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#videotainment

Über digitale Fremdbestimmung, Willkür und was wir davon halten. Nichts natürlich.

Ihr Lieben,

die letzten Wochen habe ich schmerzlich erfahren, wie es ist, wenn man mit willkürlichen Algorithmen arbeitet.

Ich bin als Selbstständige im Marketing viel auf LinkedIn unterwegs, und noch im Sommer habe ich meinen Freunden vorgeschwärmt, was für eine angenehme Plattform LinkedIn sei. Von den bösen, durch Algorithmen angetriebenen die allerbeste.

Und schwupps führte eben diese Plattform eine ziemlich markante Änderung ein. LinkedIn setzt fortan auf Videocontent, nach dem Vorbild von TikTok.

LinkedIns neuer Lover heißt Videocontent

Was bedeutet das? LinkedIn hat sich in den Kopf gesetzt, dass Videos das Format der Zukunft sind. Wer das umsetzen soll? Die Nutzer. Diese sind dazu angehalten, nun im großen Stil Videos zu posten. Ihren Büroalltag in die Kamera zu tanzen oder ihre Insights zu sharen, während sie auf einem Bein stehend einen Eimer Wasser auf dem Kopf balancieren.

Klingt lustig, wenn es nicht so traurig wäre.

Denn um dieses Ziel zu erreichen, hat LinkedIn an einem mächtigen Schräubchen gedreht: dem Algorithmus. Und dieser macht alles, was kein Video ist, schlicht unsichtbar.

Ein Beispiel.

Ich bin auf LinkedIn mit über 700 Menschen vernetzt. Einige meiner Posts in der letzten Woche spielte LinkedIn aber nur an 44 Menschen aus. In Worten: Vierundvierzig.

Zum Vergleich: Normal waren bis dahin Werte über 1000 (für einen einzelnen Post).

🧐

Die unmissverständliche Botschaft: Setze auf Videos – oder verpiss dich.

Adapt! or –

Was mich daran so schmerzt, ist nicht der ausbleibende Erfolg. Es ist die Erfahrung, wie abhängig wir als Nutzer von der Gunst der Plattformbetreiber sind. Und wie gezielt diese Algorithmen einsetzen, um Konformität zu erzwingen.

Adapt and survive oder Ciao Kakao.

Und einmal mehr liegt die Frage auf dem Tisch: Wie müssen digitale Räume beschaffen sein, um uns wirklich zu verbinden?

Eine Antwort ist: Sie müssen uns Nutzern die Freiheit garantieren, auf die Weise zu posten, die am besten zu uns passt.

Für mich ist das das geschriebene Wort. Und in meinem Newsletter nehme ich es mit dieser Freiheit sehr genau.

(Weshalb ich allen Selbstständigen dazu rate, auf Newsletter zu setzen. Aber das ist eine andere Geschichte.)

Was aber können wir tun, solange uns diese Freiheit nicht garantiert wird?

Fragen wir die Kunst. Und die sagt uns eindeutig: Stinkefinger zeigen und sein eigenes Ding machen.

Wie zum Beispiel hier in Not Listening von Papa Roach (Autokorrektur schreibt Papa Coach, so sei es!), dem Soundtrack meiner Jugend:

I’m not listening | not anymore.

The more I learn | the more I ignore.

Cause you gotta be bigger, be faster, be stronger

If you gonna survive any longer.

[…]

I walk my own path, and blaze my own trail

Because I’m not afraid to derail.

I won’t get in line or be a middle man

So fuck you, I’ll make my own plan.

Frei übersetzt: Machen wir uns klar, was uns wichtig ist, und setzen wir den Kurs entsprechend. Wenn wir auch die Regeln, nach denen draußen gespielt wird, nicht immer beeinflussen können – es liegt an uns zu entscheiden, ob wir uns ihnen unterwerfen oder nach der eigenen Pfeife tanzen.

(Ich bevorzuge letzteres.)

Und während wir uns unsere Freiheit nehmen, können wir diese auch dazu nutzen, uns neue digitale Welten zu erschließen. Welten, die vielleicht mehr so sind, wie sie sein sollten. Wie wir uns das wünschen.

Aber davon erzähle ich euch beim nächsten Mal.

Kommt gut durch den Oktober –

Miriam

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