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Die Villa am Elbstrand

Der „Tag des offenen Denkmals“ bietet jedes Jahr im September ungeahnte Einblicke in viele historische Hamburger Bauwerke. Die dafür zur Verfügung stehende Zeit ist allerdings begrenzt, es muss eine Auswahl getroffen werden. Diesmal fiel diese auf eine geheimnisvolle Villa am Elbstrand, die unter dem Namen ihrer Adresse „Oevelgönne 106 (Öffnet in neuem Fenster)“ bekannt ist.

Zwischen den alten Kapitänshäusern an der Himmelsleiter und dem beliebten Findling „Alter Schwede“ gelegen, zieht bereits beim bloßen Vorbeigehen am Uferweg der großzügige Garten in den Bann. Darf man diesen nun betreten und sich sogar unter den alten Bäumen in den Schatten setzen und auf die glitzernde Elbe blicken, ist das alleine schon ein Ereignis für sich. Die Villa mit den grünen Fensterläden hat man dann noch gar nicht betreten.

Doch auch dies ist an diesem Tag möglich. So alt, wie die kürzlich in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt sanierte Villa auf den ersten Blick scheint, ist sie übrigens gar nicht. Denn noch bis zum Jahr 1892 wurden auf diesem Grundstück Holzschiffe gebaut. Erst dann ließ Thekla Schaer, eine Nachfahrin des Kaufmanns Edmund Siemers, hier ein Landhaus errichten – und verkaufte dieses 1927 an die Gartenarchitekten Schnackenberg.

Das Ehepaar verlebte hier zehn wunderbare Jahre, ehe es die Villa plötzlich verlassen musste. Die Nationalsozialisten wollten an dieser Stelle eine gigantische, 180 Meter hohe Brücke über die Elbe bauen. Dazu kam es bekanntlich nicht, doch die Schnackenbergs wurden 1938 enteignet und verloren ihr Paradies. Ihre Abschiedsworte beschreiben wohl am besten das Gefühl, das man auch heute noch beim Besuch der altehrwürdigen Villa mit Blick auf den Fluss erahnen kann:

Die raue Wirklichkeit entreißt uns aus diesem Idyll, wo auch wir die glücklichsten Jahre zugebracht haben. Viele Freunde und liebe Gäste haben sich mit uns über dies schöne Stückchen Erde am Elbestrand freuen dürfen, Erholung und neue Kraft mitgenommen und nicht zuletzt wir selber. Mochte es morgens in der Frühe sein, wenn die Sonne über dem Elbstrom sich glühend erhob oder abends der Mond das Wasser in gleißendes Silber verwandelte, hier konnte das Herz sich erfreuen und ausruhen.

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