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Welche Umfragen funktionieren (und welche nicht)

Du möchtest Communitys besser verstehen? Du würdest gern mehr Abos oder Mitgliedschaften verkaufen? Mein Newsletter „Blaupause“ macht dir dabei Mut. Diese Woche: die weitgehend unerkannte Magie von Umfragen (Teil 2/2).

Hallo!

Vergangene Woche hat mein Kollege Bent Freiwald, Umfragen-Redakteur bei Krautreporter, an dieser Stelle erklärt (Öffnet in neuem Fenster), wie wir Umfragen nutzen und warum sich das auch wirtschaftlich lohnt.

In dieser Woche folgt die zweite Hälfte von Bents Umfragen-Einmaleins. Er zeigt konkret, was funktioniert, was nicht und wie du heute noch starten kannst.  

Welche Umfragen funktionieren (und welche nicht)

Bent Freiwald (Foto: Martin Gommel)

Vergangene Woche ging es darum (Öffnet in neuem Fenster), wofür wir bei Krautreporter Umfragen nutzen (der journalistische Mehrwert) und warum sich Umfragen lohnen (der wirtschaftliche Mehrwert). Heute wird es konkreter. Es geht darum, welche Umfragen funktionieren (und welche nicht) und wie ihr heute noch eine Umfrage starten könnt, die euch wirklich hilft.

  • Sprich die Menschen direkt an. Das wichtigste bei einer Umfrage ist die Leitfrage. Also die Frage, die ich ganz oben drüber schreibe, die auf Social Media alle sehen, weil sie zum Beispiel groß auf einer Kachel steht. Diese Leitfrage sollte die Menschen direkt adressieren. Frag nicht: Welche Erfahrungen machen Menschen beim Zahnarzt? Frag stattdessen: Welche Erfahrungen hast du beim Zahnarzt gemacht?

  • Frag nicht nach Meinungen. Meinungen sind wahnsinnig langweilig und helfen journalistisch kaum weiter.

  • Die Leitfrage sollte weder zu groß, noch zu klein sein – in beiden Fällen macht kaum jemand bei der Umfrage mit. Ein Beispiel für eine zu große Leitfrage: Welche Frage hast du zu Wissenschaft? (Zu Beginn der Pandemie diskutierten alle über die Rolle der Wissenschaft, wir dachten, das sei eine gute Frage). Bei dieser Umfrage machten genau 18 Menschen mit. Ein Beispiel für eine zu kleine Leitfrage: Welche Frage hast du zum Recycling in der E-Mobilität? Teilnehmer:innen: 15. Die Zielgruppe war viel zu spitz. Genau in der Mitte war diese Umfrage: Welche Frage hast du zu Waldorfschulen? Über 600 Teilnehmer:innen.

  • Stell dich den Teilnehmer:innen vor. Bei Mitgliedschaften geht es viel um Vertrauen. Ich vertraue niemandem, der anonym bleibt. Auf der allerersten Slide einer Umfrage stellen wir uns deshalb vor und erklären, was wir von den Teilnehmer:innen wollen.

  •  Umfragen dürfen nicht zu aufwendig sein, sonst steigen die Leute aus. Wenn du Textantworten haben willst, stelle nie mehr als zwei bis drei Fragen. Wenn du Multiple-Choice-Antworten haben willst, kannst du deutlich mehr Fragen stellen. Das Klicken macht den Leuten Spaß.

  • Sag den Leuten, warum du die Umfrage machst und wie es weitergeht. Wir machen das meistens innerhalb der Umfrage.

Wie du heute noch eine Umfrage starten kannst

Klar: Krautreporter ist mittlerweile ein gestandenes Onlinemagazin mit 17.000 Mitgliedern, das jahrelange Erfahrung mit Umfragen hat. Die braucht es aber nicht. Eine kurze Anleitung, wie es dir direkt gelingt.

  • Das Allerwichtigste: Mach dir klar, was du von den Teilnehmer:innen willst und beschränke dich auf genau eine Sache. Sei niemals ein Askhole, stelle Fragen niemals nur um der Fragen willen. Die fünf vorgestellten Möglichkeiten in der letzten Ausgabe können dir dabei helfen, herauszufinden, was du von deiner Community willst. Formulier dir dein Ziel (z.B. "Ich bin auf der Suche nach Erfahrungen/Tipps/Stellschrauben/Schwerpunkten" etc.) und überleg dir dann, welche Frage diese Zielsetzung erfüllt. Diese Frage ist deine Leitfrage.

  • Such dir das passende Tool. Wir bei Krautreporter nutzen Typeform (Öffnet in neuem Fenster) (stabil, kostenlos aber nur bis zehn Antworten/Monat). Neu kennengelernt habe ich gerade erst Tally (Öffnet in neuem Fenster) (kostenlos, sexy, einfach, probiere ich derzeit aus). Survey Monkey (Öffnet in neuem Fenster) soll auch gut sein, habe ich aber keine Erfahrung mit gemacht. Google Forms geht auch, sieht aber immer aus, als würde man an seiner Bachelorarbeit schreiben und es ist Google.

  • Such dir jemanden, der deine Umfrage durchspielt. Keine Umfrage verlässt unsere Redaktion, ohne einmal durch meine Hände gegangen zu sein. Trotzdem lasse ich immer noch mindestens eine weitere Kollegin die Umfrage durchklicken und frage sie, ob alle Fragen Sinn ergeben, ob die logischen Sprünge innerhalb der Umfrage funktionieren, ob sie weiß, was sie antworten soll und warum sie mitmachen soll.

  • Überlege dir, wie Teilnehmer:innen von den Ergebnissen erfahren können. Willst du ihnen eine Mail schreiben, sollen sie deinen Newsletter abonnieren oder deinen Podcast?

  • Spread the word. Umfragen müssen verteilt werden wie Artikel, Podcastfolgen, Newsletter-Ausgaben. Nutze dafür deine Ressourcen, die du schon hast (z.B. deinen Newsletter, deinen Blog, Podcast etc.) und suche auch neue Orte, an denen sich die Zielgruppe der Umfrage aufhalten könnte. Meine Umfrage zu Waldorfschulen habe ich z.B. auch in mehrere Facebook-Gruppen zum Thema Waldorf und Lehramt gepostet.

Vielen Dank, Bent! Ich empfehle nochmal dringend, einen seiner beiden Newsletter zu bestellen. 

The Kids are alright (Öffnet in neuem Fenster) ist Bents Newsletter über Bildung, Kinder und Jugendliche. Und warum wir anders mit ihnen umgehen sollten.

Das Leben des Brain (Öffnet in neuem Fenster)(get it?) fasst Erkenntnisse aus Neurowissenschaft und Psychologie zusammen (Bent hat sowas Neuro-Faszinierendes studiert).

Bis nächsten Montag!     
👋 Sebastian

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