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Die Eiskunstlauf-Olympiaqualifikation für 2026 leicht erklärt

Bei den Olympischen Spielen in Mailand werden insgesamt 142 Eiskunstläuferinnen und –läufer an den Start gehen: 29 Herren und 29 Damen, 19 Paare und 23 Eistanz-Duos. Dass die Zahlen so krumm sind, liegt daran, dass die Teilnehmerzahlen auf Anforderung des IOC zweimal reduziert werden mussten. In Peking 2022 waren im Einzel jeweils 30 am Start, in Südkorea 2018 waren es dazu 20 Paare und 24 Eistanzpaare.

Qualifikation bei der Weltmeisterschaft

Es gibt zwei Wege, einen Quotenplatz für seinen Verband für die Olympischen Spiele zu sichern. Die Mehrheit der Plätze können die Sportler bei der Weltmeisterschaft in Boston erlaufen. Hier werden je 24 Plätze für die Frauen und Männer, 16 für die Paare und 19 für die Eistänzer vergeben. Die restlichen Plätze sowie diejenigen, die in Boston übrigbleiben sollten, sind in Peking beim separaten Olympiaqualifikationswettbewerb vom 17. bis 21. September zu haben.

Ein Land kann bei der WM maximal drei Quotenplätze ergattern. Die Berechnung hierfür ist diesselbe wie für ISU Meisterschaften: Für drei Plätze dürfen zwei Läufer maximal 13 Punkte haben, für zwei Plätze dürfen sie nicht mehr als 28 Punkte haben. Läuft nur einer, muss er unter den ersten zehn landen (entspricht maximal 10 Platzpunkten), um die Chance für einen zweiten Startplatz zu bekommen. Die Punkte entsprechen der Platzierung vom 1. – 16. Rang. Für Platzierungen dahinter, aber noch im Finale, gibt es ebenfalls 16 Punkte. Läufer, die das Finale nicht erreichen, schlagen mit 18 Zählern zu Buche. Anders als bei ISU Meisterschaften sind die Olympia-Startplätze jedoch nur gesichert, wenn dieselbe Anzahl an Sportlern im Finale ist.

Zu Illustration ein paar Beispiele, anhand der WM 2024:

Beispiel 1:

Die japanischen Damen belegten die Plätze eins, sieben und acht. Die besten zwei zählen für die Platzpunkte, also haben sie acht (1+7), was drei Quotenplätze bedeutet. Alle drei Japanerinnen waren im Finale, also wären drei Olympiastartplätze direkt gesichert.

Beispiel 2:

Die deutschen Paarlaufpaare waren in Montréal auf den Plätzen drei und fünf. Das bedeutet, sie haben acht Punkte (3+5). Allerdings war kein drittes Paarlaufpaar am Start, also auch nicht im Finale. Daher hätte die DEU zwei Olympiastartplätze sicher und könnten einen dritten bei der Qualifikation in Peking holen.

Beispiel 3:

Lukas Britschgi war Sechster bei der WM (= sechs Punkte), aber die Schweiz hatte keinen zweiten Läufer bei der WM. Daher wäre ein Olympiastartplatz fest und es gibt die Chance auf einen zweiten beim Qualifikationswettbewerb.

Wichtig: Die Läufer, die in Peking um die Startplätze kämpfen, müssen andere sein als diejenigen, die bei der WM im Kürfinale waren. Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Lukas Britschgi dürfte nicht nach Peking reisen und einen zweiten Platz herauslaufen.

Für die Einzelläufer in Boston gilt, dass jede und jeder, der das Finale erreicht, einen Quotenplatz für sein Land sicher hat, denn es werden genauso viele Plätze direkt vergeben, wie es Läufer im Finale hat, nämlich 24. Im Paarlauf und Eistanz ist das anders, denn hier gibt es mehr Finalteilnehmer als Quotenplätze: Im Paarlauf 20 (bei 16 Plätzen) und im Eistanz 20 (bei 19 Plätzen). Das heißt, falls ein (oder mehrere) Duo(s) auf den Rängen 17 - 20 bzw. das eine Eistanzpaar auf Rang 20 zu einem Land gehört, das zwei oder drei Plätze geholt hat, nehmen sie einen der Spots der besser Platzierten weg.

Beispiel:
Italien belegte bei der WM 2021 die Plätze 8 und 17. Das georgische Paar war auf Rang 16. Italien hat zwei Quotenplätze direkt gesichert, denn beide Paare waren im Finale. Georgien ging dagegen leer aus.

