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Immersiv, aber mit Anspruch

Wer die Caspar-David-Friedrich-Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle verpasst hat, kann sich die Werke und ihre Beschreibungen noch immer virtuell auf einem 360-Grad-Rundgang (Öffnet in neuem Fenster) ansehen. Dieser ist kostenlos, wirklich gelungen und hat den Vorteil, dass einem beim Blick auf die Bilder niemand im Weg steht.

Wen es aber lieber wieder vor Ort in die nun nicht mehr ganz so volle Kunsthalle zieht, der ist bei der neuen Installation “The Ephemeral Lake” des dänischen Künstlers Jakob Kudsk Steensen richtig. Hier werden die Werke des Romantikmalers Friedrich mit digitalen Landschaften des 21. Jahrhunderts in eine beeindruckende Wechselwirkung gestellt.

Das wenig bekannte Naturphänomen temporärer Seen wird auf zwei Ebenen bild- und soundgewaltig umgesetzt: Der dunkle Kuppelsaal zeigt die lebendigen oberirdischen Vorgänge, in die darunter gelegenen Rotunde steigt man hinab in eine noch düstere, jedoch faszinierende Unterwelt voller seltsam leuchtender Eiszapfen. Auf den dazwischen liegenden Treppen breiten sich der Sound und die Echos aus beiden Räumen mystisch aus.

https://www.youtube.com/watch?v=bQO-yWJD_zc (Öffnet in neuem Fenster)

Steensen hat mit dieser eigenes für die Räumlichkeiten der Hamburger Kunsthalle geschaffenen digitalen Installation eine Welt mit einem künstlerischen Anspruch erfunden, der fernab von den bekannten immersiven Abbildungen liegt, die sich derzeit publikumswirksam verbreiten, aber nach dem Besuch oft einen faden Nachgeschmack hinterlassen.

Verlässt man dagegen diese sinnliche digitale Installation, bleiben die sich ständig verändernden virtuellen Landschaften und die sphärischen Geräusche noch lange im Gedächtnis. Und das Bewusstsein, dass die uns umgebenden Ökosysteme vergänglich sind. Darin unterscheidet sich das flüchtige Steensen-Werk von den ewigen Bildern Caspar David Friedrichs dann doch.

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