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Raus aus dem Tief!

Sharepic mit einigen Namen derer, die im Buch interviewt werden.

Guten Morgen liebe Flauschigemeinde. Ich vermelde Vollzug: Das Tal ist durchschritten. Aber meine Güte, das war echt tief. Ging noch mit Mitte dieser Woche weiter. Im Nachhinein denke ich, dass es einfach viel zu viel Druck war in einer Zeit, die familiär für mich ja auch nicht leicht ist gerade. Dann haben sie mir auch noch mein tolles Alltagsrad aus dem Radhäuschen geklaut. Logo, ist ja ein neuer Monat, da kann doch endlich weiter Negatives in meinem Leben geschehen. Narf. Ich habe Mittwoch unfassbar viel geweint, die kleinsten Anlässe genügten, dass der Strom wieder zu fließen begann. Aber meist ist das ein anstrengendes, aber auch gutes Zeichen dafür, dass sich was löst. Abends habe ich die vorletzte Lesung von Autokorrektur gehalten und war in Norderstedt auch ganz stabil in der Stadtbücherei. Wir haben vor allem diskutiert, wie wir es schaffen, dass mehr Menschen wählen gehen, denn das braucht es in Zeiten der Faschisierung unbedingt, wie vielleicht auch mehr gute Menschen in die Politik gehen, aber auch insgedamt alle mehr tun, statt zuzusehen. Ich bekam Zwischenapplaus zu einem Rant zum Thema, dass ich kein weiteres Jahr schaffen werde auf einer Solotournee, sondern einen Chor, ein Orchester Autokorrektur benötige, das mit mir richtig laut schallt. Wir alle müssen wahrnehmbar werden.

Wege aus der AUTOkratie, ein Spoiler Sharepic.

Euch als Abonnent:innen möchte ich daher exklusiv eine t3n-Kolumne senden, die ich vor einiger Zeit zu genau dem Thema geschrieben habe. Immer und immer wieder appelliere ich daran, das Gemeinsame mehr zu pflegen als das Trennende, dieses Mal war der Anlass die unsägliche Petition der wohlhabenden 60.000, die von einer Elterngeldkürzung betroffen wären - was daszu beitrug, das nun alle betroffen sind. Well done, nicht.

AUF DIE STRASSE!

Seit April dieses Jahres gibt es eine Petition gegen die von Finanzminister Christian Lindner geplante eklatante Kürzung der Kindergrundsicherung von zwölf auf zwei Milliarden Euro. Eine Leistung, die vor allem für diejenigen immens wichtig ist, die deutlich unterhalb eines mittleren Einkommens liegen. Und für drei Millionen Kinder, die in Armut aufwachsen. Diese Petition fand über Wochen kaum Beachtung.

Die Petition hingegen, die die Senkung der Einkommensgrenze für den Bezug von Elterngeld von 300.000 Euro auf 150.000 Euro zu versteuerndem Jahreseinkommens abwehren will erhielt in kürzester Zeit Hunderttausende Unterschriften - obwohl nur wenige Zehntausende von dieser Änderung überhaupt betroffen sind.

Ähnlich ist es auch bei Änderungen rund um Autoprivilegien. Denn natürlich ist Deutschland mit einem Bestand von 49 Millionen Autos auf 41 Millionen Haushalte und 26 Millionen Kindern und Erwachsenen ohne Führerschein eklatant überversorgt und nicht ohne Grund mit einem Verkehrssektor „gesegnet", der steigende CO2-Emissionen aufweist. Dennoch geschieht - nichts. Und sogar Menschen, die gar kein Auto haben, neigen dazu, sich gegen den Abbau von Pkw-Privilegien zu wehren. Obwohl sie die Ersten wären, die etwas von der Abkehr von jahrzehntelang autofixierter Politik hätten.

Warum ist das so und was eint diese beiden Themen?

Beide Abwehrreaktionen bleiben an der Oberfläche und adressieren nicht die Wurzel des Problems. Beim Elterngeld ist es natürlich machbar, dass Paare, die zu den Besserverdienenden ge-hören, auch ohne Geld vom Staat die Versorgung ihrer Kinder organisieren, Dafür ist jedoch das notwendig, was in diesen Haushalten noch zu wenig geschieht: dass der Mann sich aktiv an der Care-Arbeit beteiligt. Jede Frau sollte das einfordern, bevor das Kind auf der Welt ist, Doch bis heute nehmen nur 43 Prozent der Väter überhaupt Elternzeit, im Durchschnitt vier Monate. Erinnert fast ein wenig an das Tempolimit, das - wenn es eingeführt würde - Emissionen, Lärm und Todesfälle senken könnte. Aber ideologisch so sehr aufgewertet wurde, dass seine Einführung im Koalitionsvertrag ausgeschlossen wurde

Eine Veränderung von Privilegien oder eingefahrenen (haha!) Lebensroutinen ist vor allem eins: unangenehm und unbe-quem. Die Gruppe der bestverdienenden Eltern müsste anerkennen, einen Standard aufgebaut zu haben, der viele Kosten erzeugt und schwerer zu halten ist, wenn etwas Elterngeld fehlt. Existenziell bedrohlich ist diese Kürzung jedoch nicht. Und auch der Lebensstandard eines Haushaltes, der aktuell bequem mit mehreren Autos Arbeit, Hobbys und Familie unter einen Hut bringt, müsste einiges, was lieb und bequem geworden ist, verändern. Aber auch das ist möglich, wenn wir die Solidarität in den Fokus und die Lebensqualität eines Wohnviertels in den Vordergrund stellen.

