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Mit Trinkgeld zur Traumbar

Irgendwann wurde uns klar, dass wir nicht mehr ewig in anderen Bars arbeiten wollten, um unser Studium zu finanzieren. Also dachten mein Bruder Kilian und ich uns im Sommer 2012: Warum nicht einfach unsere eigene Bar aufmachen? Nach einer Suche auf Immobilienscout sind wir fündig geworden – ein Laden, direkt um die Ecke von meiner damaligen Wohnung im aufstrebenden Berlin-Wedding.

Wir starten unser eigenes Ding

Ohne groß nachzudenken, haben wir uns direkt beworben – obwohl wir wenig Rücklagen hatten und die Chancen nicht gerade rosig aussahen. Doch der Vermieter fand unser Konzept so spannend, dass er uns trotzdem den Zuschlag gab. Also ging es im November los mit der Renovierung, die wir hauptsächlich mit unseren angesparten Trinkgeldern finanziert haben.

Die Moritz Bar, benannt nach unserem ersten gemeinsamen Haustier, wurde dann im März 2013 eröffnet. Unser Plan: Ein Treffpunkt für alteingesessene und neue Leute im Wedding. Schon in der zweiten Woche war der Blog Weddingweiser zu Besuch und schrieb einen Artikel (Öffnet in neuem Fenster) über uns. Das sprach sich schnell rum, und so hatten wir einen richtig guten ersten Sommer. In der Zeit starteten wir auch unsere wöchentliche Eventreihe Gay Wedding, mit der die Bar bekannt für ihre offene und tolerante Haltung wurde.

Neue Drinks, neues Glück

Im Herbst 2013 kam dann die erste Craft-Cocktail-Karte und unser selbstgemachtes Tonic Water dazu. Damit wurden wir über den Kiez hinaus immer bekannter.

Da immer mehr Leute ihre Geburtstage, Hochzeiten und Abschiede bei uns feiern wollten, haben wir das Reservierungssystem nach und nach perfektioniert. Außerdem haben wir uns vorgenommen, unsere Gäste regelmäßig mit einer neuen Getränkekarte zu überraschen – zwei Mal im Jahr.

Wir werden ein Team

Im März 2014 war der nächste große Schritt fällig: Wir stellten unsere ersten Mitarbeiter ein. Das war gar nicht so einfach, weil viele Stammgäste die Bar total mit uns verbanden. Aber glücklicherweise fanden wir ein großartiges Team, das richtig gut ankam.

Mit den neuen Leuten an Bord und verbesserten Abläufen hatten wir plötzlich wieder mehr Zeit, und so entstand die Idee für ein neues Projekt.

Die Idee für Bar Nummer zwei

Wir wollten, dass die Dinge, die die Leute an der Moritz Bar liebten, auch in der neuen Bar zu finden sind. Gleichzeitig sollte die neue Bar aber von Anfang an besser auf größere Reservierungen ausgelegt sein. Also haben Kilian und ich uns das halbe Jahr über verschiedene Läden angeschaut, bis wir im Januar 2015 endlich eine alte Eckkneipe in Moabit fanden, die perfekt zu unserem Konzept Moritz am Park passte.

Wieder einmal haben wir die Renovierung selbst gestemmt, und im Mai 2015 ging es mit der neuen Bar los.

Parallel hatten wir uns noch auf ein anderes Objekt beworben, von dem wir aber lange nichts mehr gehört hatten. Umso überraschender kam dann im Juni 2015 die Zusage – also hieß es, direkt nach der Eröffnung der Bar auch noch ein Café zu renovieren. Das war ein echter Kraftakt, denn beide Projekte brauchten viel Zeit und Energie.

Nachdem im August 2015 ein Bericht über Berlin-Wedding in der New York Times (Öffnet in neuem Fenster)erschien, in dem die Moritz Bar erwähnt wurde, stieg unser Bekanntheitsgrad – und plötzlich kamen Gäste aus aller Welt.

Der weitere Weg

Die Moritz Bar in Wedding lief bis 2019, während wir das Café und die Bar in Moabit schon etwas früher abgegeben haben. Danach gingen Kilian und ich erstmal getrennte Wege, starteten eigene Projekte und verbrachten Zeit im Ausland. 2022 haben wir dann wieder zusammengefunden und die Moritz Bar Würzburg (Öffnet in neuem Fenster) eröffnet.

Fotos: Han Le, Claudia Gödke, Clemens Bilan, Lena Meyer, privat

Kategorie offenherzig