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Der Seufzergang

Gedenkstätten finden sich viele in Hamburg. Zu den eindrucksvollsten gehört gewiss der Seufzergang. Obwohl mitten in der Innenstadt gelegen, ist er vielen unbekannt. Auf der Rückseite des Stadthauses hatte der Verbindungsgang über das Bleichenfleet zur Zeit des Nationalsozialismus eine schreckliche Funktion. Er führte von den Gefängniszellen zu den Verhörräumen der Hamburger Gestapo (Geheime Staatspolizei).

In dieser „Zentrale des Terrors“ wurde Menschen gefoltert, es wurden Deportationen organsiert und verantwortet. Wer durch diesen Gang musste, dem standen schlimmste Zeiten bevor. Die Bezeichnung Seufzergang, die der Weg von den Häftlingen bekam, beschreibt die Gefühle und Schicksale sicher nur unvollkommen.

Denn selbst wer heutzutage diesen Ort besichtigt, spürt Beklommenheit und möchte diesen engen Gang schnell wieder verlassen, hört sich dann aber doch die Zeitzeugenberichte der überlebenden Häftlinge an – darunter waren politische Gegner der Nazis sowie Wissenschaftler, Homosexuelle und jüdische Familien.

Benommen von diesen Eindrücken tritt man wieder ein in die sanierten Stadthöfe mit ihren Restaurants und Shoppingmöglichkeiten. Ein sauber glänzender Investorentraum, der bis auf einen zu klein geratenen Erinnerungsort kaum zeigt, was für ein historisch aufgeladener Platz dies eigentlich ist. Ein ebenso dort ansässiges Hotel nennt sich übrigens „Tortue“ – nach dem Besuch des Seufzergangs fällt einem jedoch nur noch das Wort „Tortur“ ein.

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