Es stunde uns allen gut zu Gesicht, endlich mal nicht nach dem eigenen Mehr, sondern nach dem gesellschaftlichen Miteinander zu schauen. Wie geht es den 13 Millionen Menschen, die mittlerweile in Deutschland in Armut leben und versuchen, ihren Kindern einen guten Start zu ermöglichen? Was macht meine vor allem auf Bequemlichkeit beruhende Automobilität mit den Lebensräumen und der Sicherheit von Fußgänger:innen und Radfahrenden - denn so bewegen sich Menschen in Armut vor allem fort!

Für eine bessere Zukunft für alle muss Vätern und Autofahrenden mehr abverlangt werden, als es heute der Fall ist. Es muss unabhängig vom Einkommen möglich sein, ein Kind gut aufwachsen zu lassen - genauso muss es möglich sein, ohne Führerschein und Auto selbstbestimmt in viel mehr Regionen mobil sein zu können. Es muss aufhören, dass Frauen durch die Geburt eines Kindes finanziell abhängig vom Mann werden und von Altersarmut bedroht sind. Und dass in Deutschland nur frei den Wohnort wählen kann, wer sich mit dem Auto bewegen will.

Wie wäre es, gegen die aktuellen Zustände gemeinsam auf die Straße zu ge-hen? Ich wäre sofort dabei! Sie auch? Denn mal ehrlich: Die Kinder waren es, die für eine lebenswerte Zukunft auf die Straße gingen. Zeit, etwas zurückzugeben!

I didn't actually know how to really cycle in a city. What helped me was a free program by the London government that would just send you a person who would spend an hour with you, teaching you the basic principles of how not to die on a road.

Diesen Hinweis hier von Ksenia aus meinem Interview mit ihr für das neue Buch finde ich übrigens richtig wichtig!! Es ist an uns, Menschen, die in unsere Städte und Regionen kommen, in Empfang zu nehmen und ihnen zu zeigen, wie es sich am besten radelt. Denn gut und sicher in einer Welt ohne sichere Infrastruktur radfahren zu können, ist Schwarmwissen um parallele Routen zu Hauptverkehrsstraßen und Abkürzungen über Höfe, die weitergegeben werden muss.

Once you have the infrastructure people come. It doesn't work the other way around because the other way around you have to make a continuous political statement and risk your life and very few people want to do that. And you need to make it comfortable for the normal person who has normal fears and is not there leading a political fight each second.

Und auch Ksenia aus Lissabon stimmt ein in meinem Appell: Werdet endlich lauter und damit wahrnehmbarer! Überlasst die Bühnen, Kommentarspalten, Ausschusssitzungen nicht mehr Jenen, die Lügen brüllen und verhindern wollen.

Let's not somehow be all rosy and all candy, la la land, and everyone can be friends and cars, oh, we can all share the space. Sometimes the car is not welcome in that space. And you have to say it! The car is not welcome on the street! The street should be pedestrian.

Und daher wieder auch ein paar Dinge für eure Tatsachenschatulle:

Studie zum Einzelhandel Parkplätze vor der Ladentür sind schlecht fürs Geschäft

Wenn Parkplätze verschwinden sollen, fürchten oft Händler um ihre Kundschaft. Zu Unrecht, sagt eine Studie aus Aachen. Die Geschäfte sollten per Auto erreichbar bleiben, aber mit etwas Distanz.

https://www.spiegel.de/auto/einzelhandel-parkplaetze-vor-der-ladentuer-sind-schlecht-fuers-geschaeft-studie-aus-aachen-a-c94e491e-1acc-40d7-84fe-b3e7ef6f75f0 (Öffnet in neuem Fenster)ciclisti anti fascisti

Künstler:in @woutvanart.bsky.social (Öffnet in neuem Fenster)

Studie: Einkauf und Verkehr – tatsächliche Verkehrsmittelwahl der Besucher:innen von Einkaufsstraßen im Vergleich zu Einschätzungen von Einzelhändler:innen.

https://publications.iass-potsdam.de/rest/items/item_6001855_2/component/file_6001871/content (Öffnet in neuem Fenster)What I need i not having predators around me.

