Buon Natale!
Das ist das traditionelle Weihnachtsrudern in Venedig - passend dazu der Nebel, der sich zur Zeit gefühlt auf ganz Europa legt, so wie das verfluchte Virus, das in diesem Jahr leider auch unser Weihnachtsfest zunichte macht, weil sich die halbe Familie in Quarantäne befindet. Folglich wird bei uns nichts aus dem "Natale con i tuoi", Weihnachten mit den Deinen. Wir hoffen das aber zu Silvester nachzuholen.
In der Zwischenzeit hat 3sat den, wie ich finde, sehr informativen Film (Öffnet in neuem Fenster)über die verlorene Glaubwürdigkeit der Unesco gesendet, in dem ich aus meinem Boot versucht habe, klarzumachen, wie groß in Venedig die Enttäuschung darüber ist, dass die Unesco wieder mal eingeknickt ist: Obwohl die Kreuzfahrtschiffe weiterhin ungehindert in die Lagune einfahren und sie damit zerstören werden, wurde Venedig nicht auf die rote Liste gesetzt - was ein dringend benötigter Notruf gewesen wäre. Stattdessen sieht die Unesco jetzt dabei zu, wie die Kanäle Venedigs für die Kreuzfahrtschiffe vertieft und verbreitert werden sollen. Was das endgültige Ende der Lagune - und damit auch Venedigs bedeuten wird.
Was der Herr von Worldheritage Watch (Öffnet in neuem Fenster) sagte, ist genau das, worunter wir in Venedig leiden: Dass die Unesco nunmehr von Diplomaten und anderen hohen Staatsbeamten bestimmt wird, weshalb Geheimabsprachen und politische Deals ausschlaggebend sind und nicht das zu schützende Weltkulturerbe. Hier der link zur Sendung (Öffnet in neuem Fenster).
Zur Zeit bin ich in Palermo (wie immer im Dienst der Sache) - wo alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, mit Leuchtgirlanden umhängt wird.
Seitdem Palermos Zentrum sich in eine gigantische Fußgängerzone verwandelt hat, konnte Palermos größte Plage, die ja wie der Mafioso Johnny Stecchino alias Roberto Benigni erklärt (Öffnet in neuem Fenster), im Verkehr besteht, endlich beseitigt werden: Indem der Verkehr abgeschafft wurde. Getreu der italienischen Maxime: "Wenn es keine Lösung gibt, gibt es auch kein Problem". Seitdem kommt man in den verbliebenen Straßen Palermos nur noch im Schritttempo voran.
Dank dieses Fortschritts hat sich Palermos Innenstadt in eine gigantische Fress- und Feiermeile verwandelt. Alle zwei Schritte ein Take-Away, Pizza zum Mitnehmen, Aperol, Spritz - genau wie in Venedig, Rom oder Florenz.
Und mittendrin, wie eine Insel aus vergangenen Zeit, noch ein Geschäft des alten Palermo:
ein Kurzwarengeschäft, in dem auch Stoff, Wolle und Sticktwist verkauft wird.
Aber wozu braucht man Knöpfe, Stoffe, Sticktwist und Wolle, wenn im Geschäft nebenan chinesische Billigmode verkauft wird?
In Palermo ist dieses Geschäft ein Symbol des Widerstands gegen die Vereinheitlichung der Welt. Genau wie Venedig.
Und falls, falls (!) Ihnen tatsächlich noch ein Weihnachtsgeschenk fehlen sollte, muss ich Ihnen natürlich mein Venedig-Buch ans Herz legen. Für das ich Anfang des Jahres versucht habe, ein Promovideo aufzunehmen.
https://www.youtube.com/watch?v=Fj10xHee1zw (Öffnet in neuem Fenster)In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein wunderbares Weihnachtsfest - buon Natale, Ihre Petra Reski