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Auf den Spuren von Pfarrer Joseph Gabler

Eine Sammlung von geistlichen Volksliedern im niederösterreichischen Waldviertel in der (ober-)bayerischen Volksliedpflege

(Öffnet in neuem Fenster)

Vor 200 Jahren wurde der Pfarrer, Kirchenmusiker und Sammler geistlicher Volkslieder Joseph Gabler (1824–1902) in Ramsau/Altpölla im niederösterreichischen Waldviertel geboren. In seinen Sammlungen mit geistlichen Volksliedern aus der mündlichen und handschriftlichen Überlieferung der katholischen Pfarrgemeinden, der (privaten) Wallfahrtsführer, Vorbeter und Vorsinger im Waldviertel zwischen Donau und der heutigen Grenze zu Tschechien hat er zwischen Volksliedern und Kirchenliedern unterschieden. Sein Katholisches Wallfahrtsbuch (1854), die Neue Geistliche Nachtigall (1884, Lieder einstimmig) und das Hauptwerk Geistliche Volkslieder (Regensburg/Linz 1890, mit 714 Liedertexten auf 387 Melodien) als verbesserte und vermehrte Neuauflage der Nachtigall haben das natürliche zweistimmige Singen im ganzen süddeutschen Sprachraum am Beispiel der Dörfer im Waldviertel (Diözese St. Pölten) abgebildet.

Text: Ernst Schusser  Fotos: EBES-Volksmusik, Familie Linhuber

Gabler Symposium 2024

Höchst informativ war das anlässlich des 200. Geburtstages (21. Januar) von Gabler am 6. und 7. April 2024 in Spitz an der Donau durchgeführte Symposium, zu dem die Volkskultur Niederösterreich mehrere Fachleute aus Österreich eingeladen hatte. Den sehr interessierten, aus der Praxis und aus der Wissenschaft kommenden Teilnehmern wurde in erfreulich verständlicher Sprache viel Wissenswertes geboten: Dr. Peter Gretzel, der Leiter des Niederösterreichischen Volksliedarchivs, brachte Biographische Notizen und Mag. Johann Simon Kreuzpointner (Abt. Kirchenmusik der Diözese St. Pölten) sprach über Gablers Wallfahrtsbuch (1854) und seine Melodienotation im Kontext seiner musikalischen und theologischen Ausbildung. Dabei konnten wir auf Bezüge zur Melodieaufzeichnung von unserem bayerischen Mundartforscher Johann Andreas Schmeller (1785–1852) bei seinen Feldforschungen in den 1830er-Jahren hinweisen.

Besonders grundlegend waren die Ausführungen von KR Mag. Herbert Döller (Stadtpfarrer und Dechant von Waidhofen/Ybbs) unter dem Titel Unter Beteiligung des Volkes: Hier waren in den Ansätzen zum Singen geistlicher Volkslieder bei Gabler schon wichtige Erkenntnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils in den 1960er-Jahren und der daraus erwachsenden Liturgiereform (u. a. Beteiligung der Gemeinde, Muttersprache) vorweggenommen. Dr. Eva Maria Hois (Steirisches Volksliedwerk) nahm sich den Liedtext Singet all mit Herzensfreud in Gablers Sammlung zum Motto. Zwischen den Referaten wurde auch kräftig im Chorsatz und Volksgesang gesungen.

Eva Bruckner und ich (EBES) gaben unter dem Titel Gabler in Oberbayern einen kleinen Einblick in die diesbezüglichen, schon u. a. von Wastl Fanderl Ende der 1970er-Jahre angestoßene Beschäftigung mit der Sammlung Gabler. Viele gemeinsam gesungene Lieder und mitgebrachte Liedblätter unserer Reihe Das geistliche Volkslied das Jahr hindurch gaben Beispiele für die Neugestaltung von Gabler-Liedern und die Möglichkeiten für den gegenwärtigen Gemeindegesang zu offiziellen kirchlichen Gelegenheiten (z. B. Hl. Messe, Andachten) und in der privaten Volksfrömmigkeit und Volksliedpflege.


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