Die zweite Chance in China

Beim offiziellen Qualifikationswettbewerb in Peking werden mindestens fünf Plätze im Einzellauf, drei im Paarlauf und vier im Eistanz vergeben, und zwar in der Reihenfolge des Ergebnisses. Um diese Plätze kämpfen kann jedes Land, das in der jeweiligen Disziplin in Boston keinen Startplatz geholt hat bzw. gar nicht in Boston dabei war sowie diejenigen, die aufgrund des WM-Ergebnisses die Option auf einen zweiten oder dritten Platz haben. Falls die 24/16/19 Quotenplätze nicht alle mit den Finalisten von Boston besetzt werden, kommen diese übrigen Plätze hinzu. Das ist ebenso der Fall, wenn ein Land Quotenplätze zurückgibt bzw. nicht in Anspruch nimmt.

Technische Mindestpunktzahl

Für einen Start bei den Olympischen Spielen müssen die Athleten die technische Mindestpunktzahl vorweisen, die für die EM bzw. Vier Kontinente-Meisterschaft 2026 gelten wird. Wie bei ISU- Meisterschaften muss sie in der laufenden (2025/26) oder in der Vorsaison (2024/25) erbracht werden. Für die Teilnahme am Qualifikationswettbewerb ist keine Mindestpunktzahl nötig.

Quotenplätze

Sowohl die bei der WM als auch die in Peking vergebenen Startberechtigungen für die Olympischen Spiele sind Quotenplätze für die Länder, das heißt, es handelt sich nicht um individuell erworbene Startplätze. Die nationalen Olympischen Komitees entscheiden, wen sie entsenden. Die einzige Ausnahme sind die neutralen Athleten (mit russischer oder belarussischer Staatsangehörigkeit), die in Peking einen persönlichen Startplatz erlaufen können. Falls so ein Sportler nach der Qualifikation ausfällt oder disqualifiziert wird, kann kein anderer aus Russland oder Belarus nachnominiert werden.

Olympischer Teamwettbewerb

Seit 2014 gibt es bei den Olympischen Winterspielen einen Eiskunstlauf-Teamwettbewerb. Dafür qualifizieren sich die zehn besten Teams aufgrund der Ergebnisse der WM 2025 und der ISU Grand Prix-Serie 2025/26. Falls nötig, fließen zudem die Resultate der EM 2025, der Junioren-WM 2025 und des ISU Junioren Grand Prix 2024/25 mit in die Berechnung ein. Ein Team muss in mindestens drei Disziplinen in den individuellen Wettkämpfen in Mailand vertreten sein. Am Teamwettbewerb können zudem grundsätzlich nur Läufer und Paare teilnehmen, die sich für die individuellen Wettbewerbe qualifiziert haben. Es gibt allerdings bis zu fünf zusätzliche Plätze, um ein Team in einer Disziplin zu ergänzen, falls es in nur drei Kategorien besetzt ist. Dieser Läufer ist dann ausschließlich im Teamwettbewerb dabei.

Beispiel: 2022 hat Deutschland einen zusätzlichen Platz genutzt, weil sich kein Herr qualifiziert hatte. Paul Fentz durfte als „zusätzlicher Athlet“ in Peking im Teamwettbewerb laufen. Die qualifizierten Teams stehen nach dem ISU Grand Prix Finale 2025/26 fest.

Plätze für das Gastland

Das Gastland, also Italien, hat das Recht, pro Disziplin einen Teilnehmer zu entsenden, falls sich niemand bei der WM oder in Peking qualifiziert hat. Das ist allerdings unwahrscheinlich. Diese eventuellen Gastlandplätze werden aus dem Kontingent der fünf Reserveplätze entnommen, aus denen die Teams aufgefüllt werden können. Dabei haben die Gastlandplätze Priorität. Auch wer darüber reinkommt, muss die technische Mindestpunktzahl vorweisen.

Die Eckpunkte auf einen Blick

  •  Olympiastartplätze: 29 Herren, 29 Damen, 19 Paare, 23 Eistanzpaare

  • Maximal vergebene Quotenplätze bei der WM: 24 Herren, 24 Damen, 16 Paare, 19 Eistanzpaare

  • Die Quotenplätze bei der WM können nur von Läufern im Kürfinale geholt werden

  • Zweite Chance bei Olympiaqualifikationswettbewerb in Peking – restliche Quotenplätze: mindestens 5 Herren, 5 Damen, 3 Paare und 4 Eistanzpaare

  • Ein Land kann in Peking maximal einen Quotenplatz (oder einen zusätzlichen Quotenpatz) pro Disziplin erwerben

  • Beim Qualifikationswettbewerb darf niemand starten, der bei der WM 2025 im Finale war

Wer noch mehr wissen will, findet die Regel 400 im Regelbuch der ISU:

ISU Special Regulations & Technical Rules 2024 (Öffnet in neuem Fenster) sowie die Informationen zur Olympiaqualifikation im Eiskunstlauf (Öffnet in neuem Fenster). Die ISU Communication 2680 (Öffnet in neuem Fenster) informiert über die Regelungen für die neutralen Athleten.

Pirouette Team

Kategorie Analyse & Meinung

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