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Houstons Rakete (2.0)

Es gab im November schon einmal eine Ausgabe dieses Newsletters mit dem Titel “Houstons Rakete (Öffnet in neuem Fenster)”. Es ging darin um Alperen Sengün, seinen Leap und seine essenzielle Rolle beim - sorry - Raketenstart der Raketen. Sengün schnupperte in der Folge am All-Star Game, wurde aber keiner. Sengün machte am 5. März sein bisher bestes NBA-Spiel (45 Punkte, 16 Rebounds gegen San Antonio). Sengün verletzte sich am 10. März und es wurde und wird davon ausgegangen, dass seine Saison dadurch beendet wurde.

Seither haben die Rockets alle ihre Spiele gewonnen. 10 Siege in Folge sind es mittlerweile, acht davon ohne ihn. Wie kann das sein?

Ich würde hier nicht von der Ewing Theory sprechen, die zu erklären versucht, warum manche Teams ohne ihre besten Spieler auf einmal durchstarten, indem sie erklärt, warum diese besten Spieler vielleicht doch gar nicht so gut sind. Sengün ist sehr gut und vom Spielertyp her eigentlich keiner, der seine Teammates einschränkt oder zurückhält.

Ich denke auch, dass die positive Entwicklung einiger Spieler schon startete, als Sengün noch mit von der Partie war. Aber: Gerade bei zwei Spielern wirkt die Rolle nun klarer, die neue Dynamik und nicht zuletzt das neue Spieltempo der Rockets kommt ihnen sehr entgegen.

Über Amen Thompson und seine neue Rolle als Dunker-Spot-Rammbock plus Roll-Man habe ich heute für ran.de geschrieben (Öffnet in neuem Fenster) - er ist vielleicht der zweitgrößte Breakout-Star der streakenden Rockets. Der größte ist Jalen Green, ohne Frage.

Knapp 29 Punkte legt Green im März auf, bei 50/43/81-Splits. Im Monat UNMITTELBAR DAVOR waren es 16 Punkte bei 37/26/76-Splits. Green hat sich den mit Abstand besten Basketball seiner dreijährigen Karriere für den bestmöglichen Zeitpunkt aufgehoben und Houston wieder als mögliches Play-In-Team ins Spiel gebracht.

Wie kann das sein?

Die Rockets spielen ohne Sengün etwas schneller, was Green entgegenkommt. In der Starting Five beginnt nun kein richtiger Center mehr, stattdessen besetzt Floor-Spacer Jabari Smith Jr. diese Position - und als Screener bzw. Roll-Man fungiert eben Thompson, der deutlich weniger Touches für sich beansprucht als Sengün. Dessen Rolle als Offensiv-Hub übernimmt niemand, was die Offense etwas mehr dezentralisiert. Mehr Platz liegt generell vor - was Green hilft, weil er mit seinem Speed an jedem Gegner vorbeikommen kann und ohne Sengün auf dem Court deutlich seltener ein oder zwei weitere Verteidiger auf seinem Weg zum Korb warten. Es ist für ihn etwas leichter, Fahrt aufzunehmen und auf diese unwiderstehliche Art und Weise so zu detonieren:

https://youtu.be/BRq7dd-Eo0o (Öffnet in neuem Fenster)

Oder so …

https://youtu.be/e3F6yfUHZhk (Öffnet in neuem Fenster)

(Ich weiß, der Dunk hat nicht funktioniert. Ich möchte dem Versuch dennoch applaudieren. Green steht jeden Tag auf und entscheidet sich für maximale Gewalt. Es kann jederzeit alles passieren.)

Und gleichzeitig …

Es muss nicht alles einen rationalen Grund haben, was in der NBA passiert, gerade im März. Ich sehe bei Green einen realen Fortschritt - er strengt sich in der Defense mehr an, ist ein besserer Rebounder, hat etwas häufiger das Auge für den Mitspieler, spielt mit etwas mehr Verstand und etwas besserer Wurfauswahl - der Anteil seiner Dreier ist gestiegen, etwas seltener kommen seine Abschlüsse aus der Mitteldistanz.

Seine Wurfdiät ist aber immer noch extrem ambitioniert. Viele seiner Abschlüsse sind nach wie vor richtig schwer, kommen als Eigenkreation aus dem Dribbling zustande. Von einer richtig guten Wurfauswahl kann man bei ihm nach wie vor nicht sprechen. Er trifft aktuell gefühlt einfach nur fast alles. Es ist einer der besten ausgedehnten Hot-Streaks seit langem, zumal bei Green aufgrund seiner Athletik, seinem Speed und seinen Handles nahezu jeder Abschluss richtig spektakulär aussieht.

Wie nachhaltig das alles ist? Schwer zu sagen. Green hat zweifelsohne die Tools, um dauerhaft ein 25+-Punkte-Scorer zu sein - sein Antritt ist einer der besten der Liga, sein Shotmaking-Arsenal prall gefüllt. Daran hat seit seiner Ankunft in der Liga noch nie jemand ernsthaft gezweifelt. Konstanz ist das Thema, an dem er bisher immer scheiterte. Wie gesagt, im Februar sahen seine Zahlen noch komplett anders aus.

Auch die Performance der Rockets im Allgemeinen ist in dieser Hinsicht interessant. Die neue Starting Five mit Fred VanVleet, Green, Thompson, Dillon Brooks und Smith Jr. legt ein absolut sensationelles Offensiv-Rating hin (136,8), erlaubt aber auch am anderen Ende des Courts fast 122 Punkte pro 100 Ballbesitzen. So schön und spektakulär es gerade aussieht - Greens Würfe MÜSSEN auch fallen, damit das Team gut genug sein kann.

Ich bin mir kurzum nicht sicher, wie lange das Ganze so noch weitergeht und wie “echt” dieser Leap ist, aber das ist mir für den Moment auch egal - aktuell gibt es wohl kein spektakuläreres Team, keinen spektakuläreren Spieler. Man weiß nie, was bei Jalen Green als nächstes passiert.

Echt nicht.

THE PLUG

In dieser Woche gibt es zwei Korbjäger-Folgen. Die zweite erscheint im Lauf des heutigen Tages, die erste kam gestern: Mit Torben Adelhardt habe ich über die Nr.1-Picks der letzten 15 Jahre gesprochen und diese sortiert:

https://www.youtube.com/watch?v=B51xccPcfGU (Öffnet in neuem Fenster)

Bei ran.de gab es neben der Thompson-Story am Dienstag meine Kolumne zum Thema Anthony Edwards (Öffnet in neuem Fenster), wenn wir schon bei spektakulären Spielern (und Nr.1-Picks) sind.

Und nochmal spektakulär: In der aktuellsten Folge von Hall of Game geht es um keinen Geringeren als Russell Westbrook:

https://steadyhq.com/de/hall-of-game/posts/2355bc00-aab8-4b55-9043-3f1c4a5837bd (Öffnet in neuem Fenster)

SOUNDTRACK

100/10

https://www.youtube.com/watch?v=Ba121VZg6bk (Öffnet in neuem Fenster)

Bis zum nächsten Mal!

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