Der doppelte Dix
Hamburger Kunstliebhaber werden in diesen Tagen durch zwei ganz besondere Ausstellungen beglückt. Sowohl in den Deichtorhallen als auch im Ernst Barlach Haus steht dabei Otto Dix im Mittelpunkt. Gleich 50 Werke des Moderne-Malers gibt es bei "Dix und die Gegenwart" in den Deichtorhallen zu sehen, dazu einen Dialog mit oft spektakulären Arbeiten von rund 50 weiteren Künstlern. All diese waren, sofern sie noch lebten, mit der Ausstellung im Kontext des oft auch umstrittennen Dix "sehr einverstanden", berichtet die Kuratorin Ina Jessen zur Eröffnung. Überwiegend sind es schonungslos gesellschaftskritische Bilder, die in der großen "Halle für aktuelle Kunst" beeindrucken, darunter zwei riesige Materialtafeln von Anselm Kiefer.
Doch stets führt der Weg zurück zu Otto Dix, mit seinen fratzenhaften Studien aus dem Großstadtmilieu der 1920er-Jahre bis hin zu den farbenprächtigen Landschaften in seinem Spätwerk - die Bruchmomente in seinem Leben werden hier schnell spürbar, genauso wie die Parallelen zu unserer Zeit. Stundenlang könnte man durch diese neu geschaffene Welt in den Deichtorhallen wandern.
https://www.deichtorhallen.de/ausstellung/dix-und-die-gegenwart (Öffnet in neuem Fenster)Es braucht ein wenig, um nach diesem intensiven Kunsterlebnis wieder aufnahmefähig zu sein. Doch nahezu zeitgleich startet im Jenischpark nun eine weitere Ausstellung, die sich perfekt einreiht. Nicht ganz so bombastisch, aber trotzdem eindringlich, präsentiert das Ernst Barlach Haus in "Illustre Gäste" die Sammlung des ehemaligen Margarinefabrikanten Fritz Niescher. 70 Hauptwerke daraus zeigen neben Otto Dix, der hier ebenso vertreten ist, und dem "Hausherren" Barlach auch Kunst von Paul Klee, Lyonel Feininger, George Grosz oder Paul Gauguin.
https://www.barlach-haus.de/ausstellung/sammlung-niescher/ (Öffnet in neuem Fenster)In Erinnerunng bleiben dabei vor allem Gouachen, die Dix als junger Soldat im Ersten Weltkrieg an der Front anfertigte - und die nun über 100 Jahre später den Weg in den Hamburger Jenischpark gefunden haben.