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Sicherheit.

Gedanken über vermeintliche Sicherheit und wie ruhig es in mir wirklich ist. Außerdem: Wo bleibt das Schreiben?

Sicherheit und Beständigkeit - das sind die zwei wohl am häufigsten genannten Vorteile, wenn mal wieder meine außergewöhnliche Situation der aktuellen Festanstellung zur Sprache kommt. Ich bin ganz ehrlich: Für mich fühlen sich diese beiden Dinge im Moment nicht unbedingt erstrebenswert an. Vor allem frage ich mich: Wie sicher ist diese Sicherheit überhaupt? Wie sicher kann man sich fühlen, wenn die eigene Existenz komplett von jemand anderem abhängt? Für mich hat das Ganze eher etwas mit Wagemut zu tun, wenn man mindestens seine finanzielle Gesamtsituation von einem Unternehmen und gegebenenfalls sogar von der Gunst einzelner Führungskräfte abhängig macht. Ich jedenfalls fühle mich sicherer, wenn ich meine Auftragslage und vor allem mein Wohlbefinden selbst im Blick und in der Hand habe. Zugegeben, ich hege eine gewisse Bewunderung für Menschen, die so großes Vertrauen in ihr Dasein als Arbeitnehmer:innen haben. Es erstaunt mich, dass ich von vielen Seiten Gratulationen für den Mut zur Selbstständigkeit bekomme, während es für mich das Sicherste überhaupt ist, sich stets selbst um seinen Kram zu kümmern. Damit keine Verwirrung aufkommt: Mein Experiment der Vollzeitstelle ist in vollem Gange, doch ich fiebere seinem Ende entgegen. Bis dahin möchte ich diese Forschungsreise jedoch bestmöglich nutzen und von Zeit zu Zeit auch genießen.

Das Thema Beständigkeit ist für mich immer von mehreren Seiten zu betrachten. Dieses Wort an sich vermittelt eine vermeintliche Ruhe, die damit einhergeht, doch mein erster Gedanke dabei ist: Stillstand. Den braucht es manchmal, ebenso wie den Schritt zurück - wir erinnern uns: Aus der Ferne betrachtet, hat man doch oft einen besseren Überblick. In mancherlei Hinsicht ist Beständigkeit notwendig, beispielsweise wenn es darum geht, etwas Neues zu lernen oder zu erschaffen. Aber Ruhe löst es in mir nicht aus - im Gegenteil. Aber ist Unruhe immer schlecht?

Heute Mittag war ich im gut besuchten Yoga-Kurs meines Fitnessstudios und überraschte mich selbst… und irgendwie auch nicht. Mir wird immer wieder eine besonders ruhige Ausstrahlung nachgesagt und das deckt sich meist mit meinem Gefühl aus dem Inneren. In den letzten Tagen war ich jedoch ziemlich unter Strom und die Gedanken in meinem Kopf schwirrten so schnell hin und her, dass dort nur dichter Nebel herrschte. Das zeigte sich auch in der heutigen Meditation, die zu Beginn von Gedankensprüngen begleitet wurde, von denen einem nur schwindelig werden kann. Aber nach einer Weile wurde es still in mir und ich hörte nur noch mein Atmen, das mich an das Rauschen der Wellen an einem menschenleeren Ostseestrand im Herbst erinnerte. In dieser kurzen Zeit fiel alles von mir ab, was während der ganzen Woche nicht wusste, wohin. Jetzt liegt es auf dem Boden des Kursraumes und wird (hoffentlich) mit dem Wischmopp davongetragen. Ein Zeichen für meine innere Stabilität oder eine hervorragende Yogalehrerin? Vermutlich beides. Wenn es dir genauso geht und du dich irgendwie getrieben fühlst oder einfach in der Luft hängst, dann gehe den Schritt zurück, halte inne und komme langsam wieder zurück in deinen Kreis. Geh spazieren, laufen, meditiere - erlaube dir einfach zu sein und vor allem auch die Last zu spüren. Die Last, die du mit dir herumträgst und behutsam und freundlich ablegst. Du musst nicht um dich schlagen, um sie loszuwerden - lass sie einfach gehen. Ich weiß, oft klinge ich sehr nach Räucherstäbchen-Tante (übrigens habe ich eben eines angezündet) und für den ein oder anderen etwas zu „kosmisch“, doch es lohnt sich, ab und an mal in sich hineinzufühlen und Gedanken zu verabschieden, das verspreche ich dir.

Schön und gut, das Ganze - aber was ist mit dem Schreiben? Ich habe ja schon öfter betont, dass ich das Schreiben nicht als einzelne Tätigkeit sehe. Mein Schreibmut ist immer an mein Ganzes geknüpft und mein Geschriebenes ist immer ein Teil von mir. Auch wenn es Autor:innen gibt, die behaupten gänzlich von sich selbst gelöst schriftstellerisch zu agieren: bei mir schreiben Körper und Seele immer mit. Jedes Wort fließt einmal komplett durch meinen Organismus, bis es durch meine Fingerspitzen auf die Tasten fällt. Das mag anstrengend sein, so viel zu fühlen, doch ich genieße es in jedem Moment und es ist die einzige Art und Weise, wie ich Schreiben möchte. Abgesehen von meinem Job als Redakteurin, denn im Online-Journalismus zählen Klicks, Reichweiten und Werbekund:innen. Ist das erfüllend? Ist das überhaupt Journalismus? Für mich nicht. Aber das ist okay, für den Moment. Ich bringe im Moment weniger als ich mir wünschen würde aufs digitale Papier, aber auch das ist okay. Denn mein Schreiben beginnt nicht erst mit dem Tippen. Es findet immer statt, in jedem einzelnen Augenblick, den wir atmen. Und irgendwann findet es seinen Weg nach Draußen, immer.

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

Sarah

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