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Chaos und Gelassenheit.

Müde und beseelt bewege ich mich aktuell durch die Welt. Ein Zustand der inneren Ruhe und Zufriedenheit, auch wenn längst nicht alles perfekt läuft. Habe ich mein Ziel erreicht?

Mein Schlaf kommt etwas zu kurz, das müsste er eigentlich nicht, doch er wird in letzter Zeit begleitet von vielen Eindrücken und Erkenntnissen, die von ihm verarbeitet werden wollen. Also ist er nicht wirklich zu kurz, sondern hat einfach alle Hände voll zu tun. Veränderung von außen und innen findet diesmal irgendwie unaufgeregt und mit dem Gefühl, am Ziel angekommen zu sein, statt. Was für ein Ziel? Ich glaube das, von dem ich vor etwa 22 Jahren begann zu träumen. Heute würde man das, was ich hier mache, vermutlich am ehesten als Main-Character-Lifestyle bezeichnen und so fühlt es sich auch an. In der letzten Woche sprachen wir über Erfolg und wie wir ihn definieren möchten. Heute geht es mir darum, den Begriff Ziele zu definieren. Ich dachte immer, die müssen irgendwie mit großen Leistungen und irgendwelchen Zeugnissen verbunden sein, weil ich es eben so gelernt hatte. Ein Studienabschluss, fester Job, das eigene Haus, Hochzeit, zwei Kinder - das waren immer die Dinge, die als Erfolg und erstrebenswerte Ziele galten. Und das tun sie vielerseits immer noch. Vielleicht erinnerst du dich daran, als zu Schulzeiten danach gefragt wurde, was man mal werden möchte und automatisch eine Berufsbezeichnung erwartet wurde. Die wenigen von uns, die es wagten, „glücklich und zufrieden sein“ als Ziel zu nennen, wurden belächelt und mit einer abwinkenden Geste für ihre Naivität gestraft. Ich gehörte zu denjenigen, die zwar genau diese Antwort dachten, aber aus Angst vor eben diesem Szenario - mal wieder als nicht ganz dicht hingestellt zu werden - irgendeine Berufsbezeichnung nannten. Ich weiß, darüber habe ich schon in meinem ersten Beitrag und auch in ein paar weiteren geschrieben, aber es ist mir einfach so wichtig, dass wir alle verstehen: Mit uns war damals nichts falsch und heute ist es das auch nicht. Im Gegenteil: Heute werde ich von der Berufsbezeichnungs-Front beneidet, weil ich es trotz allem gewagt habe, den weniger betretenen Weg zu gehen.

Den Mut, sich von der soliden Titelseite ihres Lebens zu lösen und nach Innen zu blicken, bringen nicht besonders viele auf und das kann ich verstehen: Je länger man sie vor sich herträgt, um sich vor Verurteilung und Ausgrenzung zu schützen, desto mehr verwächst sie mit uns. Überraschenderweise erscheint die Basis der vermeintlichen Träumer:innen und Chaot:innen als weitaus stabiler, als die äußere Wahrnehmung vermuten lässt. Wir sind mal hier und mal da, probieren uns aus, wechseln die Jobs, als wären es Kleidungsstücke und dazwischen produzieren wir irgendwie Kunst - das wirkt nicht selten flatterhaft und unstet. Schaut man aber mal genauer hin, ist das Gegenteil der Fall: Wir können uns dieses äußerliche Chaos nur leisten, weil es in unserem Inneren ruhig zugeht und wir darauf vertrauen können, dass wir in diesem riesigen Kessel Buntes nicht verloren gehen. Solange wir damit zufrieden und glücklich sind, ist es doch egal, wie es von Außen aussieht, oder nicht?

Und hier kommen wir zu einem meiner aktuellen Lieblingswörter: Gelassenheit. Die sorgt dafür, dass ich mich auf das Wesentliche konzentriere und nicht in Panik ausbreche, weil ich noch nicht genau da bin, wo ich hin möchte. Vor allem aber holt sie mich immer wieder zurück, wenn ich doch mal panisch werde, denn das passiert uns Vieldenker:innen recht regelmäßig. Gut Ding will Weile haben, so abgedroschen das auch klingt. Wenn ich mir vorstelle jetzt genau an dem Punkt zu sein - beruflich und privat - von dem ich momentan träume: Ich wäre heillos überfordert und könnte noch gar nicht damit umgehen. Es ist doch ganz natürlich, dass alle auf ihre eigene Weise in Situationen hineinwachsen, so wie die Natur es uns vormacht.

So kommt es, dass ich immer noch an meinem Werk für den Young Storyteller Award arbeite. Der aktuelle Stand beträgt drei Kapitel - es geht also voran, auch wenn mich meine Gelassenheit in diesem Fall selbst ein wenig beunruhigt. Aber das Vertrauen in meine Last-Minute-Kreativität ist groß. Eins nach dem anderen eben. Diese Einstellung ist Gold wert und bringt mich immer wieder an Stationen, die ich mir selbst niemals zugetraut hätte. Auch wenn es anstrengend sein kann, lohnt es sich, daran zu arbeiten. Im Grunde heißt diese „Arbeit“: Nicht alles zu ernst zu nehmen. Ich weiß gar nicht mehr so richtig, wo ich das aufgeschnappt habe, aber eine Autorin schrieb erst kürzlich auf Instagram, ihr ganzes Leben sei Recherche für ihren Roman. Diese Sichtweise trägt zumindest bei mir zu viel mehr Gelassenheit in allen möglichen Lebenslagen bei: Das Schlimmste, was uns dann passieren kann, ist eine gute Story und die wollen wir doch alle, oder?

Apropos „Vieldenker:innen“: Ich danke euch von Herzen für eure mittlerweile wirklich vielen Nachrichten auf Instagram zu meinen wöchentlichen Beiträgen. Denn ich denke ganz oft, wenn ich euch hier keinen tollen Schreibimpuls oder eine neue Playlist liefere, ist das alles doch völlig uninteressant. Ihr gebt mir genau die gegenteilige Rückmeldung und supportet diese persönlichen Newsletter immer wieder so liebevoll, dass ich mutig genug bleibe, weiterzumachen. Lasst uns zusammen mutig bleiben, ihr Lieben. <3

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

deine Sarah

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