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Sonntags-Update #02

Bullerbü und Katthult

Wer nach Schweden fährt, kommt um Astrid Lindgren nicht herum. Auch wir mussten in Bullerbü und Katthult vorbeischauen, waren im Tischlerschuppen von Michel und sind durch Mariannelund gefahren. Es ist, wie an einen Ort zu kommen, den man sich ausgedacht hat. Die roten Häuser, der Fahnenmast, die kleinen geschnitzten Figuren, alles steht an seinem Platz. Während Bullerbyn im Schwedischen sehr gut als Bullerbü wiederzuerkennen ist, ergeben sich beim Emil doch einige Fragezeichen. Emil wurde im Deutschen Michel getauft, weil der Name Emil durch Erich Kästners „Emil und die Detektive“ schon vergeben war und die Kinderliteratur keinen Platz für einen zweiten Emil hatte.

Sowohl Bullerbü als auch Katthult, zweiteres noch mehr, sind auf jeden Fall einen Abstecher wert. Es gibt neben den roten Häusern, die zu einem Teil privat und bewohnt sind, auch viele Tiere zum Angreifen und nette Plätzchen für eine Mittagspause, sowie kleine Shops mit Waffeln und Kanelbulle (= Zimtschnecken).

Die Nächte verbringen wir an verschiedenen Seen, manchmal in Gesellschaft anderer Camper, manchmal allein, aber stets begleitet von den Gelsen, die der schwedische Sommer in einer Vielzahl bereithält. An einigen Stellplätzen gibt es auch Feuerstellen, was wir natürlich gleich zum Grillen ausnutzen. Einmal stehen wir an einem See an einer Stelle, zu der auch viele Einheimische zum Baden kommen, auch um zehn Uhr nachts noch... Was uns doch etwas überrascht. Obwohl, wenn man bedenkt, dass es um die Uhrzeit ja auch noch hell ist, gar nicht so ungewöhnlich.

Örebro

Kurz vor Örebro verschlägt es uns auf einen kleinen Hügel, der über 427 Stufen erklommen werden kann. Die Challenge lautet, innerhalb von 5 Stunden 10 Mal bis zum Gipfel hinauf zu joggen – uns reicht einmal gehen. Im Winter kann hier Ski und im Sommer Mountainbike gefahren werden. Außerdem befinden sich hier die Kunstinstallationen Konst på hög. Es gibt Installationen von verschiedenen Künstler:innen, Informationen dazu gibt’s (wie schon so oft) leider nur per QR-Code nachzulesen. Oben haben wir eine gute Aussicht und es gibt ein kleines Café.

In Örebro sind wir erstmal vom Stadtplatz erschlagen. Es gibt super viele Restaurants mit riesigen überdachten Außensitzplätzen, die meisten davon sind Italiener, weshalb wir den Eindruck gewinnen, auch in einer italienischen Kleinstadt gelandet sein zu können. Um den Hauptplatz sind Fußgängerzonen und Einkaufsstraßen angeordnet. Besonders beeindruckend ist aber das Örebro Slott, ein mächtiges Wasserschloss von dicken Mauern umgeben.

Stockholm und Mariefred

Vor Stockholm finden wir einen Stellplatz in dem kleinen Städtchen Mariefred. Hierher wollten wir ursprünglich gar nicht kommen, aber die unfassbar teuren Campingplätze in Stockholm selbst haben dazu geführt, dass wir unseren Blickwinkel etwas vergrößert haben. Erst hatten wir vor, nur noch zu Abend zu essen und zeitig schlafen zu gehen, um morgens früh nach Stockholm zu starten, aber daraus wurde nichts. Wir sind in die Stadt spaziert und es wurde noch ein langer Abend. Mariefred ist richtig schön. Zuerst kommen wir am Bahnhof vorbei, hier fährt (für Touristen) noch eine Dampflok und die Schmalspurbahn ist nur ganze 60 cm breit. Wir gehen weiter zum Gripsholm Slott, das ebenfalls eine Wasserburg mit dicken Mauern und vielen Türmen ist. Auch die Stadt und vor allem der Hafen mit den vielen Segelbooten sind einen Spaziergang wert. So kommen wir auch das erste Mal dazu, richtige Dämmerung und Abendstimmung mitzubekommen. So gegen Mitternacht wird es tatsächlich so was wie dunkel.

