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Dame Time 2.0: Erste Eindrücke

So kann man sich mal einbringen. 39 Punkte, 11 davon in den Schlussminuten, in denen kein anderer Spieler seines Teams noch scorte. Clutch-Drive, Clutch-Dreier, Clutch-Freiwürfe. Dame Time eben – Damian Lillard tat für die Bucks im ersten gemeinsamen Spiel genau das, was sich die Franchise von ihm erhofft hat, und noch ein bisschen mehr. Er ist der neue Closer, das kontrollierte Gegengewicht zu Giannis Antetokounmpo. Die neue Ära des Bucks-Basketballs hat in Form eines 118:117-Sieges über Philly mit einem Knall angefangen.

https://twitter.com/NBA/status/1717733301316727124 (Öffnet in neuem Fenster)

Direkt der erste Korberfolg von Milwaukee zeigte, in welche Richtung es von jetzt an gehen kann. Lillard bediente Antetokounmpo aus dem Pick’n’Roll, die Defense fokussierte sich (etwas halbherzig) auf Dame und verlor die Haftung zu Giannis. Dieser hatte eine freie Driving Lane – und es lohnt sich ein Blick nach „oben“. Es hätte statt dem recht einfachen Layup auch ein komplett freier Dreier für Brook Lopez oder Khris Middleton sein können.

Es gibt keine "gute" Entscheidung. Viel Spaß dabei an gegnerische Teams, sich ihr Gift in dieser Situation von jetzt an auszusuchen, wieder und wieder … gerade dann, wenn die Bucks über die nächsten Wochen und Monate mehr Automatismen schaffen und sich aneinander gewöhnen.

Noch ist dieser Prozess nicht so weit fortgeschritten. Was ja erwartbar war – einen Spieler wie Dame hatten die Bucks noch nie, ein Team um ihn herum mit einem Superstar von ansatzweise Giannis‘ Kaliber hatte Lillard auch noch nie an seiner Seite. Noch einprägsamer als die Heldentaten am Ende waren aus diesem Spiel für mich daher eher die Szenen, die nicht so gut waren … weil sie verdeutlichten, wie viel Raum nach oben noch existiert. Wie viel besser die Bucks offensiv werden können.

Gerade zu Beginn des Spiels wirkte es einige Male, als wüssten die Bucks noch nicht alle, dass Lillard jetzt für sie spielt. Middleton ignoriert hier einen der besten Shooter aller Zeiten völlig blank in der Ecke (nicht, dass der Pass auf Lopez grundsätzlich falsch wäre) …

… Pat Connaughton und Co. tun es hier ebenfalls, dabei winkt Lillard sogar noch eifrig …

… und Giannis? Nun, es gibt jetzt endgültig keine Entschuldigung mehr für Pullup-Dreier des Griechen bei noch über 15 Sekunden auf der Uhr.

Dreimal entschied Antetokounmpo sich in dieser Partie für diesen Wurf, dreimal verfehlte er und dreimal wäre es auch sonst eine bessere Idee gewesen, etwas anderes zu probieren. JEDE Bucks-Possession, die in einem Pullup-Dreier von Giannis endet (vergangene Saison traf er 27% davon), ist ein Gewinn für das gegnerische Team. Das gilt jetzt umso mehr, wo neben Giannis ein Typ spielt, der aus jeder Possession etwas mehr herausholen kann.

Giannis offenbarte in dieser Partie generell viel Luft nach oben. Es war kein Zufall, dass Dame in Halbzeit eins seine erste dominante Phase hatte, als Antetokounmpo draußen saß – hier mussten nicht erst Zuständigkeiten geklärt werden, ebenso wenig wie am Ende der Partie, als Giannis Lillard bereitwillig machen ließ.

Zuvor zeigte sich in einigen Szenen, dass Giannis es nach den letzten Jahren nicht mehr unbedingt gewöhnt ist, immer wieder den Screener zu geben. Laut Zach Lowe setzte er insgesamt 11 Ball-Screens für Dame. Wenn er als Abroller in Szene gesetzt wurde, offenbarte er einige Male ein kurzes Zögern, was auch zu seinen 7 Ballverlusten führte (Joel Embiid verteidigte ihn dabei etliche Male sehr gut, muss dazu gesagt werden).

Nahezu alles an der Bucks-Offense war ausbaufähig, noch maximieren sich die Superstars und ihr Supporting Cast nicht. Es reichte trotzdem für 118 Punkte gegen ein in der vergangenen Saison durchaus gutes Defensiv-Team. Die Bucks werden sich besser an Dame gewöhnen. Giannis wird sich besser an seine neue Rolle und seine neuen Möglichkeiten gewöhnen. Er kann und wird noch besser darin werden, kurzfristig entstehende Überzahl-Situationen konsequent zu nutzen, entweder mit eigenem Abschluss oder schnellen Pässen in Richtung der Shooter. Dame selbst trat einige Male bereits selbst als Screener für Giannis in Erscheinung und beide werden noch besser darin werden, die daraus resultierende Panik der Defense besser für sich und ihr Team zu nutzen. Wer weiß, vielleicht verzichtet Giannis eines Tages sogar auf die grundlosen Pullup-Dreier. Okay, aber man wird ja noch hoffen dürfen.

Das ist eine – erwartungsgemäß – furchteinflößende Vorstellung. Dieses Bild verdeutlicht gut, wie Dame die Offense für Giannis öffnen kann. Wie aus der Mauer, die den Griechen seit Jahren fast immer auf dem Weg zum Korb erwartete, auf einmal ein Ozean voller Möglichkeiten wird.

To be continued.

THE PLUG

Sage und schreibe drei Folgen vom Korbjäger Podcast gab es in dieser Woche, zuletzt die heutige Supporter-Folge über erste Eindrücke von Wembanyama, Giannis & Dame, den neuen, alten Bucks und den Porzingis-Celtics ... sie ist hier zu finden. (Öffnet in neuem Fenster)

Am Donnerstag erschien zudem die neue Folge Hall of Game - über einen der schwierigsten NBA-Charaktere ever, namens Rick Barry. Öfter fiel der Begriff "A****loch" selten.

https://steadyhq.com/de/hall-of-game/about (Öffnet in neuem Fenster)

SOUNDTRACK

Wirkt passend. Wenn Giannis und Dame sich eines Tages so ergänzen wie Freddie Gibbs und Madlib, ist sowieso alles vorbei.

https://www.youtube.com/watch?v=5u9yWZoGVDU (Öffnet in neuem Fenster)

Bis zum nächsten Mal!