Was ist deine wichtigste Eigenschaft, Frederik Bauersfeld?
Es ist Montag. Zeit für eine neue Folge deines Lieblings-Podcast "Wie übt eigentlich..?" . Im Newsletter erzähle ich dir von meinen Highlights, den Technik-Tipps meines Gastes und was sie oder ihn beim Üben motiviert.
Lesezeit: 4 Minuten
“Ich habe nie eine Niederlage als solche empfunden, sondern es war einfach nur ein Punkt, an dem ich gelernt habe.”
Frederik Bauersfeld ist Solo-Tubist im Gürzenich Orchester und Professor an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln.

Frederik ist jemand, der sich beim Üben extrem genau beobachtet. Er weiß, welche Übungen ihm wirklich helfen –kann sie ganz gezielt variieren, damit sie nicht zur langweiligen Routine werden. Sein Motto? „Lieber weniger, aber dafür genau.“
Diese Gelassenheit hatte Frederik aber nicht immer. Sie ist Teil eines ständiges Reflexionsprozess, der mich in unserem Gespräch am meisten beeindruckt hat. Dieser Prozess hat ihm geholfen herauszufinden, was ihm wirklich guttut.
Dazu hat er ein natürliches Vertrauen in Drucksituationen und sieht sie schon immer als Chance zu lernen und zu wachsen. Wir sprechen darüber, warum es wichtig ist, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Ihr hört Tipps, wie ihr Technik direkt an der Musik übt, die ihr sowieso vorbereiten müsst. Und warum die Clarke-II Übung ein Gamechanger für ihn war. Diese Übung spielt Frederik auch in der Folge vor.
🧘♀️ Mindset & Motivation
Selbstreflexion als Schlüssel zur Weiterentwicklung
Für Frederik Bauersfeld ist Reflexion kein schönes Extra. Sie ist das Fundament seines gesamten Mindsets. Er beschreibt sie als „wahrscheinlich die wichtigste Eigenschaft, die man mindestens als Musiker, vielleicht sogar als Mensch haben muss.“
Diese Haltung zieht sich wie ein roter Faden durch seine gesamte Laufbahn: vom ersten Probespiel bis zur Professur.
Reflexion bedeutet für ihn:
Fehler nicht als Niederlagen, sondern als Lernmomente zu begreifen.
Sich selbst schonungslos zu beobachten, ohne sich zu zerfleischen.
Immer wieder die „Hosen runterzulassen“ – also ehrlich anzuerkennen, wo es hakt.
Diese Fähigkeit zur Selbstanalyse bringt ihn zu einem entwaffnend ehrlichen Punkt:
„Ich weiß eigentlich immer, woran es gelegen hat.“
– ein Satz, der zeigt, wie gut Frederik seine Stärken und Schwächen kennt – und wie gezielt er sie adressiert.
Dieses Mindset schützt nicht nur vor Selbstüberschätzung, sondern auch vor destruktivem Perfektionismus. Frederik weiß: Wer sich selbst kennt, kann sich gezielter weiterentwickeln – und das ganz ohne Dauer-Druck, sondern mit Neugier und Klarheit.
🛠️ Technik-Tipp des Monats
Clarke II trifft Tuba
Frederiks tägliches Fundament? Die Clarke-Übung (Öffnet in neuem Fenster) – ohne Zunge gespielt.
Warum? „Damit entkopple ich Zunge und Luft. Die Luft beginnt den Ton, nicht die Zunge.“
Das Ganze erinnert an Yoga für die Atemmuskulatur – Kontrolle durch bewusste Reduktion.

📚 Praktische Tools & Tipps
Die Zoom-Übung
Frederik nutzt ein einfaches, aber mächtiges Prinzip: Reduktion.
Er zoomt sich wie mit einem Makroobjektiv von außen nach innen – bis zum Kern eines Problems. Dann langsam wieder raus.
Auch spannend: Aufnehmen und abhören, jeden Tag. Nicht zur Selbstbestrafung, sondern als Ultraschall für die Ohren.
Sein Bild dazu: „Wenn du trainierst, heb lieber weniger Gewicht, aber genau.“
💬 Best Practice Tipps fürs Üben
Übe zu zweit.
Trenne Einspielen und Basics.
Passe Basics ans Repertoire an. „Ich baue meine Übungen oft direkt aus Orchesterstellen.“
Plane Übezeit gezielt. „Lieber 30 Minuten hochfokussiert als 3 Stunden ziellos.“
🎓 Frederiks Wunsch
“Entspann dich mal!”
Mit 21 die erste Orchesterstelle gewonnen. Klingt beneidenswert? War für Frederik aber verbunden mit hohem Druck. Sein heutiger Tipp an sein jüngeres Ich: „Entspann dich mal. Es wird schon.“
Dieses entspannte Vertrauen zieht sich durch alles – von Probespiel bis Professur. Frederik begegnet Herausforderungen mit einer gesunden Mischung aus Ehrgeiz und Gelassenheit.
„Ich mache das für mich. Nicht, um anderen zu zeigen, wie toll ich bin.“
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