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Theaterpädagogik und Inklusion: Warum Repräsentanz zählt

“Blickt man in die einschlägigen Theatergeschichten, bleibt eine Form von Theater sträflich unterbelichtet: das mit Menschen mit Behinderungen. Dabei gibt es viel zu erzählen – von den Spuren, die Menschen mit Behinderungen über Jahrhunderte im Theater hinterlassen haben, bis hin zu den ästhetischen Impulsen, die sie gesetzt haben. Ebenso wichtig ist die Frage, wie sie heute in der Theaterlandschaft sichtbar werden: in Stadttheatern, Privattheatern und der freien Szene.” - So startet der Artikel “Das neue Normal? Ein kurzer Blick in die Geschichte inklusiver Theaterarbeit in Deutschland von Georg Kasch (Öffnet in neuem Fenster)

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Theater und Behinderung: Eine vernachlässigte Geschichte

Viele Menschen haben die Geschichte des Theaters erforscht und darüber geschrieben. Doch ein Bereich wurde bisher wenig beachtet: Theater mit und von Menschen mit Behinderungen. Dabei gibt es zahlreiche Belege dafür, dass Menschen mit Behinderungen immer Teil des Theaters waren – sei es als Darsteller, Autoren oder Impulsgeber für neue ästhetische Ausdrucksformen. Ihre Bedeutung wird in der konventionellen Theatergeschichte jedoch oft ausgeblendet.

Inklusive Theaterarbeit heute

EU fördert inklusives Theater-Ensemble | Leader | Mittlere Alb (Öffnet in neuem Fenster)
@Theater Tonne

Heute erleben wir an vielen Orten eine verstärkte Zusammenarbeit von Schauspieler*innen mit und ohne Behinderung. Stadttheater wie die Münchner Kammerspiele oder Gruppen der freien Szene, etwa Theater HORA, Theater Rambazamba oder Theater Thikwa, setzen sich aktiv für inklusive Theaterarbeit ein. Diese Entwicklungen zeigen, dass Inklusion nicht nur ein sozialpolitisches Anliegen ist, sondern auch eine Bereicherung für die Kunstform selbst darstellt.

Strukturelle Barrieren und notwendige Veränderungen

An dieser Stelle muss eine grundlegende Tatsache betont werden: Sowohl in Deutschland als auch in vielen anderen Ländern ist Behindertenfeindlichkeit systembedingt. Die Infrastrukturen, gesellschaftlichen Strukturen und kulturellen Einrichtungen sind oft nicht auf Menschen mit Behinderungen ausgerichtet. Trotz des wachsenden Interesses an inklusiver Arbeit bleibt die strukturelle Exklusion eine große Herausforderung. Es reicht nicht aus, einfach mehr Menschen mit Behinderungen auf die Bühne zu bringen – es geht darum, die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass sie gleichberechtigt teilhaben können und auch so die Profession zugänglich wird.

Unterschiedliche Herangehensweisen in internationalen Kontexten

Ein Blick ins Ausland zeigt, dass verschiedene Gesellschaften unterschiedlich mit dem Thema umgehen. In Großbritannien und den USA sind Disablity Arts und Gehörlosenkunst aus der Bürgerrechtsbewegung heraus entstanden. Sie sind Ausdruck eines Kampfs um Rechte und Selbstbestimmung. In Deutschland hingegen mangelt es oft an der Repräsentanz von Menschen mit Behinderung in leitenden Positionen des Kulturbetriebs. Die Infrastruktur und das kulturelle Angebot sind noch immer nicht ausreichend barrierefrei gestaltet.

Repräsentation als zentrales Element inklusiven Theaters

Die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen im Theater ist nicht nur eine Frage der Chancengleichheit, sondern auch eine künstlerische Bereicherung. Theater lebt von Vielfalt und unterschiedlichen Perspektiven. Eine inklusive Theaterlandschaft bedeutet, dass auch Menschen mit Behinderungen als Regisseur*innen, Dramatiker*innen und Intendant*innen Einfluss nehmen können. Nur so kann sichergestellt werden, dass ihre Stimmen nicht nur in inklusiven Produktionen, sondern im gesamten Theaterbetrieb gehört werden.

Theaterpädagogik muss dazulernen

Inklusion (Öffnet in neuem Fenster)
@Deutscher Turnerbund

Theaterpädagogik kann einen entscheidenden Beitrag zur Inklusion leisten. Aber auch hier sind noch Leerstellen zu finden und nicht selten bestehen Barrieren. Indem Theaterpädagogik Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenbringt und allen eine gleichberechtigte Bühne bietet, kann sie bestehende Vorurteile abbauen und neue Ausdrucksformen entwickeln. Doch damit Inklusion im Theater nicht nur ein wohlmeinendes Konzept bleibt, sondern gelebte Realität wird, müssen strukturelle Veränderungen stattfinden. Nur wenn Menschen mit Behinderungen nicht nur auf, sondern auch hinter der Bühne sichtbar sind, kann von echter Teilhabe gesprochen werden.

Kategorie Theater & Improvisation

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