Über Erfurter Gastronomen und Globen in Madrid
Ja, jetzt wurde mal wieder die Mafia in Deutschland entdeckt. Und Stern TV hat sich verdientermaßen anlässlich der Verhaftungen rund um die Ermittlung EUREKA des Themas angenommen: Kurze - und wie man in solchen Fällen gerne sagt - "kontroverse" Diskussion, an der auch Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul, der Ermittler Oliver Huth und der ehemalige Ermittler des LKA Berlin Klaus Nachtigall teilgenommen haben. Wer mag, kann die Sendung hier sehen (Öffnet in neuem Fenster).
Natürlich müsste viel öfter über die Mafia in Deutschland informiert werden - auch weil man hier immer noch ein extrem folkloristisches Bild von der Mafia hat und es aufgrund der mangelnden Antimafia-Gesetze in Deutschland nach wie vor schwierig für Ermittler ist, der Mafia auch jenseits von Drogenhandel auf die Spur zu kommen. Und nicht zuletzt macht es das Pressegesetz den Bossen sehr leicht, Journalisten zu verklagen.
Ich habe mich in diesen Tagen auch wieder daran erinnert, was einen wesentlichen Unterschied zwischen Italien und Deutschland ausmacht: Während Journalisten in Italien es geradezu als "Ehrenmedaille" betrachten, von Mafiosi oder der Mafia nahestehenden Politikern verklagt zu werden, heißt es in Deutschland immer noch: Hm, aber dann wird sie/er wohl etwas geschrieben haben, was nicht stimmt. Und wie ich gemerkt habe, glaubt man das noch immer.
Es wird viel über die Strukturen und Geschäfte gesprochen und mit Zahlen jongliert - aber wenig darüber, dass Geld auch immer Macht bedeutet: Die Mafia will nicht so viel Geld verdienen, damit Mafiosi ein Leben in Saus und Braus führen - es geht ihr um politische Macht, um Einfluss. Just to say: Mit dem Geld und den Methoden der Mafia kann kein anständiger Unternehmer konkurrieren. Viele große deutsche Bauunternehmer drücken bis heute beide Augen zu, wenn sie den Auftrag an den billigsten Subunternehmer vergeben, obwohl sie genau wissen, dass er mit legalen Mitteln nicht ausgeführt werden kann, weil die erforderliche Masse Stahl oder Beton einen präzisen Weltmarkt-Preis hat. Der nur mit mafiosen Methoden unterschritten werden kann. Damit wird der ohnehin prekäre wirtschaftliche Wettbewerb aus den Angeln gehoben.
Und was es bedeutet, wenn in den portugiesischen Lokalen der "Erfurter Gruppe" nicht nur Bürgermeister, sondern auch der portugiesische Staatspräsident (Öffnet in neuem Fenster)einkehren, kann man sich auch vorstellen.
Die Kollegen vom Mitteldeutschen Rundfunk haben den Hintergrund für die Verhaftung des Erfurter Gastronomen aus dem Haftbefehl schön zusammengefasst (Öffnet in neuem Fenster) - der mich natürlich besonders interessiert hat, weil besagter Erfurter Gastronom nicht nur den MDR, sondern auch mich verklagt hat - eine Klage, die sowohl der MDR als auch ich verloren haben.
Ich schreibe Ihnen heute aus Madrid, wo der Venezianer und ich ein paar Tage verbringen - und eigentlich auf Schritt und Tritt Venedig begegnen.
Nicht nur im Prado, wo die venezianische Malerei großen Raum einnimmt, oder im Modemuseum (Öffnet in neuem Fenster), wo es eine kleine Fortuny-Abteilung gibt, sondern auch im Schifffahrtsmuseum, wo zwei Globen (Öffnet in neuem Fenster) des venezianischen Kartografen Vincenzo Maria Coronelli (Öffnet in neuem Fenster) zu sehen sind, ein Erdglobus und ein Himmelsglobus (Öffnet in neuem Fenster).
Coronelli war auch dafür bekannt, sich für den Schutz der Lagune eingesetzt zu haben - um so mehr schmerzt es uns zu sehen, in welchen Händen sich Venedig heute befindet.
Wer gerade in Venedig ist: Nächsten Dienstag, am 16. Mai, stelle ich mein Venedigbuch um 18.30 Uhr in Venedig vor (Öffnet in neuem Fenster), zusammen mit der französischen Übersetzerin Gabriella Zimmermann (Öffnet in neuem Fenster) und dem italienischen Übersetzer Stefano Porreca (Öffnet in neuem Fenster), im grandiosen Palazzo Vendramin-Grimani am Canal Grande. (Wichtig: link zum Reservieren benutzen!)
Aus Madrid grüßt Sie herzlich, Ihre Petra Reski
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