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Mein schönster Natur-Moment

Was für ein April… Der Frühling ist bis zu 4 Wochen früher dran als es normalerweise der Fall wäre. Phasenweise war es unglaublich warm und auch wieder sehr kalt, inklusive Schneefall.

Der April macht halt, was er will…

“Ein April, wie ich ihn von früher kenne”

… lese ich auf Instagram in einer Kommentarspalte. Mag sein, dass die kalte Phase Kindheitserinnerungen an Ostern im Schnee wach werden ließ. Tatsächlich ist es jedoch so, dass es auch diesen Monat im Schnitt wiederholt viel zu warm war. Das Grün der Vegation und die Blütenpracht explodierten förmlich. Viele Pflanzen, die nacheinander blühen, starteten zeitgleich mit ihrer bunten Pracht. Gegen Ende des Monats gibt es Waldmeister- und Holunderblüten zur gleichen Zeit und wir können einen ungewohnten, leckeren Blütenmix genießen.

Hollerkücherl, Waldmeisterbowle, Hugo…. Los gehts! Weißdorntee fürs Herz und vitaminreiche Fichtenspitzen machen unser Leben gesünder. Aber man kann vieles auch in Schokolade tauchen :-)

Weißdornblüten und Fichtenspitzen

Also zu aller Freude, die mir die warmen Temperaturen und die üppige Vegetation macht, gesellt sich auch ein beklemmendes Gefühl.

Die Tierwelt ist von der Pflanzenwelt abhängig. Zeitliche Verschiebungen beeinträchtigen die Abläufe im Lebensalltag der Tiere und bringen Nahrungsketten durcheinander

Zusätzlich benötigen Kleinsäuger wie Fledermäuse und Igel, die gerade aus dem Winterschlaf erwachen unglaublich viel Energie bei diesem Vorgang. Finden sie noch nicht genügend Nahrung (Insekten), schwächt das zusätzlich und kann zum Tod führen. Das durfte ich letztes Jahr erfahren, als ich eine ausgezehrte Fledermaus gefunden habe.

Folgt auf eine sehr warme Wetterphase eine sehr kalte, müssen die Tiere ihren Stoffwechsel extrem herunterfahren, da es plötzlich wieder keine Nahrung gibt. Das wiederholte Aufwachen zehrt dann nochmal…

Wildbiene

Trotz aller beklemmenden Tatsachen gab es im April natürlich großartige Naturmomente, von denen einer ganz besonders war.

Ich habe Ringelnattern bei der Paarung beobachtet

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts… Das Handyfoto mit 10fach-Zoom lässt nur erahnen, was in dem Busch los war. Im Geäst eines großen Strauches sieht man sich windende Schlangenkörper herunterhängen (im großen hellblauen Oval in der Bildmitte). Im kleinen hellblauen Oval siehst du ein Stück einer weiteren Ringelnatter.

Doch von vorn:

Stell dir vor, du gehst an einem sonnigen, beinahe heißen Aprilvormittag im Park spazieren. Du hast dir eine Thermoskanne Kaffee mitgenommen und schlürfst gemeinsam mit deinem Lieblingsmenschen ein Tässchen Kaffee auf einer lauschigen Bank an einem kleinen Weiher. Du genießt das Vogelgezwitscher, die Ruhe vom Straßen- und Baustellenlärm, den Blütenduft und das Grün, dass nun der Sonne entgegensprießt.

Dein Blick schweift über den Weiher. Vielleicht sieht man ja einen Frosch, einen Wasservogel, eine Libelle… und während dein Blick so weiter schweift, schweift er auch an diesem Busch entlang, der ein paar Meter entfernt am Weiher wächst. Und dein Blick bleibt hängen, denn du ahnst eine Bewegung in dem Strauch. Jetzt schaust du genauer hin, was war das? Nichts? Eine Amsel? Da, da ist es wieder… Ein schemenhaftes Etwas bewegt sich lautlos auf den Ästen des Gebüschs.

Eine Ringelnatter

… kriecht recht zügig (ok, es ist sonnig und sehr warm, da werden Reptilien schnell…) die Äste empor. Und wieder herab. Und wieder rauf. Und wieder runter. In Achterschleifen ist die Schlange flott unterwegs und wir fragen uns erstaunt: Was hat sie vor? Was ist da los? Warum kriecht sie ziellos im Busch auf und ab?

So sieht eine Ringelnatter aus. Meist - je nach Alter - etwa einen Meter lang und oft nicht mal Weißwurst-dick. Farblich gibt es leichte Variationen.

Von wegen ziellos! Weiter oben im Busch trifft die Schlange nun auf ein weitere Expemplar, das dort eingerollt auf das flotte Männchen gewartet hat. Das wartende Weibchen war die ganze Zeit vor unserern Blicken verborgen. Farblich perfekt getarnt in dem Ungetüm von Strauch - kein Mensch und kein Feind (Greifvogel) konnte es entdecken. Also das Ringelnatterweibchen liegt dort eingerollt und duftet (für uns nicht wahrnehmbar) nach Pheromonen, die das aufgeregte Männchen angelockt haben. Die beiden finden sich, umschlingen ihre Körperenden, sie paaren sich.

Auf Instagram habe ich ein Video dazu hochgeladen:

Das Weibchen lockte noch weitere Ringelnattern an. Wir entdeckten mindestens drei weitere Schlangen, die rastlos im Dickicht unterwegs waren. Die hatten aber Pech: Das erste Männchen war bereist fest mit seiner Angebeteten verbunden. Was für ein Spektakel! Es dauerte mehr als eine halbe Stunde.

Der Ort des Geschehens - ein Paradies für die wasserliebenden Ringelnattern. Der besagte dichte Strauch ragt ins Wasser hinein.

Nun habe ich keine grandiosen Fotos. Denn wer ahnt denn schon, dass genau dann, wenn wir uns in den Park chillen, so viele Ringelnattern am Start sind. Und sich paaren. So ist mein NaHtur-Erlebnis vielleicht nicht in dem Maße nachvollziehbar, wie ich es gerne rüberbringen würde.

Dennoch hoffe ich, dich dazu ermutigt zu haben, stets mit offenen Sinnen durch die Welt zu gehen. Es lohnt sich!

Ich habe mir sagen lassen, es gibt sogar Nah-Ferngläser! So ist eine respektvolle, detailreiche Tierbeobachtung möglich. Na ja, zusammengekniffene Augen und ein 10fach-Handyzoom tun es manchmal auch. Unverhofft kommt oft :-)

Fühl dich Natur,

deine Sabrina

Kategorie Schönster Natur-Moment

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