Zeitlang im April: Vom Stemmerhof nach Sri Lanka
Die ersten Sonnenstrahlen genießen am Stemmerhof
Ich wohne seit eineinhalb Jahren in Untersendling und es hat ganz schön lange gedauert, bis ich angefangen habe, den Stemmerhof als Ort mitzudenken. An dem man sich mal etwas vom Foodtruck (Öffnet in neuem Fenster) holen kann (bisher habe ich HalloArepa (Öffnet in neuem Fenster) und Into the Pita (Öffnet in neuem Fenster) probiert, ersteres fand ich aber besser). Als Ort, an dem man abends bei einem Glas Wein auf der Terrasse vom Italiener (Öffnet in neuem Fenster) sitzen kann (das geht ganz wunderbar, vor allem im Sommer!). Oder eben als Ort, an dem man sonntags die ersten Sonnenstrahlen genießen kann.
Schon seit Jahren schwärme ich von der Idee einer digitalen München-Karte, die einem anzeigt, wo in welcher Jahreszeit und zu welcher Uhrzeit gerade die Sonne scheint. (Falls hier jemand mitliest, der sowas programmieren möchte, gerne melden!). Diese Karte, die bisher nur in meinem Kopf existiert, hat nun einen Tipp dazu bekommen: Denn am Stemmerhof hat man fast den ganzen Tag Sonnenschein (auch schon im zaghaften Frühling). Und wer sich an die Hauswand rechts des Hofs setzt, findet nicht nur ein paar rustikale Holzbänke mit Sitzkissen, sondern durch die Reflexion an der weißen Fassade ein derart warmes Fleckerl, dass man (auch schon im zaghaften Frühling) leicht einen Sonnenbrand bekommt.
Neben uns saß eine Gruppe älterer Frauen und Männer, die diese Sonntags-Idee mit Lasagne und Rotwein perfektioniert hatte. Ich schielte neidisch zu ihnen rüber.
Was ich sonntags am Stemmerhof besonders gemütlich fand: Da die meisten Lokale (bis auf das Öeins, den Foodtruck und das benachbarte Café Schuntner – dazu gleich mehr) an diesem Tag geschlossen haben, holen sich die Sonnenanbetenden Essen, Aperitif oder Kaffee ganz einfach dort, wo sie möchten. Um danach wieder auf dem großen Hof zusammenzukommen und sich ein passendes Platzerl zu suchen. Neben uns saß eine Gruppe älterer Frauen und Männer, die diese Sonntags-Idee mit Lasagne und Rotwein perfektioniert hatte. Ich schielte neidisch zu ihnen rüber.
Das Café Schuntner: Lieblingscafé in Sendling
Da ich leider schon zu Mittag gegessen hatte, wurde es für mich nur eine Schnittlauchbreze und eine Schorle vom Café Schuntner (Öffnet in neuem Fenster) nebenan. Das kenne ich im Gegensatz zum Stemmerhof nämlich schon sehr gut. Mein Freund und ich sind so gut wie jedes Wochenende hier – zum Frühstücken, Mittagessen, Kuchen holen. Die werden in der hauseigenen Konditorei im Untergeschoss selbstgemacht. Ganz besonders gerne esse ich die Schoko-Himbeer-Tarte. Wenn’s die nicht mehr gibt, werde ich bei der großen Auswahl an der Kuchentheke eigentlich immer fündig. Und falls nicht, wird’s ein Franzbrötchen. Auch gut da!
Das Schuntner ist der komplette Gegenentwurf zu hippen Speciality Coffee-Places, wie sie gerade überall in München aus dem Boden sprießen – und genau das mag ich daran. Es gibt natürlich trotzdem tollen Kaffee (Dinzler) und sogar Hafermilch (Oatly), aber das Schuntner ist unaufgeregt und was ich besonders schätze: Es ist inklusiv. Hier trifft man wirklich noch das ganze Viertel – vom 80-jährigen Freundinnen-Stammtisch bis zur jungen Familie, vom Businesstyp beim Mittagessen bis zur Nachbarin, die hier jeden Tag Zeitung liest. Weil jede*r was findet und weil man sich’s auch noch leisten kann. Die Kuchenstücke kosten um die 4 Euro und sind mehr als üppig!
Das Café Schuntner ist unaufgeregt und was ich besonders schätze: Es ist inklusiv. Hier trifft man wirklich noch das ganze Viertel.
Besonders ist auch das Haus, in dem sich das Café befindet: Es war 1947 eines der ersten Gebäude, das in Sendling nach dem Krieg wiederaufgebaut wurde. Im vorderen, modernen Verkaufsbereich mit Kuchentheke bekommt man von der Geschichte nicht allzu viel mit, aber der hintere Gastraum ist eine kleine Zeitreise: Hier steht noch der alte Kachelofen, man macht es sich an urig-bayerischen Sitzgarnituren gemütlich, die Wände sind holzvertäfelt. Ich mag dieses Haus – denn hier befindet sich nicht nur mein Lieblingscafé, sondern vielleicht auch meine neue Lieblingskneipe in Sendling.
