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Gnomenaufstand – Der Tiger auf dem Bilderrahmen

Kinder sind unheimlich fantasiebegabt. Sie finden Dinge, sehen Zusammenhänge, die uns Erwachsenen völlig abgehen. Wir haben durch unseren Alltag einfach keinen Blick mehr dafür. Kinder haben dieses Problem nicht. Sie haben Zeit, Energie und eine unverfälschte Vorstellungskraft. Falls man sie lässt.

Doch in die negativen Aspekte dieser Sache möchte ich gar nicht näher einsteigen. Unsere Gesellschaft und die Auswirkungen auf die Kinder sind allgemein bekannt. Und an dieser Stelle gibt es weit bessere Leute, darauf aufmerksam zu machen, als mich. Nein, ich möchte etwas vollkommen anderes zeigen. Vorstellungskraft.

Meine Tochter ist ein Energiebolzen, oder um das mit den Worten unserer Generation auszudrücken, „Pikachu Donnerblitz“.
Ja, sie ist wie Pikachu, ein vollgeladenes und zu allen Taten oder Schandtaten bereit. Mit drei Jahren kennt sie kaum ein Risiko. Aber das wird langsam. Sie macht alles, was ihr in den Sinn kommt. Egal, wie gefährlich das in unseren Augen vermutlich ist.

Eine kleine Hürde existiert für sie jedoch: die Sprache.
Vor einigen Monaten wies uns die Kinderärztin auf einen möglichen Sprachentwicklungsrückstand hin. Das war uns selbst auch schon aufgefallen. Aber ich verlasse mich, besonders was meine Tochter angeht, lieber auf Profis. Die Gnomin spricht also verzögert. Oder hat verzögert gesprochen. Denn es wird immer besser. Jeden Tag mehr und jeden Tag kommt etwas Neues dazu. Noch verschluckt sie die Anfangsbuchstaben oder kann das Wort nicht korrekt formulieren. Deshalb ist vermutlich eine logopädische Begutachtung sinnvoll. Aber es wird.

Und damit kommen wir zu dem geilsten Ding überhaupt:
Das Ausdrücken ihrer Vorstellung.
Mann, habe ich geschaut wie ein Alpaka, dem man das Futter vorenthält. Die Gnomin stand dieser Tage vor mir und deutete auf einen Beistelltisch im Wohnzimmer.
„Tiger, rot“
Ich riss die Augen auf. Und kapierte zum Glück sofort.
„Sitzt da ein Tiger?“
„Ja.“
„Und der ist rot?“
„Rot, orange, Apfel.“
„Aha, der ist also rot und orange und er hat einen Apfel?“
„Ja.“
Aus diesem Dialog wurde ein Spiel. Denn der Tiger blieb natürlich nicht sitzen. Nein, er rannte durch die Wohnung. Er versteckte sich vor uns, wir uns vor ihm. Und dann saß der rot-orange Tiger auf einem Bilderrahmen und futterte seinen Apfel.
Ich war stolz wie Bolle.
Meine Tochter hatte gerade mit ihrem Wortschatz eine Fantasie geäußert. Und sie mit mir ihren Papa spielerisch weitergeführt. Besser kann man es nicht haben.

Der Tiger hängt übrigens immer noch bei uns herum. Aktuell sitzt er auf den Schränken oder hängt an der Decke. Starker Tiger. Vielleicht bekommt er ja bald Gesellschaft. Ein Affe wäre cool.
Aber das bleibt der Gnomin überlassen.

Bildquelle (Öffnet in neuem Fenster) des Teaserbildes

Kategorie Gnomenaufstand

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