaltet. Niemand bedauert das mehr als wir, die sich nun einen anderen Dienst für Chats, Aufnahmen usw. suchen müssen.

Also … um ehrlich zu sein hatten wir eh geplant, zu Discord o.ä. zu wechseln, weil Skype nur rudimentär moderner als Wählscheibentelefone ist, aber über Tote soll man nur Gutes sagen.

**Das Internet behauptet, der Plural von Konsens sei Konsense, was aber so scheiße aussieht, dass ich die Realität nicht akzeptiere, weil sie sich irrt.

***Ich meine das bierernst und humorlos. Würden mich die Meinungen meiner Kolleginnen und Kollegen nicht interessieren, wäre ich nicht der aufrichtigen Überzegung, dass sie zu den spannendsten, erkenntnisreichsten und klügsten gehörten, die man in diesem Sprachraum finden kann, wäre ich vermutlich schon aus lauter Langeweile geflüchtet. Meinungen gibt’s wie Sand am Meer, jeder von uns hat viel mehr davon als ihm/ihr gut tut, und wenn sie nicht stimulieren, dann sind sie Zeitverschwendung.

1 Umfrage, 5 Gedanken

Hier wie versprochen die ersten Ergebnisse unserer kleinen Umfrage von neulich. Der zweite Teil folgt kommende Woche an dieser Stelle.

Ihr einnert euch womöglich - wir hatten unter anderem nach euren Lieblingsformaten gefragt und nach den Formaten, die ihr am ehesten streichen würdet, wenn man euch dazu zwingen würde:

Die fünf beliebtesten Formate:

  • 10 Jahre Klüger

  • Wertschätzung

  • Feierabendbier

  • Diaries

  • Das Magazin

Die fünf noch am ehesten verzichtbaren Formate:

  • Gänsehaut

  • Alphabet

  • Pile of Fame

  • Filmpodcast

  • Double XP

(beide Reihenfolge beliebig und nicht absteigend geordnet)

Erster Gedanke: Die Top 5 überraschen nicht. Die Diaries dürften durch die herausragenden Crusader-Kings-Tagebücher ordentlich Rückenwind haben, 10 Jahre Klüger ist unser ältestes Backer-Format, das Feierabendbier als “kleiner Sonntagspodcast” und die Wertschätzungen sind erwartbar beliebt. Höchstens das Magazin überaschte mich ein wenig und freut mich total für Sebastian, denn das ist mega-verdient. Wir haben das zum Anlass genommen, das Erscheinen des Magazins ab sofort für Freitag um 0 Uhr fest anzupeilen, damit ihr es schon beim morgendlichen Pendeln, Babystillen, Putzen usw. hören könnt. Und es wird im Laufe der Woche auch eine kleine Umfrage zum Magazin in euer Postfach flattern.

Zweiter Gedanke: Die verzichtbaren 5 überraschen auch nicht. Es sind Formate, wo nur einer bzw. gar keiner der Stammbesetzung dabei ist. Und wir wissen schon aus seligen Printmagazintagen, dass Menschen ihre Stammbesetzungen lieben. Mir geht’s ja auch so, wenn ein Podcast, den ich gerne höre, plötzlich einen (wiederkehrenden) Gast hat. Der kann toll sein und eine enorm bereichernde Perspektive mitbringen, für die ich dankbar bin, aber wenn man mich zwingen würde, dann würde ich die Folgen mit der Stammbesetzung vorziehen. Das ist keine Geringschätzung des Gastes, sondern Zeichen dessen, dass wir Menschen liebgewonne Routine schätzen. Selbst das enorm beliebte 10 Jahre Klüger ist (vermutlich) aus diesem Grund für euch verzichtbarer als Wertschätzungen, Feierabendbier und Viertelstunden zusammen.

Dritter Gedanke: Keine Sorge, wir werden jetzt nicht sofort mehr von Liste a und weniger von Liste b produzieren. Solche Umfragen helfen uns eher dabei, ohnehin geplante Veränderungen zu substantieren. Zum Beispiel haben wir intern schon Ende 2024 beschlossen, Gänsehaut in eine kreative Pause zu schicken. Und dass z.B. Pile of Fame kein endloses Format sein würde, war schon seit seiner Einführung während meiner Auszeit kommuniziert; und dann lief es eben doch weiter und gefällt uns gut. Bitte denkt also nicht, dass wir nun datengetriebenen Content machen. Wir sind seit fast 10 Jahren mit nahezu überhaupt keinen Daten sehr erfolgreich, wir werden nun garantiert nicht alles oder auch nur vieles umwerfen, weil wir ein paar Daten haben, die uns das sagen, was wir ohnehin schon dachten.

