Liebe Pfefferhasis und Newsletter-Mäuse,
in meiner kleinen Serie des Situations- und Argumentationstrainings gegen rechtspopulistische Aussagen will ich heute etwas allgemeiner auf die unterschiedlichen Möglichkeiten eingehen, die wir in einer konfrontativen Situation haben. Ich finde es wichtig, sich nicht nur inhaltlich auf Diskussionen vorzubereiten, sondern auch zu reflektieren, welche Handlungsoptionen wir jeweils haben.
Ich stelle euch sieben Reflexionsfragen vor, die wir uns stellen können, um je nach Situation gut reagieren zu können. Die Fragen basieren auf den Ideen im Gesprächskartenspiel von Diskursiv (Öffnet in neuem Fenster) „Sag was – Mischen und einmischen gegen Rechtspopulismus“.
Was will dein Gegenüber gerade?
Sind die Aussagen provokativ gemeint oder ist die Person tatsächlich verunsichert oder besorgt? Geht es um tatsächlichen Austausch oder will dein Gegenüber nur seine Meinung rausposaunen?
Was willst du erreichen?
Ist dein Ziel zu widersprechen, eine Grenze zu ziehen oder dein Gegenüber umzustimmen, willst du deine eigene Sichtweise einbringen oder „stille“ Zuhörer*innen erreichen?
Wer ist dein Gegenüber?
Kennt ihr euch persönlich? Kennt ihr euch gut und seht ihr euch regelmäßig? Seid ihr familiär oder durch einen gemeinsamen Freundeskreis verbunden oder seid ihr euch völlig unbekannt und seht euch vermutlich nie wieder?
Wer ist noch dabei?
Seid ihr gerade zu zweit oder sind noch andere Leute dabei? Sind Menschen dabei, die durch die Aussagen deines Gegenübers diskriminiert werden?
Welche Rolle hast du gerade?
Bist du in einer verantwortlichen Position, z.B. als Moderation, Trainer*in oder Lehrkraft? Steht ihr euch auf Augenhöhe gegenüber oder ist die andere Person hierarchisch über dir, z.B. am Arbeitsplatz?
Wie fühlst du dich gerade und welche Form des Diskutierens entspricht dir?
Bist du generell diskussionsfreudig oder eher zurückhaltend? Reagierst du gerne mit Humor, bist du sehr emotional oder eher sachlich-analytisch? Fühlst du dich gerade sicher und wenn nicht, welche Befürchtungen hast du?
Wo sind deine Grenzen?
Wie weit lässt du dich auf eine Diskussion ein? Wann brichst du das Gespräch ab? Wie kannst du deine Grenzen kommunizieren?
Ziel dieser Selbstreflexion ist es, die jeweilige Situation zu betrachten und zu bewerten und entsprechende Handlungsoptionen abzuleiten. Welche das sind, dazu komme ich dann nächste Woche. Habt ihr weitere Reflexionsfragen, die ihr in diesem Zusammenhang wichtig findet? Schreibt mir gerne (Öffnet in neuem Fenster), dann ergänze ich nächste Woche.
Im Wochenrückblick geht es u.a. um zwei von der Polizei erschossene Frauen, den Protest gegen den „Amazon-Tower“ in Berlin, Italiens Feldzug gegen Leihschwangerschaften im Ausland und die Bedrohung von Projekten für Geflüchtete und gegen rechts.
Das wars für heute, ich hoffe, ihr kommt gut durch die Woche, passt auf euch und aufeinander auf
Ulla