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Newsletter März 2020

Hurra: Es gibt eine neue Achtsamkeitsübung mit der Psychologin Main Huong, die spannendsten Corona-News mit Vietnam-Bezug, einen heißen Last-Minute-Streamingtipp und alles, was ihr sonst noch aus der aisatisch-diasporischen Popkultur wissen müsst. Weil gerade harte Zeiten sind, ist der Newsletter diesen Monat frei für alle zugänglich.

Liebe Hörer*innen,

wir hoffen, euch und euren Liebsten geht es gut – trotz Corona, Corona-Panik und durch Corona verstärktem Rassismus. In unserer aktuellen Folge besprechen wir, wie es uns mit alledem geht, und wie wir generell mit starken Gefühlen wie Angst und Überforderung umgehen. Hier geht's zur Folge (Öffnet in neuem Fenster).

Wir bekommen dabei Hilfe von einem ehemaligen Gast: Die Psychologin Main Huong Nguyen hat fünf buddhistische Achtsamkeitsübungen aufgenommen, die ihr unter ihrer Anleitung machen könnt. Die Einführung dazu hört ihr ab 32:15 min. In einem Video (Facebook (Öffnet in neuem Fenster) oder Instagram (Öffnet in neuem Fenster)) zeigt sie außerdem, wie ihr dabei sitzen könnt. Die Übungen veröffentlichen wir einzeln im Wochentakt, damit ihr sie ohne unser Geblubber direkt starten könnt und gut durch die nächste Zeit kommt. Den Anfang macht das Achtsame Atmen (Öffnet in neuem Fenster), ab heute gibt es auch einen Bodyscan (Öffnet in neuem Fenster).

Wir wünschen euch viel Freude dabei,

bleibt gesund und achtet aufeinander,

eure Rice and Shine Girls

Minh Thu, Vanessa & Linh

- NEWS -

Es gibt ja nur noch Corona-News, wir haben hier die spannendsten mit Vietnam-Bezug herausgesucht:

Bis Samstagabend haben die vietnamesischen Behörden 169 Corona-Fälle bestätigt. Zum Vergleich: In Deutschland sind es bei einer ähnlichen Bevölkerungszahl jetzt 58.137 bestätigte Fälle. Keine einzige Person soll in Vietnam an den Folgen des Virus gestorben sein (Quelle: Tuổi Trẻ (Öffnet in neuem Fenster)).

Ein Grund zum Feiern? Viele stellen in diesen Tagen heraus, dass Vietnam sehr früh und radikal auf das Virus aus dem Nachbarland reagiert hat (s. Bericht der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Hanoi (Öffnet in neuem Fenster)). Dennoch sind die offiziellen Angaben wahrscheinlich wenig aussagekräftig. Denn auch andere asiatische Länder haben schnell radikale Maßnahmen ergriffen und verzeichneten trotzdem zum Samstagabend ein Vielfaches an Infizierten und Toten: Südkorea 9.478 (144), Japan 1.499 (49), Thailand 1.245 (6) und Singapur 802 (2).

Erschwerend kommt hinzu, dass Vietnam keine unabhängigen Medien hat, die die offiziellen Zahlen hinterfragen könnten. Als sich auf Facebook die Nachricht von einem Corona-Toten verbreitete, wies das Gesundheitsministerium die Nachricht in staatlich kontrollierten Medien wie Luật sư Việt Nam sofort als falsch zurück (zum Artikel (Öffnet in neuem Fenster)). Es handle sich um eine “tin giả” (Fake News), ein “đồn thất thiệt” (Gerücht).

In Vietnam wird außerdem nicht umfassend getestet (Öffnet in neuem Fenster) und viele Vietnames*innen suchen wahrscheinlich trotz Symptomen gar nicht erst ein Krankenhaus auf, weil sie sich keine medizinische Behandlung leisten können. Die Dunkelziffer könnte also deutlich höher sein.

Um die Lage in Vietnam einschätzen zu können, lohnt sich auch ein Blick nach China, wo immerhin knapp 82.000 Fälle eingeräumt werden. Die chinesische Regierung hat zuletzt ihre Einschränkungen wieder gelockert, zum Beispiel ist eine Einreise in die Provinz Hubei wieder möglich, zahlreiche Menschen kehrten am Samstag nach Wuhan zurück. Der Politologe Sebastian Heilmann spricht im Interview mit ZEIT ONLINE (Öffnet in neuem Fenster) allerdings von einem “Beschluss des Politbüros, dass die Epidemie vorbei ist”. Das Virus sei natürlich nicht fort, aber es dürfe jetzt keine negativen Meldungen mehr geben. Alle unangenehmen Informationen würden weggedrückt, um die Erzählung zu etablieren, dass die Epidemie dank der Systemüberlegenheit Chinas besiegt worden sei. Wer generell mehr zur Lage in China bzw. Ostasien wissen möchte, dem sei übrigens der Fernostwärts-Newsletter (Öffnet in neuem Fenster) von Katharin Tai wärmstens ans Herz gelegt (und auch der Podcast (Öffnet in neuem Fenster)). Im deutschsprachigen Raum findet ihr kaum eine bessere Übersicht.

