11.23
Adieu?
Ja, richtig gelesen. Wir sind an einem kritischen Punkt angelangt. Das Ziel, bis zum Jahresende 50 neue Member zu bekommen, haben wir ziemlich verfehlt. Momentan schreiben wir für rund 25 Member und über 200 Abonnent*innen der kostenlosen Newsreader-Version. Das ist schön, aber reicht natürlich nicht. Angesichts eines Monatsumsatzes von gerade mal 90 Euro weint der Controller in uns schon geraume Zeit leise vor sich hin.
Also haben wir uns nach langen Überlegungen entschlossen, das Projekt promdp am Ende des Jahres zu beenden.
Es sei denn…
Wir haben natürlich viel nachgedacht, andere Konzepte diskutiert und uns immer wieder Fragen gestellt. Etwa diese:
Passen unsere Inhalte?
Ist das Medium Newsletter richtig?
Sind projektunabhängige Innovationsimpulse relevant?
Sollten wir noch anwendungsorientierter denken?
Reicht die Zeit im Alltag überhaupt aus, um prompd zu sichten?
Ist unser Angebot zu teuer?
Und schließlich:
Braucht es einen Innovationsscout wir prompd heute überhaupt noch?
Um ehrlich zu sein, sind wir zu keinen schlüssigen Ergebnissen gekommen, freuen uns daher umso mehr über Meinungen und Erfahrungen.
So, nun aber zum aktuellen Newsreader. Wir wünschen viele positiven Impulse!
Den Anfang macht eine Geschichte über ein kleines Start-up, das die Polsterung neu erfindet.
Viele Grüße
Armin Scharf & Martin Krautter
Kuppeln statt Federn
Ein Start-up tritt an, um Outdoor-Isomatten komfortabler und langlebiger zu machen. Und entwickelt eine Federtechnik, die überall dort nützlich ist, wo es langlebig und leicht sein darf.
Auf den ersten Blick erscheint das, was „Out oft the Door“ entwickelt hat, recht unspektakulär: Eine nur wenige Zentimeter hohe Kuppel, bestehend aus einem Gitter verschiedener Stege. Wird dieses Konstrukt vertikal belastet, dann gibt die Kuppel flexibel nach, verformt sich und nimmt die einwirkenden Kräfte auf. Fällt die Belastung weg, findet die Kuppel wieder zu ihrer ursprünglichen Form zurück. Sie tut also genau das, was aktuell Schäume übernehmen oder aber Stahlfedern in bestimmten Matratzentypen. Der große Unterschied: Die Kuppel-Polsterung ist leichter, dünner und langlebiger.
Die Gründer: Lena Wawrzynek, Rune Schwarz…
Eigentlich haben die drei jungen Gründer zunächst den Outdoor-Bereich im Auge gehabt, wollten eine möglichst kompakte und leichte Matratze kreieren, eine Alternative zu den erhältlichen Schaum- oder Luftvarianten. Und hier kommt die Gitterkuppel ins Spiel, die zentral das Dämpfungsverhalten bestimmt. Erdacht hat sie das technische Mastermind im Start-up-Trio, Rune Schwarz. Und er schrieb auch kurzerhand ein Simulationsprogramm, mit dem sich die Kuppel parametrisch auf unterschiedliche Anforderungen optimieren lässt. Grob gesagt bestehen die Parameter aus Kuppelhöhe, Durchmesser der Streben, den Kontenpunkten und der Steigung der Streben. Variiert man diese Stellschrauben, dann reagiert die Kuppel unterschiedlich auf die Belastung. Jeder einzelne Punkt in der Geometrie lässt sich so sicher berechnen – und in ein Produktionsmodell umsetzen. Dazu später.
Kuppelstruktur statt Federn. Je nach Dimensionierung der Kuppel und der Stege lässt sich das Verformungsverhalten bestimmen.
Auch wenn die Kuppel das zentrale Element des künftigen Polstersystems darstellt, ganz ohne Schaum geht es nicht. Konkret soll der Verbund aus vielen Kuppeln umschäumt werden: der Schaum, so das Team, sorgt dann für den Kurzzeitkomfort, während die punktelastische Kuppel den Langzeitkomfort sichert. Unter dem Strich aber ist weit weniger Schaum als bislang notwendig, was sich positiv auf Gewicht, Hygiene und auch Dauerhaftigkeit auswirkt.
