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Habeck-Jugend tritt zurück, Brandenburg hat gewählt, Echsenmenschen sind vergessen

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Liebe*r Newsletter-Abonnent*in,

sind Sie Mitglied der Grünen? Möglicherweise sogar Teil der Führungsebene? Dann treten Sie um Himmels willen nicht zurück, wie es anscheinend gerade Mode ist in Ihrer Partei! (Soeben, Stand Newsletter-Redaktionsschluss, haben sowohl die Habeck-Jugend als auch der Pro-Atomkraft-Flügel geschlossen ihren Rücktritt erklärt.) Denken Sie bitte daran, welche Folgen ein Rückzug wie der von Co-Chefin Ricarda Lang auf den Arbeitsmarkt, die Wirtschaft, letztlich auf das ganze Land hat!

Ein Boomer und ein etwas jüngerer Mann, beide in Kurzarmhemden, sitzen vor einem aufgeklappten Laptop. Der ältere weint verzweifelt in seine Hand und wird von dem jüngeren getröstet. Zeile: »Nach Ricarda-Lang-Rücktritt: Zehntausende lustige Facebook-Kommentatoren arbeitslos!«

Politisch Interessierte sind sich einig: Die Grünen sind aus der Parteienlandschaft nicht wegzudenken. Bei der Wahl in Brandenburg vergangenen Sonntag hätten sie sogar beinahe den Einzug in den Landtag geschafft. Was noch so auffiel im Finale der dreiteiligen Miniserie »Der Osten wählt«, haben wir für alle politisch Desinteressierten zusammengestellt:

Lars Klingbeil und Dietmar Woidke stehen an Rednerpulten und geben eine Pressekonferenz. Im Hintergrund ist groß der SPD-Schriftzug zu sehen.

Die besten TV-Momente der Brandenburg-Wahl

  • Der Moment, als der RBB dem Drängen der FDP, mit ihren Kandidaten trotz »politischer Irrelevanz« an Talkrunden mitwirken zu dürfen, nachgab und die Liberalen im Studio Getränke servieren ließ

  • Der Moment, als Dietmar Woidke bei Bekanntgabe des ersten Platzes für die SPD instinktiv »So 'ne Scheiße!« brüllte und sich nach einem Schluck aus dem Flachmann zynisch auf »die nächsten fünf Kackjahre« freute

  • Der Moment, als der kürzlich alkoholisiert im Straßenverkehr erwischte Jan Redmann (CDU) während seines Statements ein Hefeweizen auf den Tisch gestellt bekam, alles in einem Zug austrank und danach noch den Schaum aus dem Glas leckte

  • Der Moment, als die Grünenkandidatin Antje Töpfer kurz vor 18:00 Uhr schnell noch mal in Richtung Tankstelle aufbrach, um sich dort etwas Fünfprozentiges zu besorgen

  • Der erlösende Moment im ZDF, in dem Bettina Schausten, die seit Bekanntgabe der Prognose für die SPD gegen ein breites Lächeln angekämpft hatte, auf dem Klo endlich in ein Handtuch jodeln konnte

  • Der Moment, als Friedrich Merz sich aus der Lobby des Bundeskanzleramts zum Wahlergebnis äußern wollte, Scholz' Stimme (»Raus hier, aber ganz schnell!«) die Übertragung aber vorerst beendete

  • Der Moment, Als Sebastian Walter von der Linkspartei während eines Interviews mit der leidenschaftlichsten, mutigsten und verwegensten Kampfansage an die etablierten Parteien überraschte, die ein Drei-Prozent-Würmchen je abgegeben hat

  • Der Moment, in dem Robert Crumbach vom BSW sich live das lachende Gesicht von Sahra Wagenknecht auf die Glatze tätowieren ließ

  • Der Moment, als der RBB statt Bildern von der AfD-Wahlparty versehentlich Aufnahmen von Goebbels' Sportpalastrede einblendete und den Fehler minutenlang niemand bemerkte

PH

Wenn es zu kuriosen, schockierenden oder gar exakt prognostizierten Wahlergebnissen kommt, sind Verschwörungstheorien nicht weit. Die meisten von denen sind mittlerweile leider viel zu ernst, seriös und professionell angefertigt. Wer zum Beispiel befasst sich noch mit den guten, alten Echsenmenschen? – Unser Zeichner Kai Kühne:

Gezeichneter Cartoon: Ein »Echsenmensch« sitzt in der Agentur für Arbeit vor einem Schreibtisch. Die Mitarbeiterin dahinter fragt mit Blick auf ihren Computerbildschirm gereizt: »Sie verbringen vier Monate in Winterstarre?« Bildunterschrift: »Schwer vermittelbar: Reptiloide«

So wie sich Cartoonisten aus heiterem Himmel an Kultwesen von vorgestern erinnern, spuken Kolumnisten immer mal wieder belanglose Quatsch-Ereignisse von vorvorgestern im Gehirn herum. Etwa unserem Redakteur Torsten Gaitzsch:

Torsten Gaitzsch trinkt eine Tasse Kaffee und schaut in die Kamera

Liebe Leserin, lieber Leser,

haben sich auch in Ihrem Gedächtnis Begebenheiten und Erfahrungen eingenistet, die an und für sich banal waren, aber irgendwas mit Ihnen »gemacht« haben? Damit Sie verstehen, was ich meine, folgt ein Beispiel aus meinem Kopf.

