#37 Traditionen
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Es ist Donnerstag. Du liest #37 ”Post aus Dachau”, den wöchentlichen Kultur-Newsletter von Stadtführung mit Matthias (Öffnet in neuem Fenster) in Dachau & München. Als Gästeführer weiß ich was in der Stadt los ist. Und was sich lohnt. Willst Du auch?
Diese Woche: Vorweihnachtliche Traditionen. Wann kommt der Nikolaus oder lieber Krampuslauf? Das Ende eines Doppeljubiläums. Last Nikolaus Geschenkidee. Im Geist der Freilichtmalerei.
Servus,
freust Du Dich schon auf den Nikolaus? Und wann kommt er bei Dir?
Sicher kennst Du die ewige Diskussion “Wann kommt er denn, der Nikolaus?” Am 5. Dezember abends, in der Nacht zum 6. Dezember oder doch erst am 6. Dezember abends? Fest steht: der offizielle Nikolaustag ist der 6. Dezember, denn das ist der Todestag des "echten" Bischofs Nikolaus. Er lebte um das Jahr 340 als Bischof in der Stadt Myra in der heutigen Türkei, damals gehörte die Stadt zum Römischen Reich. Nikolaus galt als barmherzig und mildtätig. Die Legenden erzählen von vielen Wundern und guten Taten, die Nikolaus vollbrachte, wie die Rettung von Schiffsbrüchigen oder die Beschenkung armer Familien.
Warum kommt der Nikolaus mancherorts schon am 5. Dezember? Haben wir in Bayern also unrecht, wenn wir schon am 5. Dezember den Nikolaus kommen lassen? Nein. Es ist eben wie an Heiligabend - da beginnt ja Weihnachten auch schon am Vorabend. Denn nach altkirchlicher Auffassung - wie auch im Judentum - beginnt der neue Tag mit Sonnenuntergang. Also: Wenn, sobald es dunkel wird, der Nikolaus auftritt, ist er genau zur rechten Zeit unterwegs. Und wer nur die Stiefel vor die Tür stellt, der ist sowieso auf der sicheren Seite.
In Bayern ist der Nikolaustag auf jeden Fall ein Fest voller Bräuche und Geschichten. Der heilige Nikolaus, der Schutzpatron der Kinder, der Seefahrer, der Kaufleute und vieler mehr, steht im Mittelpunkt vieler Herzen – vor allem der kleinen. In seiner Gestalt als gütiger Bischof zieht er von Haus zu Haus, um Geschenke zu bringen und die Kinder für ihr gutes Verhalten zu belohnen.
In Bayern hat der Nikolausbrauch verschiedene Facetten. Traditionell besucht der Nikolaus die Kinder in Begleitung seines finsteren Gefährten, dem Knecht Ruprecht, auch bekannt als Krampus, der die ungezogenen Kinder tadelt. Der volksmündige Krampuslauf, bei dem als Krampus verkleidete Figuren durch die Straßen ziehen, ist ein Spektakel, das Jung und Alt gleichermaßen begeistert.
Nicht zu vergessen sind auch die kulinarischen Traditionen: So werden am Nikolaustag oft gebackene Nikolaus-Figuren aus Teig, sogenannte „Weckmänner“, verschenkt. In vielen Familien gibt es auch einen festlichen Nikolausteller mit Nüssen, Mandarinen und Süßigkeiten.
Welche regionalen Unterschiede gibt es? In manchen Teilen Bayerns werden spezielle Nikolausmärkte abgehalten (z.B. in Gmund am 8.12.), wo handgefertigte Geschenke und regionale Köstlichkeiten angeboten werden. Besonders in ländlichen Gegenden wird der Nikolausbesuch oft noch persönlich und mit viel Aufwand vorbereitet, während in städtischen Regionen häufig Nikolausfeiern in Kindergärten, Schulen und Vereinen den Vorzug genießen.
