Mit Bello und Miez ins Bett?
Mikrobenzirkus-Kolumne im September 2024 - Eindrücke von der Bakteriopolis-Lesetour, Bello und Miez im Bett, Termine und Event-Tipps
Liebe Freunde und Freundinnen des Mikrobenzirkus,
mein August war vollgepackt mit Lesungsterminen und Reisen, weshalb ich erst jetzt dazu komme, einige Eindrücke und Gedanken mit euch zu teilen.
Lesungsimpressionen aus Dresden und Leipzig
Bereits in einer früheren Kolumne habe ich über die neue Wanderausstellung der TU Dresden mit dem Titel „Bakteriopolis – Die verborgene Welt der Mikroben“ berichtet, die im August in Dresden eröffnet wurde und Anfang September in Leipzig gastierte. In beiden Städten durfte ich im Rahmenprogramm mit einer Lesung aus meinem Sachbuch „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Türklinke“ sowie einem interaktiven Vortrag zum Mitmachen und Mitdenken teilnehmen. Dabei ging es darum, wie wir unsere Häuser und Wohnräume gesünder und mikroben-freundlicher gestalten können. Wäre das ein TV-Format, hieße es vielleicht: “Schöner wohnen mit Mikroben”.
Ehrlich gesagt, war ich selbst gespannt, wie eine solche Ausstellung über Bakterien und Mikroben nach der Corona-Pandemie aufgenommen würde, die uns allen noch in den Knochen steckt. Würde das Interesse an der Welt der kleinsten Lebewesen noch bestehen, oder hätten die Menschen davon schlicht genug?
Das Gegenteil war der Fall – trotz Hitze! Volles Haus …
In Dresden traf ich im Wissenschaftszentrum COSMO im Kulturpalast auf ein bunt gemischtes Publikum. Rund 35 Menschen, die privat, über das Studium oder beruflich ein Interesse an Mikroorganismen und deren Einfluss auf unsere Gesundheit haben, nahmen an der Veranstaltung teil. In Leipzig las ich im gut besuchten Stadtbüro am Burgplatz, mitten im Herzen der Stadt, und es ergaben sich im Anschluss noch intensive Diskussionen über viele Themen und es gingen einige Bücher über den Tisch.
Eines der Themen möchte ich heute als Wissensinput für euch herausgreifen. Eine ältere Dame aus Dresden konnte sich nur schwer damit anfreunden, dass Haustiere also Hunde oder Katzen nicht nur Schmutz, sondern auch „gute Mikroben“ in unsere Wohnungen tragen. Und dann kam die unvermeidliche Frage:
Darf der Hund oder die Katze mit ins Bett?
Wir verbringen heutzutage rund 90 Prozent unserer Zeit in Innenräumen. Das beeinflusst natürlich, wie gut unser Immunsystem noch trainiert wird. Unsere Umwelt wird immer keimfreier wird und dadurch verarmen auch unsere Mikrobiome in ihrer Vielfalt an Mikroorganismen.
Dazu hat auch unser Immunsystem nichts mehr, woran sich unser Körper auf natürliche Weise „abarbeiten“ kann. Aus Jux und Dollerei attackiert es dann Pollen, Haare usw.
Wir sollten uns aber darüber im Klaren sein , dass Haustiere nicht nur Schlamm und Schmutz mit nach Hause bringen, sondern, dass sie auch als eine Art natürlicher Lieferdienst guter Mikroben funktionieren. Ein Großteil der Mikroben, die unseren Darm besiedeln, gelangt über Nahrung und unsere Atemluft dorthin.
Hunde beeinflussen sogar die Zusammensetzung der Bakterien im Hausstaub, was sich positiv auf das Raumklima auswirken kann. Dabei handelt es sich um harmlose, nicht krankheitserregende Bakterien, die bei einem gesunden Immunsystem keine Infektionen verursachen. Viele dieser Mikroben stammen aus der Erde und siedeln sich auch im Hundedarm an. Interessanterweise wird das Mikrobiom von Hundebesitzer nach kurzer Zeit um genau diese Bakterien bereichert. Forschende konnten allein auf Basis der Mikrobiom-Daten Hunde ihren Haltern zuordnen!