Was die Langlebigkeit betrifft, hat sich „Out oft the Door“ intensiv mit der Werkstoffseite der anvisierten Spritzgussproduktion befasst. Die üblicherweise verwendeten Thermoplaste scheiden weitgehend aus, weil ihre Rückstellfähigkeit im Laufe der Zeit schwindet, das Material ermüdet. Die Lösung fand man zusammen mit dem Chemiker Prof. Steffen Ulitzsch von der Hochschule Reutlingen. Der nun eingesetzte Kunststoff lässt sich wie ein Thermoplast verarbeiten, vernetzt dann aber, getriggert durch die Temperatur. Nebenbei ließe sich mit dem Werkstoff die Konstruktion noch filigraner ausarbeiten.
… und Stefan Soffner.
Der Business Case des Start-ups? Von der anfänglich angedachten Rolle des Herstellers und Vertreibers ist man abgekommen, im kommenden Jahr will man Lizenzpartner finden, die dann für ihr Marktsegment produzieren und vertreiben. „Unser Markteintritt wird vermutlich im Campingbereich sein, mit einem Partner, der Wohnmobile ausstattet“, so Lena Wawrzynek vom Team. „Wir denken daran, in jeder passenden Branche exklusiv mit einem Lizenznehmer zu kooperieren.“ Die Bandbreite dafür ist groß und vielfältig: Denkbar sind Polsteraufbauten für Fahrzeugsitze, für Flugzeuge oder auch für Rollstühle. Ein EU-Einheitspatent können die drei Gründer schon vorweisen, ein wesentlicher Schritt ist damit gemacht. „Momentan läuft noch eine Finanzierungsrunde, um das Patent bezahlen zu können“, sagt Stefan Soffner, als Geschäftsführer für die Finanzen zuständiger BWL-Student.
Out of the Door | Tübingen | www.out-of-the-door.de (Öffnet in neuem Fenster)
Lena Wawrzynek | info@out-of-the-door.de (Öffnet in neuem Fenster)
Designrelevantes aus dem F&E-Universum – gescoutet von Armin
#medical #hygienic
Kaltes Plasma für reinere Haut
Foto: Roberto Schirdewahn
Am Lehrstuhl für Angewandte Elektrodynamik und Plasmatechnik der Ruhr-Universität Bochum haben Studien ergeben, dass kaltes Plasma antimikrobiell (Öffnet in neuem Fenster) und entzündungshemmend wirkt. Kaltes Plasma produziert bei Temperaturen um 30°C Ozon, das zusammen mit UV-Licht und Stickstoffmonoxid die Sporen auf der Haut inaktiviert und den pH-Wert der Haut kurz absenkt. So entsteht ein bakterienhemmendes Milieu, Körperzellen werden nicht geschädigt. Außerdem kann kaltes Plasma auch das Schließen von Wunden verbessern. Es könnte traditionelle Wundheilungscremes ersetzen, da es kontaktlos angewendet wird und das Infektionsrisiko reduziert.
Auf Basis dieser Arbeiten gründete Dr. Friederike Kogelheide gründete das Start-up Glim Skin (Öffnet in neuem Fenster), das 2024 ein passendes Gerät präsentieren wird.
AEPT | Lehrstuhl für Angewandte Elektrodynamik und Plasmatechnik | www.aept.ruhr-uni-bochum.de/ (Öffnet in neuem Fenster)
Dr.-Ing. Friederike Kogelheide | +49 234 32 19744 | kogelheide@aept.rub.de (Öffnet in neuem Fenster)
#recycling #superabsorbant
Superabsorber einfach recyceln
Foto: Ken Pekarsky / KIT
Forscher dreier Institute des KIT haben ein effizientes Recyclingverfahren für Superabsorber aus Natriumpolyacrylat entwickelt, wie sie in Windeln oder Medizinprodukten eingesetzt werden. Die wasserunlöslichen Polymere werden gewässert und mit UV-Licht bestrahlt. Dabei brechen die Polymerketten, es entstehen Flüssigfasern für neue Kleb- und Farbstoffe. Das simple Verfahren ist 200-mal schneller als bisherige, auf starken Säuren basierenden Prozesse. Verschmutzte Superabsorber stellen nach Angaben der Forschenden kein Problem dar. Hier geht es zur Original-Publikation (Öffnet in neuem Fenster).
