Färben mit Walnussblättern
Die Natur vor deiner Haustür hält ökologisch unbedenkliche Färbemittel bereit, die für kreative Projekte nutzbar sind.
Heute gebe ich dir ein Beispiel, das du zusammen mit (Kindergarten-)Kindern oder für dich selbst ausprobieren kannst. Zuerst zeige ich dir, an welchen Merkmalen du einen Walnussbaum erkennst. Dann verrate ich dir mein Färbe-Rezept und gebe dir die Anleitung mit, wie du die Farbe aus den Blättern auf den Stoff bekommst. Zu guter Letzt zeige ich dir, wie der Walnussbaum im Laufe aller Jahreszeiten leicht bestimmbar ist.
Der Weg zur Quelle
Walnussbäume sind beinahe überall zu finden, außer im äußersten Norden Deutschlands. Du erkennst sie gut an ihrer silbrig-grauen Rinde, die meist glatt ist und wenn überhaupt nur feine Risse aufweist. Oft leuchtet sie dir schon von Weitem entgegen.
Ausgewachsene Walnussblätter sind gefiedert. Das heißt, es befinden sich mehrere einzelne Blätter an einem Blatt. Also, das da unten auf dem Bild ist botanisch betrachtet EIN Blatt. Die einzelnen Blätter sind lang gezogen oval mit Spitze, hell-mittelgrün, eher fest und glatt. An den Unterseiten treten die Blattadern deutlich hervor. Auch die Blattränder sind glatt. Im Frühjahr sind die Blattränder minimal gesägt.
Im Juli sind die Blätter mitunter sehr, sehr groß! Ein ganzes Walnussblatt erreicht gerne die Länge deines Unterarms.
Die ersten Früchte sind noch klein und grün. Aus ihnen kannst du Walnusslikör oder -Tinktur machen. Unter der grünen Schale befindet sich die fester werdende Walnussschale. Essbar sind die innen liegenden Walnüsse jetzt schon!
Die kleinen grünen Nüsse fallen häufig schon frühzeitig vom Baum. Wenn du diese also vor deinen Füßen liegen siehst, ist der Walnussbaum nicht weit. Schau mal nach oben :-)
Guckt er uns etwa an? Die “Augen” sind Stellen, an denen einmal Äste waren. Im Laufe seines Wachstums lässt der Baum Äste absterben, die er nicht braucht. Walnussbäume haben häufig schöne Augen.
Ein weiteres tolles Merkmal: Die Walnussblätter und die grünen Früchte duften richtig gut! Verantwortlich dafür ist unter anderem Zimtsäure. Diese hilft, Insekten fernzuhalten, die uns stören. Das bedeutet, ein Walnussbaum ist ein toller, natürlicher Mückenschutz. Zupfe mal ein Walnussblatt ab und mache den Schnuppertest!
Der Farbstoff namens Juglon ist ebenfalls in den Blättern und Nussschalen enthalten. Zunächst ist er unsichtbar. Doch wenn du mit den Fingernägeln eine grüne Walnussschale aufpulst, werden sich deine Fingernägel nach kurzer Zeit dunkelbraun verfärben. Die Farbe hält ein paar Tage!
Beim Zerreiben setzen auch die Blätter den Farbstoff frei. Das machen wir uns nun zu nutze:
Sammele eine Tüte voller Walnussblätter. Um 20 kleine Stoffbeutelchen zu färben, benötigst du etwa 300-500 Gramm. Im folgenden liste ich dir alle Zutaten auf, die ich für meine Färbe-Aktionen verwendet habe. Es steht dir frei, diese nach deinen Bedürfnissen anzupassen. Bitte lies erst den gesamten Text, bevor du loslegst, um gut vorbereitet zu sein.
Zutaten:
20 kleine Stoffbeutel 10×15cm oder eine ähnliche Menge an Stoff.
Wichtig: es muss Naturfaser sein! Evtl. musst du den Stoff vorwaschen, damit er die Farbe annehmen kann.
300-500g Walnussblätter
großer Kochtopf, 5 Liter Wasser müssen reinpassen
Grillzange aus Metall oder sehr dunklem Material
zwei große Handtücher und ein kleines
Wäscheklammern, Wäscheleine
Trage dunkle Kleidung oder lege eine Schürze an
für Kinder ist ein Malkittel praktisch
Nun haben wir einen Walnussbaum ausfindig gemacht, wir haben ihn sicher bestimmt und seine Blätter geerntet. Am besten trägst du sie in einer Papiertüte oder im Stoffbeutel zum Ort des Färbegeschehens. Die Blätter lassen sich auch gut ein, zwei Tage im Kühlschrank lagern. Die Stoffe liegen bereit und sind vorgewaschen? Los gehts.
Das Färben
1) Zupfe die einzelnen Blätter von den Stängeln und zerpflücke sie in kleine Stücke. Je kleiner die Blätter, desto gleichmäßiger verteilen sie sich später im Wasser. Für interessante Farbverläufe lasse die Blätter einfach so, wie sie sind.