Vierter Gedanke: Ob ich irgendwann die vollständigen Ergebnisse als Diagramme mit allen Prozentwerten veröffentliche, weiß ich noch nicht. Solche Dinge neigen dazu, überanalysiert zu werden. Und ich will auch keine Aussagen a la (fiktives Beispiel!) “83% wollen den Filmpodcast nicht, wieso läuft der überhaupt noch?!?” lesen.

Fünfter Gedanke: Fast 3.000 Antworten (2.977, um genau zu sein) sind echt eine Hausnummer. Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben!

Was wir am Spielen sind

Sebastian, Dom und Jochen sind über das Steam-Next-Fest hergefallen wie einst die Heuschrecken über die Felder der Ägypter, haben lauter Demos (darunter auch die zum Gothic-Remake) gespielt und werden kommende Woche berichten, auf welche größeren und vor allem kleineren Spiele ihr euch 2025 wirklich freuen könnt. Und um welche ihr womöglich lieber einen größeren Bogen macht als ihn die Ägypter lieber um Moses gemacht hätten, wenn man der Bibel glaubt. Wer will schon Frösche auf den Kopf geregnet bekommen und konstatieren müssen, dass das noch das beste war, was einem in letzter Zeit passierte?

Ich wiederum schaue mir neben Monster Hunter Wilds ein waschechtes Oldschool-Rollenspiel ein bisschen genauer an, es heißt Skald, lustwandelt bei Steam umher und wird bezeiten zusammen mit JR näher besprochen.

Ja, ich wollte einfach mal das Wort “lustwandeln” benutzen. Ich habe am Wochenende nämlich beschlossen, dass mein neuer Lebenstraum darin besteht, ein Lustschloss zu besitzen, um das ich anschließend lustwandeln kann.

Wahrscheinlich wird es am Ende auf ein Luftschloss hinauslaufen, aber dieser Tage darf man nicht wählerisch sein.

Was wir sonst noch so machen

Urlaub. Jedenfalls im Falle von André. Der nämlich hat es richtig gemacht, eine passende Gelegenheit beim Schopfe gepackt und sich bis Mai in einen verdienten, langen Urlaub verabschiedet. Gerade läuft es bei uns nämlich nicht nur geschäftlich toll, auch die Arbeit hinter den Kulissen hat sich - nicht zuletzt dank JR - in eine deutlich weniger stressige und erheblich produktivere Richtung entwickelt, sodass André nach fast zehn Jahren Podcastaufbau und Bürokratie und durchgespielten Wochenenden den Akku endlich mal so lange aufladen kann, wie das irgendwann nötig ist, wenn man mit Kreativität und originellen Ideen sein Leben bestreitet.

Aber keine Sorge! Wir haben noch genug André-Podcasts in der Hinterhand. Ihr werdet also auf seine liebreizende Stimme und seine klugen Gedanken nicht verzichten müssten. Den letzte Woche angekündigten Podcast mit Janna über die Wertungswut verschieben wir übrigens nochmal eine Woche, weil wir bemerkt haben, dass das Feierabendbier über Spiele in Ägypten schon ein klein wenig länger (so seit etwa Mitte Januar) auf unserem FTP-Server reift.

Und genau das meinte ich weiter oben: Inzwischen können wir zeitlose Themen und aktuelle Spiele, Meldungen, Entwicklungen wunderbar jonglieren und zusammenstellen, was uns die Flexibilität gibt, auch dem nachzugehen, ohne das Kreativität undenkbar wäre: Müßiggang.

Das ist übrigens keine Ausrede fauler Kreativschaffender. Inzwischen ist auch wissenschaftlich sehr gut belegt, dass Kreativität kleine und größere Zeiträume des Nichtstuns benötigt, um dauerhaft zu zünden. Vielleicht findet man sie deshalb immer seltener in einer Medienwelt, die Dauerbeschallung zum Geschäftsmodell gemacht hat?

Das Rätsel zum Sonntag

Menschen aus dem Forum baten mich, das Rätsel ein bisschen schwieriger zu gestalten, damit sie besser ihrem Ratespiel frönen können. Dem will ich gerne nachkommen:

Drei Buchstaben untersuchen gefährliche sex Buchstaben

Riddle me this!

Jochen

1 comment

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