Tags darauf geht es nach Stockholm. Wir parken in der Nähe vom Rathaus und erkunden die Stadt mit ihren zahlreichen Inseln zu Fuß. Keine Ahnung, wie viele Schritte, aber zu viele, um abends nicht komplett K.O. zurückzukehren. Unterwegs gibt’s als Stärkung natürlich Kanelbulle! Auf der Weiterfahrt haben wir erst Startprobleme und dann ruckelt unser Ducato noch viel mehr als sonst. Wir beschließen daraufhin, bei der nächsten Abfahrt eine Werkstatt aufzusuchen. Bei der ersten werden wir weitergeschickt zur nächsten. Dort setzt sich zumindest einer kurz in den Ducato und fährt eine Runde mit, um sich das Problem anzuhören. Niemand kann wirklich Englisch, obwohl wir von Schweden bisher anderes gewohnt sind. Da es bereits nach 18 Uhr ist, sperren die Werkstätten nach und nach zu. Und in der, wo wir als nächstes hingeschickt werden, da sie angeblich länger offen hat, ist gar niemand mehr da. Also machen wir uns auf den Weg zu einem Schlafplätzchen in der Nähe, essen etwas und schrauben selbst noch ein wenig am Auto herum. Irgendetwas scheint zu helfen, denn als wir probieren, für die Nacht nochmal umzuparken, springt der Ducato tatsächlich an und wir können fahren. Das Bad im See haben wir uns also reichlich verdient.

Uppsala

Der Ducato scheint sich erholt zu haben, nach einigen Rucklern am Morgen, fährt er sich von Kilometer zu Kilometer besser. Wir machen uns also nicht auf den Weg in eine Werkstätte, sondern nach Uppsala. Eine kleine, hübsche Stadt mit einem riesigen Dom. Mitten durch die Stadt fließt ein Fluss, gesäumt von einer „Sommargaten“ mit gelben Sitzgelegenheiten überall. Uppsala hat viele nette Lokale und so verschlägt es uns auf einem kleinen Platz in Schwedens beste Burgerkette MAX. Da unser Tisch nicht richtig angeschraubt ist und die Tischplatte unserem Essen nicht standhält, kommen wir auch in den Genuss des Service vor Ort. Das Essen wird sogleich nochmal gebracht und wir lernen in der Zwischenzeit einen Schweden kennen, der nach Portugal auswandern möchte.

Gävle

Wir beschließen, die nächsten Tage weniger Auto zu fahren und finden einen Stellplatz an einem See in der Nähe von Gävle. Wir sind dort nicht die einzigen Leute, tagsüber sind viele Ausflügler da und abends auch ein anderer Camper. Die Einheimischen erzählen, dass diesen Ort nicht einmal die Leute aus dem nächsten Ort kennen und fragen, wie wir hierher gefunden haben. Gleichzeitig warnen sie uns vor den Anglerhacken und anderen Metallgegenständen im Wasser. Die Felsen und Steine am Seeufer machen es unmöglich derlei Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Zumal das Wasser zwar oben klar, aber dennoch orange-braun gefärbt ist – wie eigentlich alle Seen hier.

Wir erkunden Gävle einen Tag lang mit dem Fahrrad und wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass wir hier vorerst noch ein wenig bleiben werden...

Am nächsten Tag nimmt der Ducato das Gas nicht mehr richtig an. Wir machen uns auf die Suche nach ethanolfreiem Benzin, da dies die Ursache unseres Problems sein könnte. Hier in Schweden sind stets zwei, fünf oder sogar fünfzehn Prozent Ethanol beigemischt. Die Suche ist erfolglos, daher fahren wir zuerst Wasser auffüllen an einer Servicestation für Wohnmobile. Da unser Wassertank riesig, der Schlauch aber verhältnismäßig dünn ist, dauert es ewig und hinter uns bildet sich bereits eine Schlange, weshalb wir weiterfahren, bevor der Wassertank voll ist. Da wir uns nicht mehr zu helfen wissen, steuern wir eine Fiat-Werkstätte an und bei der Auffahrt auf die Autobahn platzt beim Beschleunigen mit einem lauten Knall der Auspuff. Bis in die Fachwerkstätte rollen wir nach einer kurzen Inspektion noch weiter. Das Problem: sie haben noch eine halbe Stunde geöffnet und dann für zwei Wochen Sommerpause. Wir werden also weitergeschickt. In der nächsten Werkstätte ist die Einfahrt zu klein für uns und die Werkstätte wird ebenfalls für eine Woche Urlaub machen. Das ist der Moment, in dem wir beschließen, den ÖAMTC zu Rate zu ziehen und uns einfach in eine offene Werkstätte abschleppen zu lassen. Der Fahrer ist super nett und bringt uns zurück nach Gävle, in eine Werkstatt, die vorerst keinen Urlaub machen wird. Dort wird erst noch mittaggegessen (wir wären auch gleich eingeladen worden, haben aber bereits beim Warten auf den Abschleppdienst gegessen). Danach wird unser Ducato erstmal gründlich unter die Lupe genommen, bevor wir zum Einkaufen in das nächste Autogeschäft geschickt werden. Per Videoanruf entscheiden wir, welcher Auspuff passen könnte und kommen zurück zur Werkstatt. Es wird zwar noch bis weit nach neun Uhr gearbeitet, aber leider kaum noch an unserem Ducato. Wir machen uns spät auf den Weg in ein Hotel und verbringen hier erstmal das Wochenende, währen der Ducato in der geschlossenen Werkstatt steht. Hallo Gävle, wir sind wieder da.

Das Wetter

Sonne, Sonne und noch mehr Sonnenschein. Teilweise über 30 Grad – dabei wollten wir doch in den KÜHLEN Norden fahren!

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