Fertig gestellt - Nicht um zu sterben
Ein ausführlicher Bericht über mein neues Bild "Nicht um zu sterben", 120 x 80 cm, Acryl auf Leinwand.
Von der ursprünglichen Bildidee hin zu einer neuen, mit vielen Einblicken in die Entstehung und Umsetzung des Bildes.
Nicht um zu Sterben
Malgrund: Leinwand, glatt gespachtelt, getönte Grundierung
Farben: Acrylfarben
Format: 120 x 80 cm
Verfügbarkeit: Das Bild ist inzwischen Verkauft und nur noch als Kunstdruck zu haben (siehe Link am Ende des Beitrages)
Der Entwurf zum Bild entstand bereits zu Beginn des Jahres auf einer 21 x 30 cm großen Hartfaserplatte. Da ich das Bild auf ein Format von 120 x 80 cm umsetzen wollte, nahm ich mir für den Entwurf deutlich mehr Zeit als gewöhnlich. Wie bei fast allen Entwürfen, für die ich bereits ein Endformat im Kopf habe, erarbeitete ich auch diesen in einem maßstabsgetreuen Seitenverhältnis.
Das am Ende entstandene Bild entspringt einem zu Beginn ganz anders erdachtem Konzept:
Geplant waren nämlich zwei Bilder, die unter dem gemeinsamen Projektitel „Das Gefängnis der Freiheit“ sich einander ergänzen sollten.
Das erste Bild sollte nur den unteren Teil des Entwurfes zeigen. Zahlreiche Portale in einem breiten Panorama mit einer davor erkennbaren Figur. „Wähle deinen Weg“ sollte es heißen.
Für das Zweite Bild wollte ich den ganzen Entwurf auf einer 120 x 80 cm großen Leinwand umsetzen. Hier sollte eine Figur erkennbar sein, die die Felskante zur Gebirgslandschaft emporklettert oder emporgeklettert ist. Einen festen Titel hatte ich dafür noch nicht gefunden, aber es sollte so etwas wie „Freiheit“, „Ausbruch“ oder „der vergessene Weg“ sein. Angelehnt war das gesamte Konzept an die Geschichte „das Gefängnis der Freiheit“, in der fiktive Wesen in einer fiktiven Höhlenwelt leben. Die Paralelle zu unserer Infomationsüberfluteten Welt, in der inzwischen sogar Algorythmen versuchen uns zu Entscheidungen zu drängen von denen wir selbst gar nichts mehr mitbekommen, ist selbstverständlich beabsichtigt.
Das kleinere der beiden Bilder begann ich bereits im April 2018. Als ich das Motiv dann weitestgehend auf der Leinwand hatte, wurde mir jedoch klar, dass es überhaupt nicht die Wirkung erziehlte, die ich mir erhoffte. Ich fand es leer und langweilig und legte das Bild zunächst für einige Wochen beiseite.
Bis heute liegt das Bild auf meiner Ablage der unvollendeten Werke. Ich habe es jedoch noch nicht aufgegeben und es entwickelt sich mehr und mehr zu einem neuen eigenständigen Werk.
Da ohne das erste Bild, auch das zweite, größere Bild keinen Sinn machte, starb das Bildprojekt „Das Gefängnis der Freiheit“.
Die leere, große, bereits vorbereitete Leinwand sollte jedoch nicht leer ausgehen und auch der Entwurf mit seiner wundervollen Felslandschaft lag mir sehr am Herzen. So sann ich lange vor mich hin und malte in Gedanken die Landschaft auf die milchkaffeefarbene Fläche. Wenige Tage später war klar: Die Landschaft muss da drauf, auch wenn mein Entwurf nicht mehr ganz passte. Zum übertragen musste ich die Landschaft des Entwurfes etwas verschieben und passend rastern. Mit weißer Kreide und Zeichenkohle konnte ich dann mit der Vorzeichnung beginnen.
Nachdem ich die Komposition aus dem Entwurf übertragen hatte konnt ich nun den vielen entstandenen Flächen erste Tonwerte und Texturen geben. Ich arbeite nur mit Umbra und Weiß. Die getönte Grundierung bildete einen guten Mittelton von welchem ich wunderbar in beide Richtungen (Höhen und Tiefen) arbeiten konnte.
Mittels Lasuren in Weiß und Umbra vereinte ich die Flächen zu einer Landschaft und so nach und nach bekam die Schlucht allmählich Atmosphäre und Tiefe.
Ich überlegte lange, ob ich mich mit dem steilen Abbruch der Schlucht im Fordergrund anfreunden könnte oder nicht. Mit Kreide probierte ich ein paar Elemente im Vordergrund aus und entschied mich letzlich dazu die Schlucht zum Betrachter hin zu erweitern.
Inzwischen war die Landschaft so erhaben herangereift, das ich mich mehr und mehr in sie hineinversetzen konnte. Ich stellte mir vor auf einem der Felsen in dieser kalten, schroffen aber zugleich wunderschönen Landschaft zu stehen. Einem Schneesturm trotzend mit erhobenen Haupt in Richtung eines durchdringenden Lichts, das selbst dieser Landschaft Leben einhaucht - eine geradezu göttliche Begegnung, in der mir ein Geistesblitz kam.
„Nicht um zu sterben“ kam es mir in den Sinn, das ist der Titel! Und ich hätte keinen besseren finden können, stammte er doch nicht einmal von mir, sondern entsprang er einer meiner liebsten Bands aus meiner Jugend: Dornenreich - „Nicht um zu sterben“ war das erste Album dieser avantgardistischen Band aus Österreich, die mich bis heute immer wieder inspiriert.
Nach der monochromem Untermalung folgten weitere farbige Malschichten in überwiegend lasierendem Farbauftrag.
Um das Bild abzuschließen fehlte nun noch eine Figur, die ich für den markanten Felsen im Blickpunkt des Bildes vorgesehen hatte. Um mir eine passende glaubwürdige Pose zu erarbeiten, modellierte ich eine Figur mit hadelsüblicher Knete.
Ich wusste zunächst nicht wie groß ich die Figur in die Landschaft setzen wollte. So groß, dass man sie auf den ersten Blick erkennt? Aber nein, das hätte wohl die majestische Landschaft für den Betrachter erheblich verkleinert oder sie gar zerstört. So fiel sie schlussendlich sehr klein aus und ich hätte mir die Modellierarbeit vielleicht sparen können, aber so hatte ich eine gute Vorlage und mich abermals in Anatomischen Kenntnissen geübt.
Ich denke es war die richtige Entscheidung. Die Figur fällt kaum auf, und wer nix davon weiß muss schon länger schauen um sie zu entdecken.
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