Liebe Pfefferhasis, liebe Leser*innen,
heute ist der Trans Day Of Remembrance, der Tag der Erinnerung an die Opfer von Transfeindlichkeit. Im letzten Jahr wurden zwischen dem 1. Oktober 2021 und dem 30. September 2022 327 Morde an trans und genderqueeren Menschen gemeldet. Erstmals wurden Fälle aus Estland und der Schweiz gemeldet. Die Opfer waren Schwarze trans Frauen mit Migrationshintergrund – Sabrina Houston aus Jamaika und Cristina Blackstar aus Brasilien. Sie wurden beide in ihren eigenen Wohnungen erstochen. 95 % der weltweit Ermordeten waren trans Frauen oder trans weibliche Personen. Die Hälfte der Ermordeten, deren Beruf bekannt ist, waren Sexarbeiter*innen. Von den Fällen, in denen Daten über „ethnische“ Zugehörigkeit vorliegen, waren 65 % der Getöteten rassifizierte trans Menschen. 36 Prozent der ermordeten Menschen in Europa waren Migrant*innen. Die meisten der Opfer waren zwischen 31 und 40 Jahre alt. Die NGO „Transrespect versus Transphobia Worldwide“ (TvT), die die Zahlen erhebt (Öffnet in neuem Fenster), weist daraufhin, dass viele Fälle überhaupt nicht erfasst werden.
Transfeindlichkeit ist tödlich! Das zeigte sich in seiner ganzen Grausamkeit heute erneut: In einem queeren Nachtclub in Colorado Springs (USA), „Club Q“, sind fünf Menschen getötet und mindestens 18 verletzt worden (Öffnet in neuem Fenster). Es fand gerade eine „Transgender-Party mit Drag-Show“ (Tagesschau) statt, als ein bewaffneter 22-Jähriger in den Club stürmte und sofort anfing zu schießen. Der Angreifer wurde von Gästen überwältigt und befindet sich derzeit im Krankenhaus. Laut Polizei sei es „noch unklar, ob es sich um einen Fall von Hasskriminalität“ handle, so die Tagesschau.
Das Feuerzeug-Design ist von Queer Deer. (Öffnet in neuem Fenster) Lena hat mir Anfang des Monats Sticker davon geschickt. Ihr könnt hier welche bestellen (Öffnet in neuem Fenster). Alle, die diesen Monat eine Steadymitgliedschaft (Öffnet in neuem Fenster)(ab Zwergkaninchen) abschließen, bekommen einen zu ihrem Willkommenspaket dazu ♥
Im Wochenrückblick geht es diese Woche u.a. um den Auftritt von Julian Reichelt bei Kurt Krömer, die Wahl-Wiederholung in Berlin, eine Gerichtsverhandlung gegen ein rassistisches Fitnessstudio und um die neuesten Erkenntnisse zum Tod von Mouhamed Dramé, der am 8. August in Dortmund von Polizisten erschossen wurde. Wie jetzt bekannt wurde, ging von dem 16-Jährigen keinerlei Gefahr aus und zwischen dem Einsatz von Pfefferspray und der Maschinenpistolen-Salve lagen keine 20 Sekunden. Mouhamed wurde hingerichtet und der Aufschrei bleibt aus.
Nicht mehr in den Wochenrückblick hat es dieser Artikel aus der taz geschafft, den ihr aber unbedingt lesen solltet: Bekämpfung Clan-Kriminalität in Berlin: Gewerberecht als Türöffner (Öffnet in neuem Fenster). Mohamed Amjahid schreibt über eine interne Studie zur Gewerbeüberwachung in Berlin, beauftragt von der Wirtschaftsverwaltung, in der "gravierende Defizite im Zusammenhang mit der Gewerbeüberwachung" aufgezeigt werden und "den bisherigen Kampf gegen die sogenannte Clan-Kriminalität grundsätzlich infrage" stellt. Die ständigen Razzien in migrantisierten Betrieben, wie Shisha-Bars, Barber-Shops, Imbisslokalen oder Spätis, werden medienwirksam als "Kampf gegen Clanstrukturen" inszeniert, sind aber häufig völlig unverhältnismäßig und nicht selten auch gänzlich ergebnislos. "Wenn man lange genug an einem Ort sucht, findet man etwas. In einer Großstadt sowieso. Dennoch, so geht aus der Studie hervor, finden die Beamt*innen bei den Verbundeinsätzen oft genug gar nichts und der Tross muss ergebnislos abziehen", schreibt Mohamed Amjahid.Für die betroffenen Gewerbetreibenden sind die Razzien nicht nur geschäftsschädigend, sondern häufig auch diskriminierend.
Nach dem Lesetipp folgt jetzt noch ein TV-Tipp passend zum Beginn der "WM der Schande": Im WDR lief diese Woche die Reportage "Bier und Fußball - Wo Geld und Alkohol fließen" (Öffnet in neuem Fenster), die ihr in der Mediathek schauen könnt. In einer Dreiviertelstunde werden die engen Verbindungen von Brauereien und Sportvereinen beleuchtet, die krassen Folgen davon und wie die Alkohollobby Einfluss auf die (Lokal-)Politik nimmt.
Nächste Woche wird der Newsletter und auch der Wochenrückblick ausfallen. Ich werde um diese Zeit schon in Brixton beim Placebo-Konzert sein, juhu! Wir lesen uns wieder am 4. Dezember. Bis dahin, passt gut auf euch und einander auf,
alles Liebe für euch
Ulla