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Die Antonius Tenne – gemütlicher wird’s nicht!
Ich hab diesen einen Freund, mit dem ich auf ständiger Kneipensuche bin. Der sich nichts aus hippen Bars, fancy Drinks oder vermeintlich coolen Leuten macht. Der einfach nur ein ehrliches Bier mit mir trinken gehen möchte. Oder auch ein paar mehr. Früher waren wir gerne im Johanniscafé, als wir noch in Bogenhausen gearbeitet haben. Nun wohnen wir beide am Harras, aber eine neue Stammkneipe hat sich bisher nicht aufgetan. Wir haben schon das Sonnenstüberl (gemütlich, aber komisch), den Schwarzen Engel (lustig, aber man muss sich erst einmal reintrauen) und Bei Dagmar (voll!) ausprobiert.
Ich hab diesen einen Freund, mit dem ich auf ständiger Kneipensuche bin. Der sich nichts aus hippen Bars, fancy Drinks oder vermeintlich coolen Leuten macht.
Ich muss gestehen, ich war noch nicht im neueröffneten Giesinger Stehausschank in Untersendling, aber frage mich jedes Mal, ob man dort eigentlich auch sitzen kann? Denn es ist ja ein Stehausschank? Auf der Suche nach einem gemütlichen Sitz(!)platz landeten wir vor ein paar Wochen dann auf mehrfache Empfehlung in der Antonius Tenne (Öffnet in neuem Fenster), die sich direkt über dem Café Schuntner befindet, also im ersten Stock des 1947 erbauten Hauses. Und was soll ich sagen? Ich liebe es. Es ist genau, was wir gesucht haben.
Mein Kneipen-Freund kam eben von einem Südtirol-Wochenende zurück und hatte in der Tenne direkt ein Hütten-Déjà-vu. Ich kam mit der Wirtin ins Gespräch, weil sie zum einen die süße Hündin Tabsy im Lokal haben, die freudig jeden neuen Gast begrüßt – und zum anderen, weil sie auch jede Menge Geburtstage und private Feiern ausrichten. Die Tenne, erzählte sie mir, ist das älteste Lokal in München mit Nachtlokal-Konzession (seit 1948). Am Wochenende geht es immer gut ab, auch schon mal bis vier oder fünf Uhr morgens. Vom Klavierkonzert bis zur Schlagerparty wäre alles dabei. Gut zu wissen!
Die Tenne ist das älteste Lokal in München mit Nachtlokal-Konzession (seit 1948).
Wir verabschiedeten uns gegen Mitternacht – es war schließlich erst Donnerstag – ganz beseelt und in dem Wissen, dass wir sicher wiederkommen. Das nächste Mal eventuell sogar zum Essen: Die Gerichte an den Nebentischen sahen nämlich fantastisch aus und auch die Bewertungen lassen Gutes vermuten. Nun haben wir also endlich eine Stammkneipe in Sendling und vielleicht sogar einen Ort für den nächsten runden Geburtstag!
Reisetipp: Sama Kosgoda auf Sri Lanka
Bevor ich meinen nächsten Geburtstag Anfang Mai feiern darf, ging es für mich auf eine seit der Pandemie selten gewordene Fernreise. Die letzten zwei Wochen war ich mit meiner Mama und meiner Schwester auf Sri Lanka und bin immer noch ganz verzaubert. Während ich das hier schreibe, sitze ich in einer dicken Strickjacke zum ersten Mal wieder im Büro, draußen scheint zwar die Sonne, aber ich bin noch nicht ganz wieder da.
Denn so wie man sich beim Ankommen in einem fernen Land erst an die Geräusche, Gerüche und Temperaturen gewöhnen muss, gewöhne ich mich gerade wieder zurück. Morgens ist es noch kühl die München, die Vögel zwitschern, aber viel leiser. Die Bäume blühen schon, aber viel zaghafter. Wenn es auf Sri Lanka keine Häuser und Straßen geben würde, wäre alles ein einziger Dschungel. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Grün gesehen wie dort.
Und Tiere, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie auf Sri Lanka gibt. Auf unserer Safari durch den Udawalawe-Nationalpark gab es die versprochenen Elefanten, Krokodile und Wasserbüffel. Wir hatten Frösche im offenen Badezimmer und einen Pfau im Garten. In Ella haben die Affen uns das Frühstück von der Terrasse geklaut (samt Teller). Aber auf die Tierwelt, die man von der Veranda unserer letzten Unterkunft aus beobachten konnte, war ich ehrlich gesagt nicht vorbereitet.