In einer Übung an der Uni sollten wir uns einmal zu Fünfergruppen zusammenfinden, um gemeinsam etwas auszuarbeiten. Die Details sind mir nicht mehr erinnerlich, wohl aber dies: Kurz vor der Pause öffnete ein junger Mann in unserem Team sein Jausenpaket, deutete mit dem Zeigefinger der einen Hand auf dessen Inhalt und mit dem Zeigefinger der anderen auf seinen Bauch und verkündete: »Du bist gleich hier drin!« (Ich bin normalerweise kein Freund unnötiger Herkunftsnennung, aber dass der Bursche tiefes Bairisch sprach, sei hier um der besseren Veranschaulichung willen erwähnt.) Man stelle sich das vor: Er äußerte dies in Gegenwart vierer ihm bis dahin völlig fremden Kommilitoninnen und Kommilitonen.

Nach über 20 Jahren muss ich noch gelegentlich an diesen Typen denken. Was wohl aus ihm geworden ist? Mit solch einem fehlgeleiteten Selbstbewusstsein wahrscheinlich Anwalt oder Theaterpädagoge. Ich habe inzwischen vergessen, was ich studiert habe – weil mein Hirn vollgemüllt ist mit derartigen Szenen! Regelmäßig erscheint vor meinem inneren Auge auch jener Dude, der einst barfuß und mit einer Wasserpistole bewaffnet zu einer Vorlesung kam. Das war der wunderlichste Professor, bei dem ich je saß. Kleiner Scherz, es war natürlich ein Student der unangenehmsten Sorte.

Man missverstehe mich nicht: Die Zeiten, da Studierende im Anzug zur Hochschule stolzierten und einander siezten, wünsche ich mir keineswegs zurück. Aber ist ein bisschen Mäßigung zu viel verlangt? Warum müssen manche Leute so out there sein? Und warum können manche kein Gespräch führen, in dem es nicht ständig um sie selbst geht? Ich, ich, ich. Neulich saß ich in einem Zug, in dem eine Frau nicht nur ihre schweigenden Begleiterinnen, sondern den ganzen Waggon drei Stunden lang mit ihren Erlebnissen und Plänen »unterhielt«.

Na toll, jetzt beginne ich vor lauter Erregung schon, übers Zugfahren zu schreiben …

Bleiben Sie mir trotzdem gewogen, bittet

Ihr Torsten Gaitzsch

Verabschiedet sich ebenfalls und wünscht Ihnen ein gut informiertes Wochenende:

Ihre TITANIC-Redaktion

Das neue Heft ist da!

Das Cover der Oktoberausgabe. 
Annalena Baerbock, Nancy Faeser und Olaf Scholz rennend in grauen Anzügen. 
Sie sind kurz davor die Ziellinie zu erreichen, die durch ein rot-weißes Absperrband gekennzeichnet ist. Auf dem Band steht: "Deutscher Erfolg bei den Paralympics"
Darunter dir Zeile: "Team Herzlos" holt GOLD im Abschieben (Öffnet in neuem Fenster)

Go for Schwarz-Rot-Gold! Während die deutschen Olympioniken mit der miesesten Medaillenbilanz seit der Wiedervereinigung enttäuschen, trumpft eine andere Rumpftruppe groß auf. Im Rekordtempo jagt das Team Herzlos über alle moralischen Hürden und sichert sich auch noch den Titel im Weitflug (bis nach Afghanistan). Für alle, die Deutschland wieder verlassen müssen, heißt es tröstlich: »Dabei gewesen sein ist alles.«

AUSSERDEM IM OKTOBERHEFT: Fotoroman „Vier Fäuste für ein Ampel-Aus“ über die Umsturzpläne von Merz und Söder. Alles zum Buchmessen-Gastland Italien. Kamala Harris' deutsche Wurzeln. Verzogene Königskinder. Das neue Tugendgesetz der Taliban. Wimmelbild-Spaß: Wo ist Waffen-Walter? Mit Cartoons und Comics von Hannes Richert, Stephan Rürup und Miriam Wurster.

Ab Samstag an allen Schlagbäumen, jetzt schon im Onlineshop (Öffnet in neuem Fenster) (Print (Öffnet in neuem Fenster)oder PDF (Öffnet in neuem Fenster) oder in der App (Öffnet in neuem Fenster)) – oder am besten: im Abo (Öffnet in neuem Fenster)!

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