KIT | Institut für Organische Chemie | www.kit.edu (Öffnet in neuem Fenster)
Prof. Dr. Pavel Levkin | +49 721 608-29175 | pavel.levkin@kit.edu (Öffnet in neuem Fenster)
#medical #prothetics #AI
Steuerung für Handprothesen
Foto: Fraunhofer IBMT
Forscher des Fraunhofer-Instituts IBMT haben mit dem Projekt SOMA eine innovative Methode zur Steuerung von Handprothesen entwickelt. Das System verwendet Ultraschallsensoren, die Schallimpulse ins Muskelgewebe des Unterarms senden. Durch die Analyse von Laufzeitunterschieden der reflektierten Signale kann die Bewegung der Hand oder einzelner Finger präzise gesteuert werden. Die nicht-invasive Technologie ermöglicht eine feinfühligere und präzisere Steuerung im Vergleich zur herkömmlichen myoelektrischen Prothetik, die Elektroden auf der Haut nutzt. Das Projekt strebt eine KI-gesteuerte Software an, die die Steuerung in Echtzeit übernimmt. Derzeit befindet sich das Projekt in der Laborphase, aber Versuche mit Probanden haben bereits positive Ergebnisse gezeigt. In Zukunft könnten KI und Steuersoftware möglicherweise in Smartphones integriert werden, um die Alltagstauglichkeit zu verbessern. Das Ziel ist auch, das System bidirektional zu machen, sodass die Handprothese nicht nur Befehle ausführt, sondern auch sensorische Rückmeldungen gibt, die der Träger als Reiz spüren und darauf reagieren kann. Das Projekt SOMA (Öffnet in neuem Fenster) könnte eine bedeutende Verbesserung für Menschen mit Arm- oder Handamputationen bringen und den Markt für myoelektrische Prothesen vorantreiben.
Fraunhofer IBMT | www.ibmt.fraunhofer.de (Öffnet in neuem Fenster)
Andreas Schneider | Projektleiter Aktive Implantate und Innovationsmanager | +49 6897 9071-456 |
#recycling #textiles #upcycling
Arbeitskleidung wird Rucksack
Foto: Vaude
BASF und VAUDE Professional haben gemeinsam ein nachhaltiges Upcycling-Projekt gestartet, bei dem ausgemusterte Arbeitskleidung des Werkes Antwerpen zu Rucksäcken aufgearbeitet wird. Die strapazierfähige Arbeitskleidung der BASF-Mitarbeiter*innen, die aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht recycelt werden kann, wird von VAUDE aufbereitet und zu neuen Rucksäcken sowie Kordelzugbeuteln verarbeitet. Die Produktion erfolgt in einer von Fair Wear auditierten Produktionsstätte in Portugal und soll nun in einen kontinuierlichen Prozess überführt werden.
Vaude Professional | www.vaude.de (Öffnet in neuem Fenster)
Ralf Geiger | ralf.geiger@vaude.de (Öffnet in neuem Fenster)
#robotics #buildingtech
Bagger baggert autonom
Foto: ETHZ / Marc Schneider
ETH-Forschende haben eine Methode entwickelt, bei der ein autonomer Bagger eine sechs Meter hohe und 65 Meter lange Trockensteinmauer baut. Die Technik ermöglicht präzises Scannen, Greifen und optimiertes Platzieren von Bausteinen mithilfe von Sensoren und Algorithmen. Das Projekt, im Rahmen des Nationalen Forschungsschwerpunkts Digitale Fabrikation (NCCR dfab), nutzt lokale Materialien und minimiert graue Energie. Der autonome Bagger erstellt eine 3D-Karte der Baustelle, erkennt vorhandene Bausteine, scannt und platziert sie exakt. Pro Arbeitsgang verarbeitet er etwa 20 bis 30 Steine.