Das Hotel direkt am Strand erstreckt sich über ein riesiges Areal mit mehreren Naturteichen, Ayurveda-Spa und Yoga-Plattform. Das älteste Gebäude ist das 140 Jahre alte Chieftain’s Cottage, in dem wir übernachten konnten.
Nachdem wir die klassische Route (Kandy, Ella, Udawalawe) hinter uns hatten, verbrachten wir zwei Nächte in einer ruhigen Strandhütte nahe Tangalle. Die schönste und teuerste Unterkunft hatten wir uns aber bis zum Schluss aufgehoben: das Sama Kosgoda (Öffnet in neuem Fenster) bei Bentota, etwa 100 Kilometer unterhalb der Hauptstadt Colombo. Das Hotel direkt am Strand erstreckt sich über ein riesiges Areal mit mehreren Naturteichen, Ayurveda-Spa und Yoga-Plattform. Früher war es ein Fischerdorf mit unzähligen Häusern – das älteste Gebäude, das den Tsunami überlebt hat, ist das 140 Jahre alte Chieftain’s Cottage (Öffnet in neuem Fenster), in dem wir übernachten konnten.
Das Haus mit knapp hundert Quadratmetern und eigenem Pool liegt auf einer Anhöhe. Man hat einen wunderbaren Blick auf den Strand und abgesehen vom Nachbarhaus ist nichts hier oben. Das fanden auch die Tiere gut, die zu jeder Tag- und Nachtzeit unseren Garten durchkreuzten. Eines Morgens lag ein etwa ein Meter langer Bindenwaran an unserem kleinen Pool. Für mich war er riesig, aber der Angestellte im Hotel lachte nur, als ich ihm davon erzählte. Da hinten im Garten hätten sie noch viel größere. Nachts spielten die Schwarznackenhasen Fangen im Gebüsch und immer mal wieder trottete ein Stachelschwein vorbei. Im Dunkeln sah es aus wie ein Fabelwesen.
In unserer ersten Nacht gab es ein irres Gewitter, man hörte den Regen auf das Dach prasseln, sah die Blitze durch die Umrisse der Palmen. Ich habe lange nicht mehr so gut geschlafen.
Meine Schwester und ich schliefen in der oberen Etage mit Balkon zum Dschungel. Die alten Holzdielen knarzten bei jedem Schritt, der Wind der Klimaanlage wehte durch’s Moskitonetz. In unserer ersten Nacht gab es ein irres Gewitter, man hörte den Regen auf das Dach prasseln, sah die Blitze durch die Umrisse der Palmen. Ich habe lange nicht mehr so gut geschlafen. Die Tage im Cottage waren wunderbar privat, der erste Kaffee morgens auf der eigenen Terrasse, abends Kniffel bei Kerzenschein, dazwischen nacktbaden im Pool. Es fühlte sich an wie unser Haus. Schon bei der Abreise wusste ich: Nach diesem Ort werde ich noch oft Zeitlang haben.
Die nächste Ausgabe von Zeitlang erscheint am 15. Mai!
Wer schreibt hier?
Ich bin Anja Schauberger, geboren in München und arbeite seit über zehn Jahren als freie Journalistin und Autorin mit dem Schwerpunkt auf Kulinarik und Reise. Von 2016 bis 2019 habe ich als Redaktionsleiterin das Stadtmagazin Mit Vergnügen München aufgebaut. Seitdem schreibe ich frei unter anderem für die Kolumne „Hotel Europa“ beim SZ-Magazin (Öffnet in neuem Fenster) sowie über (Sterne)gastronomie bei München Tourismus. (Öffnet in neuem Fenster) Außerdem gebe ich München- und Bayern-Tipps im Merian Magazin (Öffnet in neuem Fenster) und berichte über Genuss-Themen für The Weekender (Öffnet in neuem Fenster). Mehr zu meiner Arbeit gibt es auf Torial (Öffnet in neuem Fenster) oder meiner Website (Öffnet in neuem Fenster).
Ihr habt Tipps, Wünsche und Anregungen? Schreibt mir gerne eine Mail an anja.schauberger@gmail.com.
Was ist Zeitlang?
Zeitlang ist ein unabhängiger und persönlicher Newsletter, in dem ich sowohl über Lieblingsorte in meiner Heimatstadt München als auch auf der ganzen Welt erzähle. Im Bayrischen bedeutet „Zeitlang“ sowohl Heimweh als auch Sehnsucht. Ein Mal im Monat schreibe ich hier also über besondere Restaurants, Cafés, Hotels und Orte, nach denen ich regelmäßig Zeitlang habe. Das kann der kleine Park nebenan sein, genauso wie das Designhotel am anderen Ende der Welt.
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