Liebe Pfefferhasis und Newsletter-Mäuse,
letzte Woche habe ich hier was von Hoffnung geschrieben, die wir jetzt brauchen, um nicht in Verzweiflung und Passivität zu verfallen und ich gebe zu, es fällt mir nicht leicht, diese Hoffnung nach dieser Woche aufrecht zu erhalten. Aber es hilft ja nichts: Wir müssen!
„Viele sind gerade hoffnungslos, demoralisiert und fertig vom autoritären durchregieren und rechtsruck der sich im ganzen globalen Norden zeigt. Als linke und Kommunist:innen ist manchmal das schwerste Los, recht zu haben. Recht zu haben mit dem konservatismus, der die rechten fördert, recht zu haben mit dem Kapital, das, wie durch die Anwesenheit aller Billionäre bei Trumps Amtseinführung sichtbar, immer hinter dem Faschismus steht. Aber wir sind nicht hier, um uns darüber zu beschweren, recht zu haben, Wir sind hier, um aufzuzeigen, dass wir uns gemeinsam befreien können. Hoffnung ist keine Charakter Eigenschaft, die per Se besteht, sondern eine Disziplin, eine politische Praxis“, schrieb Simin Jawabreh heute auf Instagram und ich bewundere diese scharfsinnige Zusammenfassung, die ich unbedingt mit euch teilen wollte.
Hoffnung machte mir diese Woche die aktuelle Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen, die Die Linke bei 5 Prozent sieht. Die einzige linke Partei im Bundestag muss einfach auch in der nächsten Legislatur in der Opposition vertreten sein, wir brauchen sie! Mir macht es Hoffnung, dass sich der Wahlkampf lohnt, dass immer mehr (wenn auch an den gesamtgesellschaftlichen Mehrheitsverhältnissen gemessen wenige) Menschen sich zu einer linken Partei bekennen, die sicher nicht uneingeschränkt richtig liegt, aber als einzige nicht auf das „Migrationsthema“ setzt, sondern soziale (Un-)Gerechtigkeit zum Mittelpunkt des Wahlkampfs macht und sich entschieden gegen Rassismus positioniert.
Mir machen auch die Menschen Hoffnung, die am Wochenende gegen die AfD und Friedrich Merz auf die Straße gegangen sind und nicht einverstanden damit sind, dass die grauenhafte Gewalttat in Aschaffenburg für die rassistische Agenda der herrschenden Politik vereinnahmt wird.
Aber wie Simin schreibt, ist Hoffnung eine politische Praxis und Praxis heißt Aktion. Es hilft niemandem, wenn wir alleine zu Hause sitzen und hoffen. Für die kommende Woche wünsche ich euch, dass ihr eine praktische Erfahrung von Hoffnung macht und der Grund dafür seid, dass andere Hoffnung schöpfen. Ihr könnt zum Beispiel auf eine Kundgebung gehen (anlässlich des Jahrestags der Befreiung von Auschwitz gibt es sicher auch in eurer Nähe eine) und dort mit anderen ins Gespräch kommen. Findet raus, wer sich in eurer Gegend politisch organisiert und fragt, wie ihr unterstützen könnt. Ihr könnt auch eurem WhatsApp-Status nutzen, um euch gegen den Faschismus zu positionieren und Gleichgesinnte zu finden, oder an den Flüchtlingsrat in eurem Bundesland (Öffnet in neuem Fenster) spenden. Vielleicht habt ihr auch Lust, den Wahlkampf der Linken aktiv zu unterstützen (Öffnet in neuem Fenster), das geht auch, ohne Parteimitglied zu sein (glaubt mir, ich bin auch keins!) oder ihr tretet diese Woche endlich einer Gewerkschaft bei.
Was ich sagen will: Organisiert euch!
„Wir organisieren uns an Orten, an denen wir wohnen, arbeiten, studieren, kochen oder unser Bier trinken. Denn Politik findet nicht nur im Parlament mit Berufspolitiker*innen oder in verrauchten Hinterzimmern mit dubiosen Lobbyisten statt, sondern am Herd und am Wickeltisch unserer Wohnung, in der Kneipe, auf der Straße, in der Nachbarschaft, im Betrieb, an der Universität, vor dem Jobcenter und an der Schule. Deshalb reichen die Organisationsformen vom kleinen Lesezirkel oder der selbstorganisierten Nachbarschaftshilfe über Parteien und Gewerkschaften, bis hin zu breiten zivilgesellschaftlichen Bündnissen“, schreibt das Kollektiv MF3000, in der Schrift „Ändern wir die Welt, sie braucht es!“ (Öffnet in neuem Fenster), die 2023 im Querverlag erschienen ist.
Ihr könnt ja mal überlegen, welcher Ort euer Ort wäre.
Im Wochenrückblick geht es u.a. um die Amtseinführung von Donald Trump, die rassistische Instrumentalisierung der Tat von Aschaffenburg, mehrere Feminizide und eine gute Nachricht für Alleinerziehende in Spanien.
Das wars für heute, kommt gut in die neue Woche und passt auf euch und aufeinander auf
Ulla