2) Nun fülle einen großen Kochtopf mit etwa 5 Litern Wasser. Gebe die Stoffe dazu. Drücke sie unter Wasser, sodass sie gleichmäßig durchnässt sind. Gebe die Walnussblätter hinein. Rühre alles gut um, bringe das Wasser zum Kochen. Hier können kleine Kinder aufgrund des heißen Wassers nicht mitmachen. Aber gucken geht! Es wird sehr intensiv riechen, öffne bei Bedarf ein Fenster und lass den Deckel auf dem Topf. Koche alles etwa 10 Minuten lang, danach lass den Deckel auf dem Topf. Nun zieht der Sud bis zum nächsten Tag. Für interessante Farbverläufe sparst du dir das Umrühren. Für ein gleichmäßiges Ergebnis rühre ab und zu gut um.
Je mehr Walnussblätter im Topf sind, desto kräftiger wird der Braunton!
Tipp: Du kannst auch Wolle (reine Wolle von Schaf oder Ziege) mit Walnussblättern färben. Wichtig ist dabei, dass du die Hitze nur langsam steigerst, damit dein Stoff nicht einläuft. Wenn es sich um ein Lieblingsstück handelt, erhitze den Sud vorsichtshalber nicht höher als 40 Grad. Falls doch was schiefgeht, soll dein Vertrauen in diese Anleitung nicht die Ursache sein. Erfahrungsgemäß wirst du auf Naturwolle einen wunderschönen satten, zimtbraunen Farbton erhalten.
Der Babybody aus Schurwolle war vorher naturbelassen cremeweiß. Die Walnussblätter haben ihn zimtbraun gezaubert. Die Flecken vom ersten Brei waren verschwunden :-)
Ein Baumwollshirt im Farb-Sud wird langsam dunkler.
3) Nun ist ein Tag vorüber. Der Farb-Sud ist tiefbraun geworden und der Stoff hat die Farbe angenommen! Jetzt darf er wieder ans Tageslicht.
Zusammen mit Kindern:
4) Breite zwei große Handtücher auf dem Boden aus. Stelle den Topf darauf ab. Lege die Grillzange und ein kleines Handtuch daneben. Stelle den Wäscheständer auf und halte Wäscheklammern bereit.
Die Kinder tragen ihre Malkittel, um ihre Kleidung vor Verfärbungen zu schützen. Sie versammeln sich nun im Kreis um den Kochtopf. Jedes Kind darf nun mit der Grillzange ein Stoffbeutelchen aus dem Kochtopf fischen: Wie ist es gelungen? Befreie das Beutelchen von Blattresten, drücke es im kleinen Handtuch aus und hänge es zum Trocknen an die Wäscheleine.
5) Nach dem Trocknen sind die gefärbten Stoffbeutelchen für alle möglichen Zwecke verwendbar.
6) Bitte wasche Stoffe, die du mit Walnuss gefärbt hast, nur zusammen mit dunklen Textilien.
Der Walnussbaum im Herbst
Im Herbst reifen die Walnüsse heran. Die grüne, färbende Schale platzt auf und idealerweise purzelt eine leckere Nuss zu Boden.
Sammeltipp 1: Nüsse, von denen sich die grüne Schale nur schwer entfernen lässt, sind meistens faulig. Da kannst du dir Arbeit sparen und diese getrost liegen lassen. Mit dem Verfall im Herbstverlauf verfärbt sich die grüne Schale schwarzbraun.
Sammeltipp 2: Wächst ein Walnussbaum auf öffentlichem Terrain, so darfst du seine Nüsse ernten! Guten Appetit!
Sammeltipp 3: Auf mundraub.org (Öffnet in neuem Fenster) sind Standorte öffentlicher Obst- und Nussbäume gelistet.
Der Walnussbaum im Winter
Ohne Laub an den Zweigen gibt sich der Walnussbaum mit einem Lächeln zu erkennen:
Was so aussieht wie ein kleines Äffchen nennt sich Blattnarbe. Das ist die Stelle am Zweig, an der das Herbstblatt abgefallen ist. Der Baum verschließt die potentielle Eintrittspforte für Pilze und Bakterien mit Kork. Jede Baumart hat ihre eigenes Blattnarben-Design. Der Walnussbaum hat sich für dieses lustige Motiv entschieden.
Der Walnussbaum im Frühling
Neu austreibende Walnussblätter haben eine rote Farbe! Die verliert sich im Laufe des Wachstums. Der rote Farbstoff schützt die frischen Blätter vor zu intensiver Sonneneinstrahlung.
Fühlst du dich gewappnet für dein erstes Färbe-Projekt? Schreibe mir gerne bei Unsicherheiten.
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Ich wünsche dir viel Spaß beim Kennenlernen des Walnussbaums und beim Experimentieren mit dem Färben!
Sabrina
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