Und wie können wir diese Feierlichkeit heute, in einer Zeit, die sich immer mehr digitalisiert, lebendig halten? Indem wir die alten Geschichten erzählen, die Traditionen pflegen und vielleicht sogar eigene neue Bräuche kreieren, die in unsere modernen Leben passen.
Der «Dachauer Krippenpfad (Öffnet in neuem Fenster)» ist ursprünglich im Jahr 2020 durch die Corona-Pandemie entstanden, hat sich seitdem jedoch zu einer wunderbaren neuen Tradition entwickelt. In diesem Jahr, nun schon seit vier Jahren Teil der Adventszeit, können Besucher erneut die weihnachtlichen Krippen betrachten, die in mehr als 50 Geschäften ausgestellt sind.
Während der Weihnachtszeit ist man zum Schlendern und Bummeln eingeladen. Beim Flanieren von Schaufenster zu Schaufenster kann man in Dachau dort ausgestellte Krippen bewundern.
Die teilnehmenden Geschäfte freuen sich, wenn man die schönen Kripperl und die Auslage im Schaufenster anschaut und dort vielleicht das ein oder andere Weihnachtsgeschenk findet. Die festliche Atmosphäre sorgt jedenfalls dabei für eine besinnliche Vor-Weihnachtsstimmung.
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Krampusse in der Altstadt
Abenteuerlich, faszinierend und etwas schaurig:
Der Krampuslauf in München
Heute möchte ich Dich auf eine Reise in die Welt der bayerischen Traditionen mitnehmen, und was könnte da besser passen als ein Blick auf eine der wohl spektakulärsten Bräuche unserer Region? Am 8. Dezember 2024 ist es endlich wieder soweit: Die „wilden Gesellen“ wie Krampusse, Perchten und Klause machen während des großen Schaulaufs die Straßen unsicher. Doch keine Sorge, auch wenn sie auf den ersten Blick erschreckend wirken, vor ihnen muss sich niemand wirklich fürchten. Der Lauf zieht mittlerweile bis zu 50.000 Schaulustige an – ein echtes Highlight während des Christkindlmarkts.
Punkt 15 Uhr geht's los in der Sendlinger Straße: Rasselnd, scheppernd und mit viel Gebrüll ziehen die gruseligen Gestalten los. Viele Münchner*innen warten das ganze Jahr darauf, die traditionsreichen Figuren zu bestaunen, die schon seit 500 Jahren im Alpenraum bekannt sind. In den ersten Reihen stehen besonders viele Kinder, denn die Interaktion mit den Schaulustigen gehört zum Spektakel dazu. Nach einem wilden Tänzchen oder dem Klauen der Kopfbedeckung gibt es oft auch ein Selfie – und natürlich die Mütze zurück.
(Öffnet in neuem Fenster)Von der Sendlinger Straße aus schlängeln sich die Kostümträger über das Rosental, vorbei am Kripperlmarkt unter dem Alten Peter bis hin zum Alten Rathaus, wo der Lauf endet. Der Heilige St. Nikolaus, der nach alter Überlieferung der Begleiter des Krampus ist, bildet das würdige Schlusslicht des Umzugs.
(Öffnet in neuem Fenster)Die Tradition des Krampuslaufens hat eine lange Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Damals zogen die sogenannten „Klabaufs“ durch die Straßen, oft Schüler*innen, Kantoren und Schulmeister, die sich als Bischöfe verkleideten und so viel Unruhe stifteten, dass die Polizei einschreiten musste. Heute erfreut sich dieser Brauch besonders bei jungen Leuten wieder großer Beliebtheit und zieht jährlich zahlreiche Besucher an.
Die Kostüme der Krampusse und Perchten sind aufwändig gestaltet und kosten zwischen 1.800 und 2.500 Euro. Ein typisches Outfit kann bis zu 10 Kilogramm wiegen, was die Läufer*innen nach ihrem Auftritt ganz schön ins Schwitzen bringt. Die Perchten, die ursprünglich den Winter vertreiben sollten, tragen 4 bis 10 Hörner, während die Krampusse durch ihre Zweihornmaske leicht zu erkennen sind.
