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Altmeisterpalette

Welche Farben standen früheren Künstlern zur Verfügung und wie malt es sich damit?
Ich habe eine traditionelle Farbvariation getestet.

  

  

Die unglaubliche Farbvielfalt, auf die man heute in der Industrie, sowie auch im Künstlerfachgeschäft Zugriff hat, war früher bedeutend kleiner. Dafür bekommt man einige traditionelle Farben gar nicht mehr oder nur unter besonderen Umständen – beispielsweise als Restaurator. Das hat auch einen guten Grund: Einige bewährte alte Farben sind hochgiftig. Dabei geht das Gefahrenpotential am stärksten von giftigen Pigmenten in Pulverform aus, da diese beim Verarbeiten in die Atemwege gelangen können. Ein gutes Beispiel dafür sind Farben, die aus Bleiverbindungen hergestellt werden. In der Zierkeramik finden sie heute immer noch Anwendung, weil sie chemisch und thermisch sehr beständig sind, zum anderen eine wunderbare Leuchtkraft und effektvolle Glasuren hervorbringen.

Selbst Meissen (Öffnet in neuem Fenster) verwendet teilweise solche Farben. Jedoch ist durch den hohen Brand die Farbe so stark in die Keramik verschmolzen, dass von einem bemalten Speiseteller keine Gefahr ausgeht. 

Die Farbpalette der alten Meister wurde in erster Linie von den Erdtönen bestimmt, die in der Tat der Erde entnommen wurden. Sie reichten von einem hellen leuchtenden Ocker über ein feuriges erdiges Rot hin zu grünlichen Nuancen, auch genannt grüne Erde. Ergänzt wurde die Palette mit Bleiweiß und Holzkohleschwarz. Blaue Farbtöne waren rar, am günstigsten waren Variationen blaustichiger Grüner Erde. Reine Blautöne waren nur mit wertvollem Azurit oder dem noch teureren echten Ultramarin erzielbar, die nur in besonderen Fällen im Bild Verwendung fanden.

Echtes Ultramarin wird aus fein zerstoßenem Lapis Lazuli (Öffnet in neuem Fenster) hergestellt. Das Pigment ist auch heute noch erhältlich, aufgrund seiner Seltenheit aber weiterhin sehr teuer: 100 g kosten aktuell ca. 750,00 € (Quelle: kremer-pigmente.de)

  

Steckt man den Farbbereich aufgrund der traditionell verfügbaren Pigmente ab. So ergibt sich etwa das folgende Farbspektrum für die Zeit der Alten Meister. Es überwiegen die warmen Farben, weshalb altmeisterliche Bilder grundsätzlich einen warmen Farbcharakter aufweisen. Kühle Farbnuancen konnten fast nur mit den teuren Blaupigmenten erzielt werden. Im Schattenbereich musste daher oft ein Abmischen der Farben mit Holzkohle- oder Beinschwarz zur Abkühlung eines Farbtons genügen.

Zur Veranschaulichung griff ich auf die Farbtheorie des amerikanischen Künstlers James Gurney (Öffnet in neuem Fenster) zurück, bzw. habe ich diese Methode in seinem Buch "Color and Light (Öffnet in neuem Fenster)" kennen und schätzen gelernt. Anhand der Ausgangspigmente werden die Eckpunkte des Polygons im Farbkreis gesetzt und dann mit einander verbunden. Übrig bleibt das mögliche Farbspektrum in abnehmenden Ausmischungen zu Neutralgrau.

Ich bitte zu berücksichtigen, dass es sich nur um ein Modell handelt. Es gibt vor allem eine Vorstellung auf welche Farben man verzichten muss.


Mich reizte es nun, innerhalb dieses Farbspektrums einmal selbst eine Farbkombination zu testen. Bleiweiß  (giftig) ersetzte ich dazu durch das heute übliche Titanweiß. Bei den Erdtönen beschränkte ich mich auf einen gelben und einen orangenen Ocker und auf Blau wollte ich nicht verzichten, daher ersetzte ich den teuren Lapislazuli mit Kobaltblau.

Nach Gurneys Farbskalamodell ergibt sich damit für meinen Fall folgendes Farbspektrum:

Die nachfolgenden Bilder malte ich mit dieser limitierten Farbpalette.

- Titanweiß

- Gelber Ocker hell

- Oranger Ocker

- Kobaltblau hell

- Elfenbeinschwarz

(verwendete Farbserie: Talens Rembrandt)

(zum vergrößern der Bilder: Rechtsklick > Grafik anzeigen)

 

Hintergrund des Versuches, war es zudem eine limitierte Farbpalette zu finden, mit der ich meine Reisemalbox bestücken kann. Fürs Plein Air Painting (Freiluft Malerei) ist man gewöhnlich geneigt das Packgewicht so gering wie möglich zu halten.
Limitierte Farbpaletten bewahren einen zudem weitgehend vor farblichen Fehlgriffen während des Malens.

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