Blind ist kein "böses" Wort
TW: Ableismus
„Blind“ wird wie das Wort „behindert“ oft vermieden. Dabei handelt es sich um eine neutrale Eigenschaft, die in Teil A.6.a der Anlage zu § 2 VersMedVO definiert ist. Ich selbst benenne es, weil ich eben nicht sehbehindert oder hochgradig sehbehindert bin. Menschen die mor begegnen fangen an zu stocken, werden nervös und ich merke, wie sie nach Worten ringen. Dabei suchen sie nach Wörtern, die ihrer Meinung nach nicht negativ behaftet sind.
„Ich nenne es mal Nicht-Sichtigkeit“
oder „Sie sehen ein bisschen weniger“
Fakt ist: Ich bin blind. Und auch, wenn wir gesellschaftlich uns darunter oft vorstellen, dass nichts gesehen werden kann, so bin ich mit meinem Restsehen als gesetzlich blind eingestuft. Für mich ist es wichtig dies so zu benennen. Wenn es um Hilfsmittel oder anderweitige Leistungen geht, ist es ein wichtiger Unterschied, ob ich blind bin oder „nur etwas schlechter sehe“.
Gleichzeitig liegt der Fokus bei diesen Beispielen auf einem Defizit. Was die Person nicht kann, während blind eine neutrale Bezeichnung ist.
Ich fühle mich In solchen Situationen nicht mit meinen Bedürfnissen und Bedarfen ernstgenommen. Denn meine Bedarfe an Barrierefreiheit als blinde Person unterscheiden sich von einem „etwas schlechter sehen“. Denn „etwas schlechter sehen“ spricht mir meine tatsächliche Behinderung und Barrieren ab.
Wenn wir blind nicht sagen können, dann müssen wir dringen unseren eigenen Ableismus checken und uns fragen, was uns an diesem Wort so viel Angst macht?
In unserer Gesellschaft wird das Wort blind immer wieder in verschiedenen ableistischen Sprachbildern abwertend reproduziert:
„Das sieht sogar ein Blinder mit Krückstock“.
Sprichwörter die Abwertung, Unfähigkeit und klaren Ableismus enthalten. Dabei wollen wir in der Situation eigentlich sagen, dass beispielsweise etwas total offensichtlich ist.
Weitere
Blindes Vertrauen = bedingungsloses Vertrauen
Liebe macht blind = Fehler von der Beziehungsperson werden (noch) nicht wahrgenommen
Blind vor Wut = vor Wut nichts mehr wahrnehmen können
Blindlings = unüberlegt, unvorsichtig
Wir verbinden Blindheit mit negativen Eigenschaften und Vorurteilen.
!B
Nadine steht mit ihrer schwarz-weißen Hündin auf einem Weg. Im Hintergrund ist grün zu sehen. Nadine trägt schwarze Boots eine schwarze Leggins und ein blaues bauchfreies T-Shirt. Sie hat grüne Haare. Ihr Hündin sitzt neben ihr. Sie trägt ein rotes Geschirr. Sie schaut zu Nadine hoch. In einem weißen Kasten steht blind, ist kein böses Wort.
Blindlings = unüberlegt, unvorsichtig
Wir verbinden Blindheit mit negativen Eigenschaften und Vorurteilen.