Seit 2004 läuft die Münchner Krampusgruppe „Sparifankerl-Pass“ alljährlich über den Christkindlmarkt. Gründer Tom Bierbaumer hat es sich zur Aufgabe gemacht, das alpine Brauchtum wieder in die bayerische Landeshauptstadt zu bringen und organisiert mit Hingabe diesen großen Krampuslauf.
Falls Du Dich fragst: Sind die Krampusse gefährlich? Keine Sorge! Die „Sparifankerl Pass“ betont, dass der Münchner Krampus ein lustiger Teufel ist, der insbesondere dafür da ist, hautnah zum Anfassen und Bestaunen mitzumachen und nicht, um unartige Kinder zu rügen. Über 300 Teilnehmer*innen aus verschiedenen Gruppen des Alpenraums ziehen beim großen Krampuslauf durch die Altstadt.
Der Krampus ist der unheimliche Begleiter des gütigen Nikolaus. Während der Nikolaus gerne mal ein Auge zudrückt, rasselt der Krampus lieber mit seiner Kette und sorgt für den nötigen Respekt.
Doppeljubiläum
Das Jahr 2024 stand ganz im Zeichen eines besonderen Doppeljubiläums: Gefeiert werden der 300. Geburtstag und der 225. Todestag des oft verkannten Kurfürsten Karl Theodor. Am 10. Dezember jährt sich seine Geburt zum 300. Mal. Aus diesem Anlass widme ich meine letzten Stadtführungen dieses Jahr nochmals diesem vielseitigen Herrscher. Lass Dich von faszinierenden Fakten überraschen und entdecke neue Einblicke in das Leben und Wirken Karl Theodors.
Das komplexe und spannungsgeladene Verhältnis zwischen Bayern und der Kurpfalz bietet jedenfalls genug Geschichte und Geschichten. Willst auch Du Geschichte(n) hautnah erleben?
Mein Tipp: Der Geschenk-Gutschein 🎁
Falls Du schon oder noch auf der Suche nach dem idealen Nikolaus- oder Weihnachtsgeschenk bist, wie wäre es mit einem Gutschein für eine Stadtführung? Ein solcher Gutschein ist nicht nur kreativ und außergewöhnlich, sondern auch ein Erlebnis, das lange in Erinnerung bleibt.
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Landschaftsmalerei. Zeitgenössische Positionen V
Anknüpfend an die Tradition der Künstlerkolonie Dachau, die im Geist der Freilichtmalerei entstand, zeigt die Neue Galerie Dachau alle drei Jahre Landschaftsmalerei der Gegenwart.
Doch was ist über 100 Jahre später aus dieser klassischen Gattung der Malerei geworden? Ist sie angesichts der inzwischen weitgehend zurückgedrängten und überwiegend vom Menschen überformten Natur heute ein Anachronismus?
(Öffnet in neuem Fenster)Fabian Engl, Theresa Möller, Jochen Pankrath und Elke Zauner präsentieren von mit eigenen Augen gesehenen Landschaften inspirierte aber größtenteils imaginäre Bilder, die Grenzen der Gattung ausloten.
📆 Ausstellung: Donnerstag, 5.Dezember 2024 bis Sonntag, 23. Februar 2025
📍 Neue Galerie, Konrad-Adenauer-Str. 20, 85221 Dachau
Öffnungszeiten: Di – So, Feiertag 13 – 17 Uhr (während Sonderausstellungen)
Schließtage: 24., 25. und 31. Dezember
Eintrittspreise: Einzelkarte 2.– Euro, ermäßigt 1.– Euro
In eigener Sache: meine offenen Termine für Stadt- und Themenführungen in Dachau und München sowie Rundgänge an der KZ-Gedenkstätte Dachau findest Du hier:
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Dein Matthias
Matthias Schüßler
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