ETH Zürich HIB E 43 | Gramazio Kohler Research | https://gramaziokohler.arch.ethz.ch (Öffnet in neuem Fenster) | +41 44 633 4906
#3Dprinting #plastics #robotics
Ein Schub für die Soft-Robotik
Foto: EHTZ | Thomas Buchner
Nochmals ETH: Zusammen mit dem US-Start-ups Inkbit haben Forschende eine Laserscanning-Technik entwickelt, die den 3D-Druck von langsam härtenden Kunststoffen ermöglicht. Im Vergleich zu schnell härtenden Kunststoffen bieten diese Polymere verbesserte elastische Eigenschaften, sind dauerhafter und robuster. Die neue Technologie erlaubt die Herstellung von widerstandsfähigen Soft-Robotern mit menschenähnlichen Strukturen in einem einzigen Druckvorgang. Durch die präzise Einstellung der Steifigkeit der Polymere können die Soft-Roboter besser auf ihre Anforderungen abgestimmt werden und sind für sicherheitskritische Anwendungen geeignet. Die Methode umgeht herkömmliche Abschabvorrichtungen, indem ein 3D-Laser-Scanner jede Schicht sofort auf Unebenheiten prüft und Anpassungen in Echtzeit vornimmt.
https://youtu.be/bcKJJg0cGww (Öffnet in neuem Fenster)ETH Zürich | Department of Mechanical and Process Engineering | https://mavt.ethz.ch (Öffnet in neuem Fenster)
Prof. Dr. Robert Kratzschmann | +41 44 632 2240 | rkk@ethz.ch (Öffnet in neuem Fenster)
Kunststoff-Recycling in der EU
Ein Fünftel der Verpackungsabfälle in der EU bestehen aus Kunststoff, pro Bürger waren das 2021 satte 36 Kilogramm. Die Recyclingquote ist recht unterschiedlich.
• Durchschnittliche Recyclingquote in der EU: 40 Prozent
• Höchste Recyclingquote: 56,3 Prozent in der Slowakei
• Geringste Recyclingquote: 20,5 Prozent in Malta
• Recyclingquote in Deutschland: 48 Prozent
Quelle: Eurostat / idw | Abb: idw
Lesen!
Factor Y – Design
Magazin für nachhaltiges Wirtschaften
Ausgabe 1/23
Hrsg. Wuppertal Institut
www.factory-magazin.de (Öffnet in neuem Fenster)
NZZ Folio
Der Kreislauf des Begehrens
Ausgabe November 2023
www.nzz.ch/folio (Öffnet in neuem Fenster)
Besuchen!
Into the Space Age
Visionen & Design in den 1950er- und 1960er Jahren
Hessisches Landesmuseum Darmstadt | > 7.1.2024 | www.hlmd.de (Öffnet in neuem Fenster)
Dieter Rams
In Blick zurück und voraus
Museum Angewandte Kunst, Frankfurt | > 24.3.2024 | www.museumangewandtekunst.de (Öffnet in neuem Fenster)
Skateboard
Die Geschichte des Skateboards vonden 1950ern bis heute
Design Museum London | > 2.6.2024 | www.designmuseum.org (Öffnet in neuem Fenster)
The Great Repair
Akademie der Künste Berlin | bis 14.1.2024 | www.adk.de (Öffnet in neuem Fenster)
Luigi Colani
Popstar des Designs
Galerie Stihl Waiblingen | bis 11.2.202 | www.galerie-stihl-waiblingen.de (Öffnet in neuem Fenster)
Foto: Sandra Danicke
Perfectly Imperfect
Makel, Mankos und Defekte
Gewerbemuseum Winterthur | bis 2.5.2024 | www.gewerbemuseum.ch (Öffnet in neuem Fenster)
Auf Abwegen
Schmuck & Gerät am Rande der Vernunft
Schmuckmuseum Pforzheim | bis 14.1.2024 | www.schmuckmuseum.de (Öffnet in neuem Fenster)