Doch zurück zu Vietnam: Um weitere Neuinfektionen zu vermeiden, hat die vietnamesische Regierung mit Wirkung zum 20. März 2020 eine Einreisesperre für alle Ausländer verhängt. Sie gilt laut der Botschaft in Berlin (Öffnet in neuem Fenster) auch für Deutsche, die eine Visumsbefreiung für den Besuch der vietnamesischen Verwandtschaft besitzen (Giấy Miễn thị thực). Ausgenommen von der Sperre sind lediglich Ausländer, die in Vietnam arbeiten und einen entsprechenden Aufenthaltstitel haben. Diese werden bei der Einreise medizinisch untersucht und müssen sich einer 14-tägigen Quarantäne unterziehen. Einer von ihnen ist der deutsch-vietnamesische Touristikmanager Vu Minh Anh (Öffnet in neuem Fenster). Er kam nach seiner Ankunft in Saigon erstmal in das historische Militärkrankenhaus in Củ Chi. In der taz erzählt er (Öffnet in neuem Fenster), wie es ihm dort ging und was er von den vietnamesischen Anti-Corona-Maßnahmen hält.

Die Bevölkerung in Vietnam geht übrigens zum Teil sehr humorvoll mit dem Virus um. Ein Hanoier Gastronom verkauft zum Beispiel einen Burger in Corona-Form (der “Corona-Burger (Öffnet in neuem Fenster)”) und auf Tik Tok gibt es  eine witzige Tanz-Challenge (Öffnet in neuem Fenster): Junge Menschen tanzen da zum Anti-Corona-Song des Gesundheitsministeriums. Auch die Hilfsorganisation Unicef machte mit (Öffnet in neuem Fenster) und John Oliver erwähnte die Challenge in seiner Satireshow "Last Week Tonight” (ab 6:20 (Öffnet in neuem Fenster)).

Zum Schluss noch ein Tipp: Für Vietnames*innen in Deutschland gibt es die Seite “Hãy ở nhà” (übersetzt: zuhause bleiben). Darauf informieren die Unternehmerin Bao-Tram Thai und die Verlegerin Hanh Nguyen-Schwanke (Horami (Öffnet in neuem Fenster)) auf Vietnamesisch und mit liebevollen Grafiken über das Coronavirus und geben Tipps für Selbstständige. Teilt den Link gern mit vietnamesischen Verwandten und Bekannten: https://www.hayonha-zuhausebleiben.de/ (Öffnet in neuem Fenster)

Jenseits von Corona wichtig:

Anfang März ging die Nachricht herum, dass der vietnamesische Blogger und Schriftsteller Bùi Thanh Hiếu (“Người Buôn Gió”) für eine Weile aufhöre. Der in Berlin wohnende 49-Jährige hatte den Schritt selbst am 20. Februar auf Facebook angekündigt (Öffnet in neuem Fenster), als Grund nannte er seine 86-jährige Mutter. Sie liege im Krankenhaus und er werde unter Druck gesetzt. Reporter ohne Grenzen griff den Fall auf (Öffnet in neuem Fenster): Es sei "abscheulich, dass der vietnamesische Sicherheitsapparat den schlechten Gesundheitszustand von Personen ausnutzt, um einen im Ausland lebenden Dissidenten zum Schweigen zu bringen“, sagte der Geschäftsführer Christian Mihr. Inzwischen scheint Bùi Thanh Hiếu aber wieder aktiv zu sein: Seit dem 19. März postet er wieder regelmäßig über politische Vorgänge in Vietnam und der Diaspora in Deutschland.

- VERANSTALTUNGEN -

Erstmal keine Veranstaltungen – bleibt zuhause, wenn ihr könnt.

Wenn ihr auf den Buddhismus-Trip gekommen seid oder schon längst praktiziert, dürft ihr euch diese Chance nicht entgehen lassen: Die Thich Nhat Hanh Foundation streamt den Gipfel “In the Footsteps of Thich Nhat Hanh (Öffnet in neuem Fenster)". Es handelt sich dabei um ein 5-tägiges Online-Event, heute ist schon der letzte Tag. Also schnell reinschauen.

- ASIANS IN DEN MEDIEN -

Film: "Monsoon"

Damnnnn… Der Crazy-Rich-Asians-Star Henry Golding kommt zurück auf die Leinwand – undzwar mit einer Geschichte, die unsere Herzen sehr, sehr hoch schlagen lässt: In "Monsoon" spielt Golding einen schwulen, ehemaligen Bootsflüchtling, der in Großbritannien lebt und nach dem Tod seiner Mutter erstmals nach Vietnam zurückkehrt, um dort ihre Asche zu verstreuen. Leider dürfte Corona den Kinostart in Europa stark verzögern, bis dahin schauen wir aber einfach den wunderschönen Trailer (Youtube (Öffnet in neuem Fenster)) wieder und wieder. Mehr zum Film gibt's im Magazin Saigoneer (Öffnet in neuem Fenster).

Scrollytelling: "Mit dem Boot nach Hamburg"

Noch ein schönes Projekt über Boat People, diesmal im deutschen Kontext: Kim Ly Lam, die in Hamburg einen Master in Digitale Kommunikation macht, hat in einem interaktiven Multimedia-Projekt die Fluchtgeschichte ihrer Familie aufgearbeitet. Sie erzählt von der französischen Kolonialzeit, den Vietnamkrieg sowie die deutsche Seenotrettung durch die Cap Anamur. Scrollt unbedingt mal rein (Öffnet in neuem Fenster).

Kampagne: #ichbinkeinvirus

Vicky Kure-Wu aka @kateboss50000 (Öffnet in neuem Fenster) will zusammen mit einem kleinen Team eine Onlineplattform aufsetzen, auf der asiatische Menschen ihre Rassismus-Erfahrungen in der Corona-Zeit teilen können. Die Initiative entsprang dem Hackathon der Bundesregierung "Wir vs. Virus". Ein Jury entscheidet nun darüber, ob das Projekt aus Mitteln des Bundes gefördert werden soll. Wir drücken die Daumen. Hier geht's zum Video (Öffnet in neuem Fenster), lasst ihr gern ein Like da.