Das Gewicht der Zeit
Ein Künstler wie Nick Cave hätte gewiss seine Freude an der neuen Ausstellung “Das Gewicht der Zeit (Öffnet in neuem Fenster)” im Hamburger Ernst Barlach Haus. Denn hier werden die eindrucksvollen Werke des Berliner Malers Werner Scholz gezeigt, die auf die dunklen Seiten zwischen den beiden Weltkriegen zurückblicken. Es geht um Trauer und Lustmord, es geht um Armut, Würde und Reduktion.
Voller Empathie widmet sich Scholz dabei seinen Figuren aus der Halbwelt und dem Milieu des Kleinbürgerlichen. Zu Beginn der 1930er Jahre galt er deshalb in mutig-fortschrittlichen Kreisen bereits als aufstrebender Maler und trat der Gruppe “Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands” mit so bekannten Namen wie Otto Dix, Käthe Kollwitz oder George Grosz bei. In einer Zeitungskritik aus diesen Tagen wird sein moderner Stil einer expressiven Bildsprache passend als ”Verbissene Zärtlichkeit” bezeichnet.
Bilder wie “Witwer” zeigen die Gegensätze im Leben auf und bleiben lange im Gedächtnis. Viele Werke des Künstlers existieren jedoch nicht mehr, da sie in seinem Atelier in Berlin versteckt waren, als dieses im Jahr 1944 zerstört wurde. Scholz lebte zu dieser Zeit in Tirol, da er wegen seiner Kunst von den Nationalsozialisten geächtet und mit einem Ausstellungsverbot belegt war.
Nun sind die geretteten Bilder aus der Zeit von 1927 bis 1937 in Hamburg zu sehen und der Besuch der kleinen Ausstellung lohnt sich. Und das sicherlich ganz besonders am Sonntag, den 10. März, wenn um 14 Uhr Claudia Grasse zu einem Ausstellungsgespräch im Ernst Barlach Haus erwartet wird – die Tochter von Werner Scholz veröffentlichte im vergangenen Jahr eine Biographie (Öffnet in neuem Fenster) über ihren 1982 verstorbenen Vater.
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