Eine spannende Studie von Dr. Susan Lynch von der University of California zeigte, dass Mäuse, die Hausstaub aus Haushalten mit Hunden ausgesetzt waren, seltener an Asthma erkrankten. Eine bestimmte Bakterienart, Lactobacillus johnsonii, konnte identifiziert werden, die diesen Schutz bietet.
Das Fazit: Tierkontakte in der frühen Kindheit wirken sich positiv auf die Darmflora aus und können das Immunsystem stärken sowie das Allergierisiko senken. Stichwort: Bauernhofstudien: Kinder, die auf Bauernhöfen mit viel Kontakt zur Natur und zu Tieren aufwachsen, zeigten viel weniger Allergien und Asthma als Kinder, die in der Stadt aufwachsen.
An dieser Stelle möchte ich auch gleich mit dem Mythos der „allergiesicheren“ Hunderassen aufräumen. Selbst nackte Hunde ohne Fell, verlieren noch Hautschuppen und Allergene. Überraschenderweise war der Labrador Retriever in Studien die Rasse, die am wenigsten Allergien auslöste. Die Annahme, dass lockige Hunderassen wie Pudel oder Wasserspaniel generell antiallergisch seien, hat dagegen keine wissenschaftliche Grundlage.
Und wie ist es mit Katzen?
Als bekennende Katzenliebhaberin, die aktuell leider gerade ein „katerloses“ Leben führt (weil unser alter Kater Kasper letztes Jahr verstarb), kann ich bestätigen, dass die Stubentiger einen positiven Einfluss auf unser Wohlbefinden haben.
Und nicht nur das: Eine Studie des Asthma in Childhood Research Centers in Kopenhagen ergab, dass Katzen eine Vielzahl von Bakterien, Pilzen und Allergenen ins Haus bringen – und das zu unserem Vorteil. Forschende fanden heraus, dass Katzen den Effekt eines Gens neutralisieren können, das bei Kindern das Risiko für Asthma verdoppelt. Lebt eine Katze im Haushalt, wird dieses Gen nie aktiviert – ein erstaunlicher Fund, der selbst die Wissenschaft überrascht hat. Warum dies nur bei Katzen und nicht bei Hunden funktioniert und wie der genaue Mechanismus funktioniert, ist noch unzureichend geklärt.
Zurück zur Frage: Ist es gesund, Tiere im Bett schlafen zu lassen?
Wenn es nach den Fellnasen oder unseren Kindern geht, ist die Antwort wohl ein klares Ja. Neben der Stressreduktion und positiven Effekten auf die Herzgesundheit, ist es unter bestimmten Bedingungen unbedenklich, Haustiere im Bett schlafen zu lassen.
Wichtig ist, dass die Tiere frei von Parasiten wie Zecken und Flöhen sind und regelmäßig geimpft sowie entwurmt werden. Auch auf Hygiene im Schlafzimmer solltet ihr stärker achten – die Bettwäsche muss häufiger gewechselt werden, da die Tiere eben auch Haare und Schmutz ins Bett tragen können.
Doch eines ist sicher: Im Bett von Kleinkindern haben Haustiere nichts verloren, da hier das Verletzungsrisiko einfach zu groß ist.
Wenn ihr euch noch etwas mehr über Mikrobenkosmos von Katzen informieren wollt (Toxoplasmose aber auch andere Aspekte) , empfehle ich euch diesen älteren aber noch aktuellen Artikel in meinem Mikrobenzirkus-Blog.
“Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Türklinke” von Susanne Thiele (2019); bestellbar unter
9783453604872 | Buchhandlung Graff in Braunschweig (Öffnet in neuem Fenster)S.V. Lynch, K.E. Fujimura u.a.: “House dust exposure mediates gut microbiome lactobacillus enrichment and airway immune defense against allergens and Virus infections”, in: Proc. Natl. Acad. Sci., 111, 2014, S. 805-810)
Lesung beim Verein Lamme liest!
Susanne Thiele: Wie aus Wissenschaft Bücher werden8.11. 19:00 Uhr Kirchhaus in Braunschweig-Lamme, Reservierung unter kontakt@lamme-liest.de (Öffnet in neuem Fenster)
Lesung: Wine & Crime: Toxin und Probe 12 -Lesung mit Susanne Thiele und Kathrin Lange im Monkey Rose in Braunschweig
14.11. 2024, 18:00 Uhr, Lesung mit Wine-Tasting und Käseverkostung, organisiert von Leseflair, Tickets unter: Link (Öffnet in neuem Fenster)
Seminar: Wissenschaft trifft Thriller: Wie der Weg von der Idee zur Story glückt
Das Beste aus zwei Welten.
10.11.-12.11. So 16.00 -Di 12:30 Uhr, Bundesakademie
Spannende Rätsel und wissenschaftliche Geheimnisse – wenn Forschung und Fiktion verschmelzen, entsteht Nervenkitzel. Wie stark uns Wissenschaft im täglichen Leben betrifft, haben nicht zuletzt die Corona-Jahre gezeigt. Eine sehr besondere Form von Wissenschaftskommunikation ist der Science-Thriller, der auf unterhaltsame Weise komplexe Forschung in eine packende Handlung übersetzt. Das ermöglicht Leserinnen und Lesern, sich von wissenschaftlichem Fortschritt und neuen Technologien, die sie vielleicht nur aus den Schlagzeilen kennen, faszinieren zu lassen.
Wie aber verläuft der Weg von einem wissenschaftlichen Thema oder einer Storyidee zu einem spannenden Roman? Wo finden Autoren und Autorinnen ihre Stoffe? Wie geht wissenschaftliche Recherche und deren „Übersetzung“ ins Fiktionale? Und wie gelingt der optimale Mix aus Faktentreue und Erfundenem? Was also darf ein Wissenschaftsthriller?
All diesen Fragen widmet sich diese Werkstatt. In Impulsvorträgen, Gesprächen und praktischen Übungen führen die beiden Seminarleiterinnen darüber hinaus ihre Methoden vor und zeigen, wie eigene Projekte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorankommen können.
Nach dem Anmeldeschluss erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Schreibaufgabe. Meine Co-Dozentin ist die erfolgreiche Schriftstellerin und Thrillerautorin Kathrin Lange, mit der zusammen ich “Probe 12” und “Toxin” geschrieben habe.
Alle, die aus der Nähe in der Region Braunschweig sind, lade ich sehr herzlich zum Tag der offenen Tür am HZI am 21.9. 2024, 11-16 Uhr ein - meiner Arbeitsstelle am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung.
Ein Blick hinter die Kulissen mit Laborführungen, spannenden Vorträgen und vielen Kinderaktionen. Und mich könnt ihr als Pressesprecherin an einem solchen Tag natürlich auch treffen. Ich moderiere das Format “Meet the Scientist”. Vielleicht sehen wir uns?
Das ganze Programm findet ihr hier: HZI | Tag der offenen Tür am HZI ( (Öffnet in neuem Fenster)helmholtz-hzi.de (Öffnet in neuem Fenster)) (Öffnet in neuem Fenster)
Das war es schon wieder für den September!
Ich sende euch herzliche Grüße aus dem Mikrobenzirkus.
Schreibt mir sehr gern, lasst ein Like oder einen Kommentar da, um meine Reichweite etwas zu erhöhen.
Viele Grüße
Eure Susanne Thiele
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