Fahr- oder Denkverbote!?
Guten Abend aus Berlin!
Kernschrott im besten Sinne liege ich hier in meinem WG-Bett, das Fenster weit geöffnet, auch wenn das bedeutet, dass der Lärm der Autos an dieser Nebenstraße, wo ich wohne, in mein Zimmer kommt. Es ist für mich immer wieder aufs Neue unfassbar, was wir Menschen zumuten in Sachen Autolärm, morgens, wenn ich meinen Tag entweder mit Hörbuch oder Meditation starten will, muss das Fenster geschlossen sein. Es ist schlichtweg zu laut. Dabei liegt unser Mietshaus auf der Rückseite einer vierspurigen Straße. Ich frage mich immer, warum dann bei uns immer noch so viele zu schnell und oft sehr dröhnend qua PS-Benzin-Stärke durch unsere Straße brettern.
Ich habe dieses tolle Foto heute auf der VELO in Berlin aufgenommen, bei Mastodon reingesetzt - und schon ging sie los, die Debatte, wie sicher es denn sei, Kinder auf diese Art und Weise zu transportieren. Es ist sehr unsäglich, dass diese ad hoc Reaktionen mittlerweile immer öfter erfolgen, auch oft angefeuert durch die neueste Studie der Unfallforscher:innen der Versicherungen (UDV), die in der Branche sehr kritisch konnotiert wurde. Erfreulicherweise werden mittlerweile 1/3 der Kinder mit dem Rad gefahren, so wie auch das Radfahren allgemein deutlich zugenommen hat. In der Studie, die Lastenräder als “gefährlich” kategorisiert, finden sich dann so Sätze wie:
Radunfälle mit mitfahrenden Kindern sind vergleichsweise selten... Nach den für 2022 verfügbaren aktuellen Zahlen ereigneten sich in Deutschland 222 dieser Unfälle .., zwölf Kinder wurden dabei schwer verletzt. Unfallgegner bei Radunfällen mit mitfahrenden Kindern ist meist der Pkw.
Daraus würde ICH lesen, dass das Problem eben nicht die Lastenräder, sondern die autozentrierte Infrastruktur ist. Wie so oft werden aber die “Opfer” und nicht das System, das sie gefährdet, adressiert. Ärgerlich! Und ja: Diese drei Kinder sitzen normalerweise so nicht auf dem Rücksitz, sondern nur fürs Foto. Sie haben ihre Füße sonst auf dem Trittbrett und werden durch die “Reling” geschützt.
Eine sehr gute Einordnung habe ich hier gefunden. (Öffnet in neuem Fenster)
Diesen zwölf schwer verletzten stehen insgesamt 51 im Straßenverkehr getötete Kinder gegenüber. Und 34 Prozent der verunfallten Kinder saßen in einem Auto. Es war wahrscheinlich nicht Ihre Absicht, aber dennoch leisten Sie mit Ihrer Darstellung dem ohnehin bestehenden Vorurteil Vorschub, dass der Kindertransport per Fahrrad ,gefährlich’ sei. Die Zahlen der Unfallstatistik belegen jedoch das erhebliche Gefahrenpotenzial des Kindertransports im Auto.
Mal wieder wunderbar geklappt hat die Zusammenarbeit von Volker Wissing und dem fossil angetriebenen, da von KKR besessenen Axel-Springer-Verlag. Wir fassen zusammen:
Seitdem Volker Wissing Bundesverkehrsminister ist, wurde keine fossile Autosubvention von Dieselprivileg über Pendlerpauschale bis Dienstwagensubvention gestrichen UND kein Tempolimit eingeführt. Stattdessen freute sich der Minister über steigende Zulassungszahlen als Beweis, dass Deutsche Auto fahren wollen. Anstatt mal zu schauen, warum so viele Menschen immer noch gezwungen sind, Auto zu fahren.
Ihr wisst, ich bin bei TikTok, daher hier mal wieder ein Zusammenschnitt meiner letzten Videos, der auch dieses Thema enthält. Zudem: Grundeinkommen, Lastenräder für Reiche - und wer ist eigentlich Katja Diehl?
https://tube.tchncs.de/w/ir7fgn8o5a13wR9HXnYktm (Öffnet in neuem Fenster)Was ich krass finde, ist mittlerweile die minütliche Präsenz von Desinformation. Mit ein Grund, warum ich Correctiv unterstütze.
Faktencheck (Öffnet in neuem Fenster)
Immer wieder mal vorbeizuschauen lohnt sich!
(Öffnet in neuem Fenster)https://www.ted.com/talks/enrique_penalosa_why_buses_represent_democracy_in_action (Öffnet in neuem Fenster)Why buses represent democracy in action
"An advanced city is not one where even the poor use cars, but rather one where even the rich use public transport," argues Enrique Peñalosa.
In this spirited talk, the mayor of Bogotá shares some of the tactics he used to change the transportation dynamic in the Colombian capital... and suggests ways to think about building smart cities of the future.
Paris schafft mal wieder ein “Wunder”: Pendelnde mit dem Rad nun zahlreicher als mit dem Auto.
In short, culling cars has been far more popular than her petrolhead critics predicted, with Paris becoming cleaner and healthier to boot.
Official measurements have found that Paris is rapidly becoming a city of transportation cyclists. The survey of how people now move in Paris was conducted with GPS trackers by academics from L’Institut Paris Région, the largest urban planning and environmental agency in Europe. Those cyclists now on the streets and roads of central Paris are not Spandex-clad professionals as seen on the Tour de France but everyday transportation cyclists.
https://www.forbes.com/sites/carltonreid/2024/04/06/french-revolution-cyclists-now-outnumber-motorists-in-paris/?sh=120169b33640 (Öffnet in neuem Fenster)In Sachen “anderer ORT” für die Buchpremiere in Berlin könnt ihr euch den Frannz-Club vormerken. Noch ist die Veranstaltung dort nicht online, das wird aber in den nächsten Tagen geschehen.
Fundstück:
Das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) und das Grazer Büro für Stadtplanung und Stadtforschung adasca e.U. gehen in einem interdisziplinären Projekt der Frage nach, was Stadtplanung vom Forschungsfeld der Biotechnologie lernen kann. Dabei wird die Zelle, als kleinste lebendige Einheit in der Natur, der Parzelle, dem kleinsten Strukturelement der Stadt, gegenübergestellt. Ziel ist es, Erkenntnisse zu gewinnen, um urbane Räume vor dem Hintergrund aktueller Einflussfaktoren wie Klimawandel, Ressourcenknappheit, Demografie oder Bevölkerungswachstum zukünftig nachhaltiger zu gestalten.
https://science.apa.at/power-search/889554706928871227 (Öffnet in neuem Fenster)Ansonsten bin ich nächste Woche auf einer Veranstaltung, auf deren Bühne Steffi Jones als Externe die Diversität rettet - immer wieder enttäuschend, wie wenig weit die Mobilitätsbranche ist, da unterscheiden sich Rad, ÖPNV und Auto auch nicht sonderlich, leider.
Herzlich willkommen an alle Neuen, die hier reinlesen, empfehlt gern bei Gefallen meinen Newsletter weiter - ihr alle, die ihr bis hierhin gelesen habt :)
Bleibt gesund und optimistisch!
Eure
Katja