100 Jahre alte Persiluhr am Hafenmarkt ein PR-Schwindel
Stroetmann-Brüder zerknirscht: „Wir wussten es nicht"
Das ist schon ein ziemlich dicker Hund. Mitte April erreichte eine PR-Meldung der Agentur Heithoff die münsterschen Medienredaktionen. Thema: Ein angeblich 100 Jahre altes Stadtmöbel, das lange im Verborgenen geschlummert hatte. Der Agenturtexter gab alles: „Sie ist so grün wie die Pflanzen und Bäume im neuen HafenMarkt-Park. Der Park am Hafenweg bekommt eine echte, etwa fünf Meter hohe Rarität: Vor einigen Tagen nahmen Lutz und Max Stroetmann eine originale Persiluhr in Betrieb". Und schnurrig geht es weiter: „Seit etwa 15 Jahren stand die Uhr im Lager und war genau für diesen Ort gedacht“, freuen sich Lutz und Max Stroetmann. Über 100 Jahre habe das historische „Stadtmöbel“ schon auf dem Buckel. Das Problem: Bei Lichte und emotionsfrei betrachtet stimmt das leider alles überhaupt nicht.
Die Uhr hat keine 100 Jahre auf dem Buckel, es handelt sich vielmehr um einen nostalgischen Nachbau, wie das im Fachjargon heißt, aus dem Jahre 1987. Die Persiluhr haatte bis dato in Coesfeld gestanden hatte, war dort wegen der nicht sauber tickenden Uhrwerke und hohen Reperaturanfälligkeit nicht mehr gewollt war.
Immerhin reden weder die Agentur noch die Stroetmann-Brüder um den heissen Brei herum, als wir sie mit unseren Quellen konfrontieren. Hier die wörtliche Antwort:
„Ihre Quelle (*) macht deutlich, dass die Uhr ziemlich sicher keine 100 Jahre auf dem Buckel hat und einer der Jubiläumsnachbauten ist. In der Geschäftsleitung der Stroetmann-Gruppe war diese Tatsache nicht bekannt. Die wörtliche Aussage: Wir wussten es nicht".
Wie jetzt die Agentur und Lutz und Max Stroetmann unternehmen, um aus der mißglückten PR-Nummer rauskommen, wird man sehen. Fraglich, ob sich der Deutsche PR-Rat, ein Pendant zum Presserat, der Geschichte annehmen wird. Ein Fall dafür wäre der Text sehr wahrscheinlich schon, denn PR laut ist nach eigenem Verhaltenskodex zur Wahrhaftigkeit verpflichtet und PR-Leute dürfen keine falschen und irreführenden Informationen verbreiten noch das Vertrauen angesprochener Öffentlichkeiten missbrauchen.
Für die Informantin der MVZ-Redaktion passt das alles irgendwie ins Bild, egal ob man die ganze PR-Meldung als „erlogen oder nur grenzwertig irreführend" bezeichne. Der Hafen„markt" sei ja auch keine „Markthalle", wie es versucht wurde, zu verkaufen. Das sei sozusagen „stringent fake". (fb).
Bild: Sie ist eher am Rande des HafenMarkt-Parks zu finden, der auch erst noch ein Park werden muss: Die nostalgische Persil-Uhr. Foto: Frank Biermann
(*)
https://www.azonline.de/.../persil-uhr-kommt-untern... (Öffnet in neuem Fenster)
https://www.zeitreise.henkel.de/?id=675036 (Öffnet in neuem Fenster)