Und HAMMER!, eine meiner zentralen Thesen des zweiten Buches (Austos sind Teil der Spaltung und Faschisierung unserer Gesellschaft) auch in der taz zu finden:

Heute sind in den rund 11.000 deutschen Gemeinden und Städten Rathaus- und Marktplätze oft verödet, kommerzialisiert, zugeparkt. Es scheint, als ob Autos die Kommunen regierten, als sprichwörtliche Autokratie. Schmerzlich mangelt es überall an einladenden, schönen, begrünten Treffpunkten – und an Bürgerengagement. Fehlendes demokratisches Engagement ist oft Folge fehlender einladender Räume.

https://taz.de/Aus-fuer-Verkehrsprojekt-in-Kreuzberg/!5967044/ (Öffnet in neuem Fenster)Where there´s no will, there´s no way, so get in the Car!

Ihr wisst, dass ich für E-Scooterbashing keine Zeit habe, bzw. ihm nicht mehr Raum widme als diesem gebührt im Vergleich zu 49 Millionen zumeist falsch geparkter Pkw :)
Wusstet ihr übrigens, dass Paris per Referendum die Sharing-Scooter rauswarf obwohl diese mehrfach anboten, gemeinsam nach Lösungen zu suchen für aufgetretene Probleme - zugleich aber zuließ, dass zur Olympiade Volocopter in der Stadt fliegen werden? Sorry, aber das kann ich einfach nicht ernstnehmen, so sehr ich die Veränderung von Paris auch bewundere. Da war doch wieder der berühmte kurzsichtige Technikoptimismus am Werk, mein Beileid an alle, die dort wohnen und den Krach dann in der Luft ertragen müssen, obwohl es auf den Straßen ruhiger wird.

https://www.theguardian.com/world/2023/mar/21/sb-paris-taxis (Öffnet in neuem Fenster)

Anders als Automobilhersteller und teils auch ÖPNV-Anbieter stellten die Tretrolleranbieter ihre Flotten- und Nutzerdaten „zur konstruktiven Zusammenarbeit“ zur Verfügung. Diese „Kultur datengetriebenen Mobilitätsmanagements“ lasse sich auch auf andere Anwendungsfälle übertragen – etwa für einen proaktiveren Ansatz in der Verkehrssicherheit, indem Daten von vernetzten Pkw genutzt werden. Auch Daten des Lieferverkehrs ließen sich nutzen, um dessen CO2-Abdruck zu bewerten oder Lieferzonen einzurichten.  

Klar sei außerdem, dass für ein Funktionieren öffentlicher Mobilitätsangebote auch die städtische Infrastruktur umgestaltet werden müsse, so Lübeck. Mobilitätshubs seien Stellflächen, an denen nachhaltige Mobilitätsangebote zuverlässig aufgefunden und für die Öffentlichkeit präsentiert werden können. So gesehen sei der Mobilitätshub „eigentlich das Äquivalent zum Autohaus in der Stadt“. 

https://background.tagesspiegel.de/mobilitaet/e-scooter-besser-als-ihr-ruf (Öffnet in neuem Fenster)
Autoverkehr muss beschränkt werden: Fetisch, der Gerechtigkeit sticht

Autos sind Waffen. Das zeigt der tödliche Unfall einer 11-jährigen Fußgängerin – und das milde Urteil für den Fahrer.

https://taz.de/Autoverkehr-muss-beschraenkt-werden/!5966658/ (Öffnet in neuem Fenster)Buchcover Raus aus der AUTOkratie - rein in die Mobilität von morgen.

Wir machen es aktuell etwas spannend, was das finale Erscheinungsdatum angeht, meine Lektorin ist erkrankt, die Grafiken noch nicht fertig - und ich drehe nochmal alles auf links, damit es NOCH lesbarer und mitreißender wird. Ob März zu halten ist, wird sich zeigen, denn das ist immer auch von Druckmaschinen und anderen Dingen abhängig. Aber es kommt - und wird an die 100 der von mir geführten 135 Interviews in Auszügen enthalten. Auch die Originalinterviews werde ich zugänglich machen, dafür ist der Schatz, den sie darstellen, zu groß.
Aktuell ist es wichtig, dass ich viele Vorbestellungen generiere, da Sachbücher schlichtweg nicht im Fokus von Massenmedien und Aufmerksamkeit stehen. Ihr könnt mir also helfen, dieses Werk und die darin enthaltenen fantastischen Hinweise von Menschen, die an der Veränderung arbeiten, zur Wirkung zu bringen.
Danke für Euren Support!

https://www.fischerverlage.de/buch/katja-diehl-raus-aus-der-autokratie-rein-in-die-mobilitaet-von-morgen-9783103975772 (Öffnet in neuem Fenster)

Ich werde unfassbar stolz sein, wenn ich es endlich in Händen halte - ein Buch in einem Jahr wie diesem zu schreiben, das eines der schwersten für mich war. Diese Woche wurde mir auch noch mein Alltagsrad aus dem Fahrradhäuschen geklaut - logo, es ist ja ein neuer Monat, da passen wieder neue “Gags” in mein Leben. Manchmal weiß ich selbst nicht, woher ich die Kraft nehme, all das immer noch zu tun. Eine Kraftquelle liegt definitiv darin, mit euch einmal die Woche Gedanken zu teilen.

Bleibt gesund und optimistisch!

Eure

Katja

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