Ein Schuss – kein Treffer, offene Fragen nach Trump-Attentat, Taylor Swift in Gelsenkirchen
Liebe Leser*innen,
ein Schuss erschütterte diese Woche die Welt und versetzte ein ganzes Land in Schockstarre. Mikel Oyarzabal traf kurz vor Abpfiff das gegnerische Tor und ließ die Titel-Träume der Engländer in letzter Minute platzen. Weniger zielsicher war Thomas Matthew Crooks, seine Schüsse sorgten dennoch nicht für weniger Aufsehen.
US-Präsident Joe Biden reagierte umgehend und ist laut Insiderberichten jedes Mal bestürzt, wenn er über das Attentat auf seinen Kontrahenten in Kenntnis gesetzt wird.
Gesellschaft und Medien versuchen derzeit die Ereignisse einzuordnen und einzuschätzen, welche Konsequenzen diese haben könnten. Dabei stehen sie vor zahlreichen Fragen, die es zunächst zu beantworten gilt:
Fünf offene Fragen nach den Schüssen auf Trump
Warum hat Trumps Bibel die Kugel nicht abgefangen?
Wie stark sollten nun die Waffengesetze gelockert werden?
Hat Trump den Schuss jetzt gehört?
Wären die Schüsse eine Amtshandlung eines Präsidenten gewesen, wären sie aber schon okay, oder?
Wie tattrig ist Biden wirklich?
TW
Die hiesige Tierwelt bleibt indes bislang unberührt von den Turbulenzen der letzten Tage. Insbesondere eine Art scheint von der aktuellen Situation in den USA zu profitieren und nutzt das Momentum.
Keine Ressourcen, sich mit wachsenden Tierpopulationen oder US-Politik auseinanderzusetzen, hat derzeit Gelsenkirchen. Wieso, weiß unser Kolumnist.
Die Better-Living-Rubrik mit Torsten Gaitzsch
Liebe Leserinnen und Leser,
während ich diese Zeilen tippe, macht sich Taylor Swift bestimmt schon für den ersten ihrer drei Bühnenauftritte in Gelsenkirchen warm. Und seit Wochen macht sich Gelsenkirchen – das nur das erste von drei deutschen legs der »Eras«-Tour ist – für den Auftritt von Taylor Swift warm.
Die Medien währenddessen sind bereits artigst eingegroovt, die Berichterstattung über und die Beschäftigung mit der Sängerin haben ein Niveau erreicht, das man ihnen kaum noch zugetraut hätte. Vor ein paar Jahren beschränkten sich Artikel über »die Swift« (E. C. Werner) auf unbeholfene Annäherungen an das Phänomen, küchenpsychologische Einordnungen der Art, dass sie eine Identifikationsfigur für Heranwachsende ist, ihre Texte mit den bekannten Teenie-Problemen vertrauenstiftend sind usf.
Heute werden in langen Aufsätzen über »Schneider Flink« (Facebook-Gag, ca. 2015) Geistes- wie Naturwissenschaften bemüht, dass einem die Ohren schlackern. Literaturfexe stellen Bezüge zu Plath, Dickens und – warum nicht? – Jonathan Swift her, es gibt BWL-Seminare zu »Swiftonomics«, Swift-Konzerte werden mit Émile Durkheims Idee der kollektiven Efferveszenz erklärt, und die Erdbebenforschung untersucht die »Swift Quakes« genannten seismischen Aktivitäten während der Mega-Gigs. Als Freund des Overthinkens von Popkultur (»Overthinking It« ist seit 15 Jahren einer meiner Lieblings-Podcasts) begrüße ich das.
Den Vogel schoss die Süddeutsche Zeitung vom 6. Juli ab, die in ihrem »Buch Zwei« neben vielem anderen Musiktheorie mit Neurologie verquickte und uns Dinge wie Axis progression und den sog. T-Drop näherbrachte: »In der reinen Form handelt es sich um eine ständig wiederkehrende Melodiefigur, bei der die Sängerin die gleichen drei Stufen einer Tonart hintereinander singt – zunächst den vierten und dann den dritten Ton (also Quarz und Terz) einer Leiter. Und zum Abschluss dann die sechste Stufe der Oktave darunter. Stünde ein Stück in C-Dur, wären das F, E und das A eine Quint unter dem E. Daher der ›Drop‹ im Namen. Besonders deutlich zum Beispiel in ›You Belong with Me‹ oder ›State of Grace‹. Die Melodie taucht derart oft auf, dass sie direkt ans Belohnungszentrum andockt«. Das ist sooo geil!
Und wie stehe ich persönlich zu Taylor Swift? – Absolut neutral, ich habe wirklich keine Meinung.
Ihr Torsten Gaitzsch
Verabschiedet sich ebenfalls und wünscht Ihnen ein gut informiertes Wochenende:
Ihre TITANIC-Redaktion
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