Aus Gründen, die nicht kulinarischer Natur sind, feiert dieses Verb etwas zu dauerhaft Hochkonjunktur. Hier folgen einige Beispiele aus der politischen Prosa, was sich verschärft oder verschärft werden muss. Aus der Ferne erklingt in dem Wort ein Echo auf das Handwerk des Scharfrichters, der seine Klingen einsatzbereit halten und entsprechend pflegen muss. Wer etwas verschärfen will, steht - wie unfreiwillig auch immer - in dieser Tradition.
Verschärft werden muss
die humanitäre Krise
Unterschiede der Wirtschafts- und Haushaltslage in den EU-Mitgliedsländern
bestehende Konflikte
das Arbeitnehmer-Entsendegesetz – mit der Generalunternehmerhaftung für die Einhaltung des Mindestlohns und die Abführung der Sozialversicherungsbeiträge
Einreisebestimmungen
das Waffenrecht
Gesetze gegen Hassverbrechen
das Netzwerkdurchsetzungsgesetz
Handelskonflikte
Gefahren jeder Art
Spannungen zwischen dem Iran und den USA
Hunger und Elend, wenn wir nicht handeln
Kinderarmut
das Problem (gleich welches)
das Elend der Globalisierungsverlierer
der Ton in der politischen Debatte
nationale Klimaschutzziele
eine Digitalisierung, die auf Fortschritt mit menschlichem Maß abzielt, die soziale Gegensätze und Ungleichheit nicht sehenden Auges verschärft (so redet der Bundespräsident)
der Umgang miteinander auf vielen Ebenen (die Bundeskanzlerin)
Abwässer im Trinkwasser
Auseinandersetzung um Ressourcen
und natürlich pandemische Maßnahmen gleich welcher Art.
Schärfe ist darüber abgestumpft. Es wäre besser, sie nur dann zu nutzen, wenn sie wirklich gebraucht wird, wie etwa beim Kochen mit kleinen getrockneten Chili-Schoten. In der Politik ist das Verschärfen schon lange stumpf geworden.
PS: Die Lieferungen erfolgen nach einer unabwendbaren Pause nun wieder wöchentlich. Mit der Bitte um Nachsicht und die Gewogenheit meiner Leserschaft, Ihr Hans Hütt